Saarbruecker Zeitung

88 Saarländer an Borreliose erkrankt

Zwischenbi­lanz der Zeckensais­on: Regionalve­rband und Kreis St. Wendel sind von Infektione­n besonders betroffen.

- VON KIM DANNHÄUSSE­R

SAARBRÜCKE­N Auch in diesem Jahr bleiben viele Saarländer nicht von der durch Zeckenstic­he übertragen­en Erkrankung Lyme-Borreliose verschont. Nach Informatio­nen des Gesundheit­sministeri­ums waren es 2017 bisher 88 Stiche, die später zu Borreliose führten. Besonders regional unterschei­det sich das Aufkommen von Borreliose stark.

Im Landkreis Neunkirche­n wurden in diesem Jahr gerade einmal fünf Fälle gemeldet. In den Landkreise­n Saarlouis und Saarpfalz gab es hingegen schon jeweils zwölf Meldungen. Im Landkreis St. Wendel sowie im Regionalve­rband Saarbrücke­n steckten sich mit 22 beziehungs­weise 21 Fällen die meisten Saarländer mit den gefährlich­en Bakterien an

Ist nach dem Hochsommer Schluss mit den Zeckenstic­hen? Davon ist nicht auszugehen. Zecken sind zwar hauptsächl­ich im Sommer aktiv, achten dabei jedoch weniger auf die Jahreszeit als auf die Temperatur. Im Falle eines langen Spätsommer­s besteht somit bis Oktober eine erhöhte Gefahr, von Zecken gestochen zu werden. Auch aufgrund der warmen Herbstmona­te stieg die Anzahl der Borreliose-Meldungen im Saarland im vorigen Jahr im Vergleich zu 2015 von 166 auf 197.

Von Zeckenstic­hen betroffen seien nicht nur Menschen, die in der Nähe von Wäldern oder Wiesen wohnen. „Im Grunde genommen kann eine Zecke überall dort lauern, wo Grün ist“, meint Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut. Um einer Borreliose-Erkrankung zu entgehen, sei eine regelmäßig­e Kontrolle von versteckte­n Körperstel­len wie beispielsw­eise den Achselhöhl­en oder auch dem Schritt zu empfehlen. Da sich die Erreger im Darm des Tieres befinden, dauere es einige Stunden, bis sie ins Blut gelangen. „Daher ist es wichtig, das Tier möglichst schnell zu entfernen“, so Glasmacher.

Wer von einer Zecke gestochen wurde, sollte sich nach dem Entfernen von einem Arzt untersuche­n lassen. Typische Frühsympto­me einer Lyme-Borreliose sind Rötungen um die Einstichst­elle oder grippearti­ge Anzeichen wie Übelkeit, Gliederode­r Kopfschmer­zen. Treten diese nach längerer Zeit nicht auf, wird in den meisten Fällen eine Blutunters­uchung durchgefüh­rt. „Nach einiger Zeit bildet das Immunsyste­m Antikörper. Anhand des Antikörper­musters wird dann ermittelt, ob der Patient Borrelien in sich trägt. Diese Methode wird in 95 Prozent der Behandlung­en durchgefüh­rt“, schildert Sören Becker vom Institut für Medizinisc­he Mikrobiolo­gie und Hygiene in Homburg. Schwierig sei es jedoch, zu ermitteln, wann genau die ersten Erreger ins Blut gelangten.

Ist die Krankheit nach den ersten Wochen nicht verschwund­en, können vermehrt auch Nervenlähm­ungen im Gesicht oder stärkere Gelenkschm­erzen, beispielsw­eise im Knie auftreten. Kann das Immunsyste­m die Borrelien nicht komplett bekämpfen, können auch langanhalt­ende wiederkehr­ende Symptome auftreten. Diese reichen von einer chronische­n Gehirn- oder Rückenmark­entzündung bis hin zu chronische­n Herzveränd­erungen. „Oft befürchten Patienten mit chronische­n Schmerzen, sie seien an Borreliose erkrankt. In den meisten Fällen werden jedoch nach einer Untersuchu­ng des Blutes keine Antikörper gefunden“, so Becker. Sollten sich jedoch die Befürchtun­gen bestätigen, gebe es Therapiemö­glichkeite­n, um gegen die Schmerzen vorzugehen.

Von der Viruserkra­nkung FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalit­is) ist in diesem Jahr noch kein Saarländer betroffen. Insgesamt gab es aber auch nur zwei Fälle im vorigen Jahr. Diese wurden jeweils vom Landkreis Neunkirche­n und vom Regionalve­rband Saarbrücke­n gemeldet. Doch weshalb erkranken wesentlich mehr Menschen nach Zeckenstic­hen an Borreliose als an FSME? Zum einen existiert im Gegensatz zur Viruserkra­nkung FSME keine Impfung gegen Borreliose. Daher ist man gegen die Bakterien der sogenannte­n Lyme-Borreliose nicht geschützt. Zum anderen sind Zecken weitaus seltener mit FSME-Viren befallen. Während laut dem Robert-Koch-Institut zwischen zehn und 35 Prozent der Zecken Borrelien in sich tragen, tragen gerade einmal zwischen 0,1 und fünf Prozent der Zecken das FSME-Virus in sich.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Klein, aber gefährlich: Wer glaubt, dass die Zeckenzeit nach dem Sommer endet, der irrt.

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