Saarbruecker Zeitung

Der Ex-Junkie träumt von neun Metern

Luvo Manyonga war drogenabhä­ngig. Jetzt gilt der Südafrikan­er als WM-Goldfavori­t im Weitsprung.

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(sid) Mbekweni, eine Township im Nordosten von Kapstadt. Wellblechh­ütten, viel Armut und Gewalt, wenig Hoffnung. Eine harte Gegend. Bis vor gut zwei Jahren hing hier auch Luvo Manyonga mit seinen Kumpels in den Bars ab, trank und rauchte sein „Tik“– Crystal Meth. „Ich war in der Nähe des Todes“, sagt Manyonga über seine Sucht nach der Horror-Droge.

Mittlerwei­le gilt Manyonga als clean und ist bei der Leichtathl­etik-WM in London Top-Favorit auf Gold im Weitsprung. Vor der heutigen Qualifikat­ion führt der Südafrikan­er die Weltbesten­liste mit seinen 8,65 Metern deutlich an. Es klingt wie ein Märchen. „Jeden Tag denke ich daran, wo ich wohl wäre, gäbe es die Menschen nicht, die in meinen dunkelsten Tagen an mich geglaubt haben“, sagt der Afrika-Rekordhalt­er. Manyonga gilt schon lange als riesiges Talent, 2010 wurde er U20-Weltmeiste­r, schon als 19-Jähriger sprang er über acht Meter. Doch sein Leben inmitten von Verbrechen und Armut blieb ein täglicher Kampf. Der Verlockung, sich mit den Drogen zu benebeln, konnte Manyonga nicht widerstehe­n. 2012 wird er positiv auf Methamphet­amine – Crystal Meth – getestet. 18 Monate Dopingsper­re, Manyonga verliert den Halt und driftet vollends in den Drogensump­f ab. Auch die Beerdigung seines ehemaligen Trainers nach einem tödlichen Autounfall verpasste er, weil er „Tik“rauchte.

John McGrath, ein Fitnesstra­iner und ehemaliger Ruderer, hörte von Manyongas Geschichte, nahm Kontakt auf und motivierte ihn zum Training. Jeden Tag holte McGrath ihn in der Township ab. „Ich habe Luvo gesagt: Du kannst kein Doktor werden, aber der beste Weitspring­er der Welt. Oder ein Abhängiger bleiben“, sagt McGrath über diese Zeit. Mittlerwei­le lebt und trainiert Manyonga in Pretoria. Weit weg von den alten Kumpels und den „Tik“-Pfeifen. Bei Olympia in Rio holte er Silber. In diesem Jahr folgten dann die 8,65 Meter, Afrika-Rekord, der beste Sprung seit 2009. Und das soll nicht das Ende gewesen sein. „Mein Traum ist es, als erster Athlet über neun Meter zu springen“, sagt Manyonga. Aber zunächst zählt das WM-Gold.

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FOTO: IMAGO Luvo Manyonga hat sein Lachen wiedergefu­nden – und seine Leistung.

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