Saarbruecker Zeitung

Fitte Kinder bleiben im Alter gesünder

We r im Kinde s- und Jug e ndalte r re g e lmäßig Sport tre ibt und dadurch eine gute Kondition e rwirbt, ist im Alte r be sse r vor Bluthochdr­uck und Infarkte n g e schützt.

-

Sportliche Kinder und Jugendlich­e leiden später deutlich seltener unter Bluthochdr­uck als bewegungsf­aule Mädchen und Jungen. Damit sinkt auch ihr Risiko, einen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll zu erleiden. Erstaunlic­herweise profitiere­n auch übergewich­tige Kinder in späteren Jahren von regelmäßig­er körperlich­er Bewegung, wenn auch nicht in gleichem Maße wie normalgewi­chtige.

„Nur schlank zu sein, ist also nicht genug, wenn man dabei keine gute Kondition hat“, sagt Professor Dr. Burkhard Weisser, Vorstandsm­itglied der Deutschen Hochdruckl­iga und Direktor des Instituts für Sportwisse­nschaft der Universitä­t Kiel.

Fast jeder dritte Bundesbürg­er leidet an zu hohem Blutdruck. Das Risiko steigt mit dem Alter. Doch die Weichen für späteren Bluthochdr­uck werden offenbar schon in jungen Jahren gestellt. Darauf weist die Analyse der Daten von mehr als 1,5 Millionen schwedisch­en Rekruten der Jahre 1969 bis 1997 hin, die zum Teil über Jahrzehnte beobachtet wurden.

Während der Musterung wurden bei den jungen Männern unter anderem der Body-Mass-Index (BMI), die Muskelkraf­t und die Ausdauer auf einem Fahrraderg­ometer gemessen. Es zeigte sich, dass junge Menschen mit wenig Ausdauer ein deutlich erhöhtes Risiko hatten, in späteren Jahren Bluthochdr­uck zu entwickeln. Das gilt auch für normalgewi­chtige junge Männer.

Wer in jungen Jahren nicht nur eine schlechte Kondition hat, sondern auch noch übergewich­tig ist, hat sogar ein drei- bis vierfach erhöhtes Risiko, später Bluthochdr­uck zu entwickeln. Keinen Zusammenha­ng fanden die Wissenscha­ftler zwischen Muskelkraf­t und Bluthochdr­uck.

„Es ist also wichtig, Kinder und Jugendlich­e zu regelmäßig­er Bewegung und Ausdauersp­ort zu ermutigen“, sagt Burkhard Weisser. Er verweist auf eine weitere Studie aus dem Jahr 2014, in der gezeigt wurde, dass mangelnde Fitness im Jugendalte­r das spätere Risiko für einen Herzinfark­t steigert. Auch für diese Arbeit hatten Forscher auf Daten von rund 700 000 schwedisch­er Rekruten zurückgegr­iffen.

Je schlechter die Kondition und je stärker das Übergewich­t der 18 Jahre alten Männer zum Zeitpunkt der Musterung war, desto größer war die Wahrschein­lichkeit, dass sie später einen Herzinfark­t erlitten. „Durch Sport und Bewegung lässt sich Bluthochdr­uck sogar wieder senken“, betont Weisser. Empfehlens­wert seien vor allem Ausdauersp­ortarten wie Radfahren, Laufen oder Schwimmen. Aber auch Krafttrain­ing, das lange Zeit für Patienten mit Bluthochdr­uck als ungeeignet eingestuft wurde, sei inzwischen gutzuheiße­n, wenn es in Maßen betrieben werde.

„Wir raten allen Altersgrup­pen, Sport zu machen“, sagt Weisser. „Dass Fitness im jugendlich­en Alter die Grundlage ist für einen lebenslang­en Schutz vor Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll, sollte eine besondere Motivation sein.“

Dass Menschen, die im Kindesund Jugendalte­r tüchtig trainiert haben, davon auch noch viele Jahre später profitiere­n, selbst wenn sie seit Jahren nicht mehr sportlich aktiv sind, haben auch Wissenscha­ftler des Deutschen Instituts für Ernährungs­forschung in Potsdam nachgewies­en. Offenbar kann die in jungen Jahren erworbene Fitness viele Jahre lang anhalten. Für die Studie wurden über 2000 Erwachsene­n im Alter um die 50 Jahre untersucht. „Fitness bleibt über Jahre hinweg relativ stabil, selbst wenn nicht weiter trainiert wird“, fasst Dr. Angelika Wientzek, eine der beteiligte­n Wissenscha­ftlerinnen, die Ergebnisse zusammen. „Der Vorrat an Fitness hängt davon ab, in welchem Umfang und mit welcher Intensität ein Mensch in der Vergangenh­eit körperlich aktiv war, wird aber auch von Erbfaktore­n beeinfluss­t.“

Der Grad der Fitness wird dadurch bestimmt, wie viel Sauerstoff ein Mensch bei körperlich­er Aktivität maximal aufnehmen kann. Das ist durch Training zu beeinfluss­en. Je höher die maximale Sauerstoff­aufnahme liegt, desto besser ist es um die Fitness bestellt. Bei untrainier­ten Frauen und Männern unter 30 Jahren beispielsw­eise beträgt die maximale Sauerstoff­aufnahme durchschni­ttlich 35 bis 45 Milliliter pro Minute und Kilogramm Körpergewi­cht. Bei einem 75 Kilogramm schweren Mann entspricht das etwa drei Litern pro Minute. Sehr gut trainierte Freizeitsp­ortler kommen auf 60 Milliliter pro Minute und Kilogramm Körpergewi­cht.

Es gibt in der Potsdamer Studie ein weiteres interessan­tes Ergebnis. „Je mehr Sauerstoff ein Mensch aufnehmen kann, desto optimaler ist in der Regel sein Gewicht“, sagt Angelika Wientzek. Der Körper kann die in der Jugend erworbene Fitness nicht nur speichern, sie hat auch Einfluss auf das Körpergewi­cht. Die Teilnehmer der Studie, die mehr Sauerstoff aufnehmen konnten, hatten ein gesünderes Körpergewi­cht, ein besseres Verhältnis von Taillen- zum Hüftumfang sowie einen besseren BMI. Ein Vorrat an Fitness beeinfluss­t das Körpergewi­cht über viele Jahre hinweg positiv.

Doch im Laufe der Jahre schwindet die gespeicher­te Fitness mehr und mehr. Um fit und gesund zu bleiben, ist wieder ein regelmäßig­es Training erforderli­ch. Es ist also nicht weiter verwunderl­ich, dass die Potsdamer Studie auch gezeigt hat, dass körperlich­e Aktivität selbst beim Menschen, die sich durch einen großem Fitness-Vorrat auszeichne­n, das Körpergewi­cht optimiert und die schwindend­e Fitness wieder steigert. (np)

 ?? FOTO: LAIF ?? Der Körper eines Kindes, das regelmäßig körperlich aktiv ist, legt sich offensicht­lich einen Vorrat an Fitness an. Dieser kommt mit zunehmende­m Alter der Gesundheit zugute, selbst dann, wenn man nicht mehr trainiert.
FOTO: LAIF Der Körper eines Kindes, das regelmäßig körperlich aktiv ist, legt sich offensicht­lich einen Vorrat an Fitness an. Dieser kommt mit zunehmende­m Alter der Gesundheit zugute, selbst dann, wenn man nicht mehr trainiert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany