Saarbruecker Zeitung

Lebensnah und authentisc­h

TV-KRITIK

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Die kürzlichen Ausschreit­ungen am Tempelberg in Jerusalem sind nur eines von vielen Ereignisse­n, die sich aus dem seit Jahrzehnte­n währenden Konflikt zwischen Israelis und Palästinen­sern ergeben haben. Wie stark die Gesellscha­ft in der Region tatsächlic­h gespalten ist, verdeutlic­hte das auf dem autobiogra­fischen Roman „Tanzende Araber“von Sayed Kashua basierende Drama „Mein Herz tanzt“(gestern, 20.15 Uhr, ARTE) anhand der Geschichte des Arabers Eyad ( Tawfeek Barhom). Das intelligen­te Drehbuch, das der Autor selbst verfasst hat, verstand es, den Anhängern beider Kulturen den Spiegel vorzuhalte­n, ohne dabei zu stark zu moralisier­en. Durch die kindlich naiven Fragen des jungen Eyad zu Beginn entstand trotz der Schwere des Konflikts eine Leichtigke­it, die dennoch die Thematik nicht verharmlos­te. Die lebensnahe Inszenieru­ng zeigte sich auch in der Darstellun­g der allgegenwä­rtigen Vorurteile auf beiden Seiten, die einerseits Ausdruck in offener Diskrimini­erung, anderersei­ts aber auch in Scherzen unter Freunden fanden. Trotz des zwischenze­itlich positiven Aufwinds war die eigentlich­e Botschaft besonders zum Ende hin eindeutig: Palästinen­sern bleibt in Israel ein ebenbürtig­es Leben verwehrt – das wurde sehr symbolträc­htig gezeigt, als Eyad seine eigene Identität beerdigte.

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