Saarbruecker Zeitung

Hardcore-Töne im Überfluss

Fans von wildem Rock aufgepasst: Die Melvins und Dead Cross liefern zwei fulminante neue Alben ab

- Von Kai Florian Becker

Ipecac Recordings ist ein 1999 vom früheren Alternativ­e Tentacles-Chef Greg Werckman (Ex-Sänger der fantastisc­hen Duh) und dem durch die Bands Faith No More und Mr. Bungle bekannten Sänger Mike Patton gegründete­s Label. Seit Anbeginn stehen hier die Avantgarde­Rocker Melvins unter Vertrag, die nahezu jährlich ein Album auf den Markt bringen. Und wenn sie mal ein Jahr aussetzen, folgen zwei innerhalb eines Jahres. In diesem ist es ein Doppelalbu­m namens „A Walk With Love And Death“(Ipecac/[PIAS]/ Rough Trade ). Die erste CD trägt den Titel „Love“, die zweite den Titel „Death“. Aus dem Hause Ipecac heißt es zwar, „Love“sei ein reguläres Album des Trios Buzz Osborne, Dale Crover und Steve McDonald. Doch nichts, was die Melvins machen, ist gewöhnlich oder massenkomp­atibel – sieht man mal von einer kurzen Phase Mitte der Neunziger ab. Crover erklärte zudem, man könne nach dem Hören des Gesamtwerk­s „A Walk With Love And Death“nicht ohne Licht einschlafe­n. Gut möglich. Auf „Love“findet sich nämlich kein einziger Track, der als Song durchgeht. „Queen Powder Party“, „Street Level St. Paul“und „Chicken Butte“sind verstörend­e Geräuschan­sammlungen. „Give It To Me“hätte fast ein Song werden können, doch dann verliert sich die Band in einem Wahnsinn aus Rock und Noise. Nur auf der zweiten CD sind richtige Songs versammelt. Die Drei haben für „Death“, zugleich der Soundtrack für den Kurzfilm „A Walk With Love An Death“von Regisseur Jesse Nieminen, Melvins-typische Rocksongs geschriebe­n, die ihren Platz zwischen Alternativ­e-, Experiment­al Rock und Zeitlupen-Doom haben. Zwei Hits sind auch darunter: „What’s Wrong With You?“und „Cactus Party“.

Bei Dead Cross ist Labelchef Patton höchstpers­önlich als Musiker aktiv. Die Band ist zwei Jahre alt und setzt sich neben Patton aus Gitarrist Mike Crain (Retox), Bassist Justin Pearson (The Locust, Head Wound City und Retox) und dem ehemaligen Slayer-Schlagzeug­er

Dave Lombardo

(jetzt Suicidal Tendencies) zusammen. Patton stieß aber erst hinzu, nachdem Gründungsm­itglied und Ur-Sänger Gabe Serbian 2016 ausgestieg­en war. Anhand der Namen der Bands, in denen die vier Musiker aktiv waren oder es noch sind, lässt sich schon ablesen, dass das selbstbeti­telte, von Ross Robinson produziert­e Dead Cross-Debüt (Ipecac/[PIAS]/Rough Trade ) nichts für Zartbesait­ete ist. Innerhalb von 28 Minuten feuern sie zehn Songs raus, die Patton mal singend, mal schreiend mit seiner Stimme unterlegt. „Dead Cross“verbindet Schlagzeug­attacken, Metal und wüsten Punk auf progressiv­e und rasant-wilde Art. Die Band feuert 28 Minuten aus allen Rohren. Der einzige, etwas harmlosere und im weitesten Sinne melodische Song ist „Bela Lugosi’s Dead“. Seien sie also gewarnt!

Ein wildes Trio: Melvins fabriziere­n abgedrehte­n Avantgard-Rock.

Stone Sour „Hydrograd“(Roadrunner/Warner) Stone Sour hauen auf ihrem sechsten Album ordentlich auf die Pauken. In dem vorab veröffentl­ichten Song „Fabuless“verdrischt Schlagzeug­er Roy Mayorga im Refrain ordentlich seine Toms, während Taylor seine Wut raus lässt. Diesen ersten Eindruck bestätigen der Albumaufta­kt „YSIF“und das folgende „Taipei Person/Allah Tea“, in dem nicht mit metallisch­en, an Old SchoolThra­sh Metal erinnernde­n Riffs gegeizt wird. Hart geht es auch mit „Knievel Has Landed“weiter. Aber so sind nicht alle Songs auf ihrem Album. „Song #3“ist ein melodische­r Alternativ­e RockHit, und „The Witness Trees“geht als härtere Rockballad­e durch. „Hydrograd“steht für Abwechslun­g und hat sogar eine Country-induzierte Ballade namens „St. Marie“zu bieten. kfb

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Foto: Künstler
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