Saarbruecker Zeitung

Forscher beheben Gendefekt an Embryonen

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PORTLAND/ERLANGEN/GÖTTINGEN (dpa) Forscher haben bei menschlich­en Embryonen einen Gendefekt behoben. Sie korrigiert­en mit Hilfe der Genschere Crispr-Cas9 eine Mutation, die zu Herzmuskel­verdickung (Hypertroph­e Kardiomyop­athie) führt. Andere Erbgut-Teile wurden dadurch nicht geschädigt, wie die Forscher im Magazin „Nature“betonen. Mit dem Verfahren könne man eines Tages tausende Erbkrankhe­iten verhindern, schreibt das Team um Shoukhrat Mitalipov von der Oregon Health and Science University in Portland.

Bei Mitglieder­n des Deutschen Ethikrats stieß die Arbeit auf ein geteiltes Echo. Der Vorsitzend­e Peter Dabrock spricht von „unseriösen Heilsversp­rechungen“. Dagegen sagt Medizineth­ikerin Claudia Wiesemann von der Universitä­tsmedizin Göttingen, die Studie zeige, dass die Technik unter Umständen praktikabe­l sein könne. Ob dies wünschensw­ert sei, hänge vom Einzelfall ab. In Deutschlan­d sind solche Versuche verboten.

Menschlich­e Embryonen wurden schon mehrfach genetisch verändert: So wurden unter anderem Studien aus China bekannt, in denen Forscher versucht hatten, Erbgut mit Hilfe von Crispr-Cas9 zu reparieren – allerdings mit weniger guten Resultaten. Britische Forscher hatten bereits 2008 einen Embryo mit dem Erbgut von drei Eltern geschaffen. Die Forscher injizierte­n nun Spermien eines Mannes mit der Erbgut-Mutation in eine Eizelle zusammen mit der Genschere CrisprCas9, die den Erbgut-Doppelstra­ng an der mutierten Stelle aufschneid­en sollte: Knapp drei Viertel der 58 Embryonen in der Studie trugen die Mutation später nicht mehr.

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