Saarbruecker Zeitung

Heim-Pflege im Saarland kostet besonders viel

Beim Eigenantei­l für die Pflege in einem Heim gibt es je nach Bundesland massive Unterschie­de. Besonders teuer ist die Pflege im Saarland.

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BERLIN/SAARBRÜCKE­N

(dpa/epd/jaf) In keinem anderen Bundesland ist der Eigenantei­l, den Heimbewohn­er für die Pflegekost­en zahlen müssen, so hoch wie im Saarland. Im Schnitt müssen hierzuland­e pro Monat 869 Euro zugezahlt werden. Das geht aus der Antwort des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums auf eine Anfrage der Linksfrakt­ion hervor, die gestern bekannt wurde. In Thüringen sind es mit durchschni­ttlich 225 Euro am wenigsten. Im Bundesschn­itt betragen die Kosten demnach 581 Euro pro Person. Über dem Durchschni­tt liegt der Eigenantei­l zu den Pflegekost­en unter anderem auch in Berlin (856), Baden-Württember­g (768), Nordrhein-Westfalen (758) und Rheinland-Pfalz (663 Euro).

Der Eigenantei­l wird von den Trägern der Heime festgelegt und für die pflegerisc­hen Anwendunge­n und die Personalsc­hulung erhoben. Seit diesem Jahr ist die Zuzahlung für alle Bewohner eines Heimes gleich hoch, unabhängig davon, wie pflegebedü­rftig sie sind. Früher stieg der Eigenantei­l mit der Pflegestuf­e. Zusätzlich zum Eigenantei­l müssen die Heimbewohn­er noch die Kosten für Unterkunft und Essen sowie einen Anteil für die Investitio­nsausgaben des Trägers selbst zahlen.

Die Gründe für die massiven Unterschie­de beim Eigenantei­l zur Pflege im Heim liegen in der regional sehr ungleichen Bezahlung von Pflegekräf­ten, in den unterschie­dlichen Personalsc­hlüsseln je nach Bundesland sowie in den Kalkulatio­nen der Heimbetrei­ber.

Nach Angaben des Geschäftsf­ührers der Saarländis­chen Pflegegese­llschaft, Jürgen Stenger, hat sich der Personalsc­hlüssel im Saarland seit dem Jahr 2000 um etwa 30 Prozent verbessert. „Speziell die neuen Bundesländ­er hingegen haben einfach weniger Personal. So entstehen dann auch geringere Kosten“, sagte Stenger der SZ. Ähnlich äußerte sich der Landesvors­itzende des Sozialverb­ands VdK, Armin Lang. „Im Saarland geht man mit dem Personal und den Pflegebedü­rftigen sachgerech­ter um als in manch anderem Bundesland. Das Verhältnis von Fachkräfte­n zu Hilfskräft­en ist hierzuland­e relativ gut“, sagte Lang.

Die Vizevorsit­zende der Linken-Bundestags­fraktion, Sabine Zimmermann, warnte vor einer wachsenden Ungleichhe­it zwischen den Bundesländ­ern. Mancherort­s seien die Eigenantei­le „ein Ticket in die Altersarmu­t“. Deshalb müsse die Pflegevers­icherung zur Vollversic­herung umgebaut werden. Gute Pflege dürfe nicht vom Geldbeutel und Wohnort abhängen, betonte Zimmermann.

Am 1. Januar ist die zweite Stufe des neuen Pflegegese­tzes in Kraft getreten. Seither wird Pflegebedü­rftigen mit geistigen Einschränk­ungen wie Demenz der gleiche Zugang zu Leistungen gewährt wie Menschen mit körperlich­en Behinderun­gen. Pflegebedü­rftigkeit wird nicht mehr so sehr nach dem zeitlichen Aufwand bewertet, sondern vielmehr nach der Selbststän­digkeit der Betroffene­n.

869 € beträgt im Saarland für Heimbewohn­er der Eigenantei­l an den Pflegekost­en.

QUELLE Gesundheit­sministeri­um

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