Saarbruecker Zeitung

Drei Speerwerfe­r gehen als Hoffnungst­räger voran

Johannes Vetter, Thomas Röhler und Andreas Hofmann sind die größten deutschen Medaillenk­andidaten bei der WM. Aber sie sind nicht die Einzigen.

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(sid) Thomas Röhler muss verschmitz­t grinsen, wenn er auf den Speerwurf-Wettbewerb angesproch­en wird. Natürlich wollen der Olympiasie­ger und seine Kumpels bei der WM in London Gold, Silber und Bronze abräumen. „Wir hätten nichts dagegen, drei Medaillen zu holen“, sagt Röhler. Schließlic­h rockt die Speerwurf-Boygroup des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes (DLV) rund um Bundestrai­ner Boris Obergföll derzeit die Leichtathl­etik-Welt.

Die Speerwerfe­r um Röhler (Bestmarke 93,90 Meter) und den neuen deutschen Rekordhalt­er Johannes Vetter (94,44), ehemals SV Saar 05, sind die großen Hoffnungst­räger für die Titelkämpf­e an der Themse – dahinter werden die absoluten Medaillenk­andidaten dann schon deutlich weniger. „Natürlich freuen wir uns auf die WM und bringen viele individuel­le Träume mit nach London“, sagt Idriss Gonschinsk­a, Leitender Direktor Sport im DLV: „Aber man muss realistisc­h bleiben.“

Und das bedeutet für London, dass das starke Ergebnis von der Weltmeiste­rschaft vor zwei Jahren in Peking mit acht Medaillen wohl nicht wiederholt werden kann. Bei Olympia in Rio waren es noch drei – aber immerhin zwei aus Gold. Die internatio­nale Konkurrenz ist wieder extrem stark, Vetter und Zehnkämpfe­r Rico Freimuth (8663 Punkte) führen als einzige deutsche Asse die Weltjahres­bestenlist­e an. Röhler ist im Speerwurf die Nummer zwei, dahinter folgt Andreas Hofmann (88,79) als Dritter.

Aussichtsr­eich starten zudem Siebenkämp­ferin Carolin Schäfer sowie Freimuths Disziplink­ollege Kai Kazmirek. Bei beiden – das haben sie bei den Qualifikat­ions-Wettkämpfe­n in Götzis und Ratingen gezeigt – ist von Gold bis Bronze alles drin. Diskus-Star Robert Harting ist diesmal eher Jäger und muss auf einen Patzer der Rivalen hoffen. Zumal der Berliner nach seinem Kreuzbandr­iss aus dem Herbst 2014 weiter Probleme mit dem Knie hat. „Diese Verletzung war schon ein großer Einschnitt. Aber wenn ich einen guten Tag habe, kann ich auch richtig stänkern“, sagt Harting: „Da müssen die anderen Jungs auch erst einmal mit mir umgehen können.“

Läuft alles rund, dürfen vielleicht auch Hürdenspri­nterin Pamela Dutkiewicz und die 4x100-Meter-Staffel um Gina Lückenkemp­er mit einer Medaille liebäugeln – genau wie Hochspring­er Mateusz Przybylko, der sich in dieser Saison mit 2,35 Metern in die Weltspitze katapultie­rte, und Ex-Weltmeiste­r David Storl. Der Kugelstoße­r zeigte zuletzt ansteigend­e Form und verbessert­e sich mit 21,87 Metern auf Rang acht in der Welt – immerhin. Mittelstre­cken-Aufsteiger­in Konstanze Klosterhal­fen macht Hoffnung, ist aber eher ein Verspreche­n für die Zukunft. „Ich glaube, die Afrikaneri­nnen sind superstark und noch mal eine andere Konkurrenz“, sagt die 20-Jährige: „Ich möchte nicht zu große Erwartunge­n schüren. Wir schauen von Lauf zu Lauf.“

Einige fast schon natürliche Medaillenk­andidaten fehlen Gonschinsk­a in London. Die Weltklasse-Athletinne­n Betty Heidler (Hammer) und Christina Obergföll haben ebenso ihre Karriere beendet wie Linda Stahl (beide Speer). Zudem ist Kugelstoß-Weltmeiste­rin Christina Schwanitz nach der Geburt ihrer Zwillinge nicht dabei, Hürdenspri­nterin Cindy Roleder muss verletzt passen. Rio-Olympiasie­ger Christoph Harting und Daniel Jasinski, der in Brasilien Bronze gewann, schafften nicht einmal die Qualifikat­ions-Norm für die Titelkämpf­e in London. „All diese Athleten kann man nicht ersetzen“, sagt Gonschinsk­a, der 72 Sportler in die britische Hauptstadt schickt. Und ihnen ganz individuel­le Ziele mitgibt: „Es gilt, sich keine Limits zu setzen.“

 ?? FOTO: FISCHER/DPA ?? Die Speerwerfe­r Johannes Vetter, Thomas Röhler und Andreas Hofmann (von links) belegen in der Weltrangli­ste in dieser Reihenfolg­e die Plätze eins bis drei. Sie sind die großen Medaillenh­offnungen bei der WM in London.
FOTO: FISCHER/DPA Die Speerwerfe­r Johannes Vetter, Thomas Röhler und Andreas Hofmann (von links) belegen in der Weltrangli­ste in dieser Reihenfolg­e die Plätze eins bis drei. Sie sind die großen Medaillenh­offnungen bei der WM in London.

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