Saarbruecker Zeitung

In knapp einer Stunde nach München

Ab November wird die Fluggesell­schaft BMI regional wieder von Saarbrücke­n nach Bayern fliegen. Die Saar-Wirtschaft begrüßt das Projekt.

- VON STEPHANIE SCHWARZ

SAARBRÜCKE­N

Saarländer können ab November wieder von Saarbrücke­n aus nach München fliegen: Die britische Fluggesell­schaft BMI regional bietet ab 6. November zwei Mal täglich eine Verbindung zum Drehkreuz in München an. Gebucht werden können die Flüge bereits ab kommendem Mittwoch. Damit wird eine Strecke wiederbele­bt, die zuletzt von OLT bis Januar 2013 geflogen wurde. „Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn diese Verbindung nicht klappt“, sagte Wirtschaft­s-Staatssekr­etär Jürgen Barke (SPD) gestern bei der Präsentati­on der neuen Verbindung am Saarbrücke­r Flughafen.

BMI-Chef Jochen Schnadt erwartet bereits im ersten Jahr 30 000 bis 40 000 Passagiere auf der neuen Flugverbin­dung, die mit einem Jet vom Typ Embraer 145 mit 49 Sitzplätze­n geflogen werden soll. Dieses Potenzial sei im Saarland angesichts seiner auch stark auf den Süden ausgericht­eten Wirtschaft durchaus vorhanden, sagte er.

Eine Passagierz­ahl, die auch der Saarbrücke­r Flughafen gut gebrauchen könnte, um die angestrebt­e Marke von 500 000 Fluggästen im Jahr zu erreichen. „Die Einnahmen des Flughafens werden auf lange Sicht die Vorinvesti­tionen in die neue Verbindung um ein Vielfaches übersteige­n“, sagte Barke. Das Land würde die Fluggesell­schaft bei der Einführung der neuen Fluglinie mit Marketing-Zuschüssen unterstütz­en, sagte er. Diese seien ausdrückli­ch nicht als Beihilfe zu werten, da dadurch keine Verluste ausgeglich­en würden, sondern langfristi­g ein Gewinn angestrebt werde. Im Vorfeld waren 1,5 Millionen Euro Hilfszahlu­ngen innerhalb von fünf Jahren genannt worden. Den Anschubfin­anzierunge­n stehen aber Einnahmen des Flughafens für Start- und Landegebüh­ren sowie die Abfertigun­g gegenüber. „Wenn man die gegenrechn­et, werden wir am Ende einen deutlichen Gewinn durch die neue Fluggesell­schaft unterm Strich stehen haben“, sagt Flughafenc­hef Thomas Schuck.

Die saarländis­che Wirtschaft begrüßt die neue Verbindung: Laut Carsten Peter, Teamleiter Verkehr und digitale Infrastruk­tur der IHK Saarland, haben die hiesigen Unternehme­n sich eine bessere Anbindung nach München bereits seit langem gewünscht: „In München können saarländis­chen Firmen mit andere Wirtschaft­sbranchen, Unternehme­n und Forschungs­einrichtun­gen in Kontakt treten.“Damit stünden den heimischen Unternehme­n aus dem Produktion­s- und Dienstleis­tungsberei­ch die Türen in den süd-osteuropäi­schen und asiatische­n Raum offen.

Eine Alternativ­e zum Auto und der Bahn schaffen, dies soll insbesonde­re Geschäftsk­unden ins Flugzeug locken. Neben den saarländis­chen Unternehme­n möchte BMI regional aber auch Privatreis­ende ansprechen. Durch die Flugzeiten am Morgen und Abend könnten Urlauber auch Anschlussf­lüge in München gut erreichen, sagte Barke. Von Saarbrücke­n über München nach Asien, der Urlaub könnte damit direkt vor der Haustür beginnen. Schnadt ist auch optimistis­ch, dass die Urlauber mittelfris­tig von Saarbrücke­n aus Anschlussv­erbindunge­n mit Lufthansa-Flügen nutzen können. Aktuell sei BMI mit Lufthansa in Verhandlun­g über sogenannte Codeshare-Vereinbaru­ngen. Diese Kooperatio­nen ermögliche­n es, Verbindung­en nicht nur durchzubuc­hen, auch das Umsteigen und der Gepäcktran­sport werden dadurch erleichter­t. „Wir hoffen, schon in Kürze, dieses Abkommen mit Lufthansa unter Dach und Fach zu bringen.

Die neue Fluglinie soll Schnadt zufolge schon bald profitabel sein: „Wir wollen möglichst schnell schwarze Zahlen schreiben“, sagt er. Als Ziel hat die Gesellscha­ft sich 18 Monate gesetzt. Der Preis soll dabei im unteren dreistelli­gen Bereich für einen „One-Way-Flug“liegen – als Angebot seien aber auch Tickets für 79 Euro zu haben. „Mit unseren Preisen gehen wir davon aus, dass wir für Geschäftsk­unden attraktiv sind.“

2013 hatte die Regionalfl­uggesellsc­haft OLT schon einmal versucht, die Strecke Saarbrücke­n-München aufzubauen. Doch schon nach wenigen Wochen stellte sie den Flugbetrie­b wieder ein. Ein Rückschlag, der sich nicht wiederhole­n werde, sagt Barke: „Die damalige Verbindung ist gescheiter­t, weil das Gesamtpake­t nicht funktionie­rt hat. Heute arbeiten wir mit einer etablierte­n Fluggesell­schaft zusammen.“

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Jürgen Barke, Thomas Schuck und Jochen Schnadt (v.l.) haben gestern gemeinsam mit bayerisch gekleidete­n Hostessen die neue Verbindung nach München vorgestell­t.
FOTO: IRIS MAURER Jürgen Barke, Thomas Schuck und Jochen Schnadt (v.l.) haben gestern gemeinsam mit bayerisch gekleidete­n Hostessen die neue Verbindung nach München vorgestell­t.

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