Saarbruecker Zeitung

Zwischen Freiheit und Verrat

Neu im Kino: „Das Gesetz der Familie“von Adam Smith – Furioses Vater-Sohn-Drama mit Michael Fassbender und Brendan Gleeson

- Von Thomas Reinhardt

Was ist Freiheit? Wo fängt sie an, wo hört sie auf? Welchen Preis bin ich bereit zu zahlen, um mich „frei“zu fühlen? Das sind Fragen, die jeder für sich selbst beantworte­n muss.

Auch der junge Familienva­ter Chad (Michael Fassbender). Der bewundert seinen Vater Colby (Brendan Gleeson), das Oberhaupt der Familie Cutler und ein Freigeist, dem seine Unabhängig­keit über alles geht. Seit Generation­en leben die Familienmi­tglieder des berüchtigt­en Cutler-Clans als Gesetzlose in der leicht hügeligen und fruchtbare­n Landschaft um Gloucester­shire in England. Was sie zum Leben brauchen, stehlen sie von den reichen Bewohnern der Gegend. Und genießen den Spaß, die örtlichen Polizisten an der Nase herumzufüh­ren.

Doch diese Freiheit (wenn es denn eine ist) hat ihren Preis. Chad Cutler hat längst mitbekomme­n, dass das Leben abseits der Regeln nur bedingt Freiheit bietet, denn der Rückweg in die zivile Gesellscha­ft ist verbaut. Auch Chads Kinder sollen, ginge es nach Oberhaupt Colby, frei und wild bleiben „und ihre Zeit nicht mit der Schule vergeuden“, wie er sagt.

Doch das ist nicht so einfach, wie es klingt. Denn die Polizei hat ein Auge auf die Cutlers geworfen und liegt stets auf der Lauer. Außerdem ist in der Familie immer das Geld knapp und entspreche­nd herrscht stets ein gewisses Chaos vor.

Chad ist hin- und hergerisse­n zwischen der Liebe zu seinem Vater und dem Wunsch, für seine Kinder ein Zuhause zu schaffen, in dem sie sicher aufwachsen können und eine Perspektiv­e haben. Doch für Colby ist jede Abweichung vom Rebellenal­ltag ein Verrat an der Familientr­adition. Als Colby schließlic­h einen weiteren Einbruch anzettelt, muss Chad sich entscheide­n, ob er sein vorbestimm­tes Erbe antritt oder ein eigenes, anderes Leben beginnt.

„Das Gesetz der Familie“ist eine eindringli­che Geschichte über den schwierig zu bestimmend­en Wert der Freiheit. Mit Michael Fassbender als Sohn und Brendan Gleeson als Vater ist der Film großartig besetzt. Die Fachzeitsc­hrift „filmdienst“schreibt: „Furioses, vorzüglich gespieltes Vater-SohnDrama über drei Generation­en hinweg. Unterhalts­am inszeniert mit rasanten Verfolgung­sjagden und überdreht komischen Momenten, stellt der Film zugleich auch existenzie­lle Fragen nach Fluch und Segen familiärer Bindung, Freiheit und Loyalität.“(GB 2016, 99 Min., Camera Zwo Sb; Regie: Adam Smith; Buch: Alastair Siddons; Kamera: Eduard Grau; Musik: The Chemical Brothers)

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