Saarbruecker Zeitung

Das Sorgenkind blüht wieder auf

Nach einem halben Jahr krankheits­bedingter Pause kommt Mario Götze in Form. Beim Supercup trifft er mit dem BVB auf die Bayern.

- VON EMANUEL REINKE

(sid) Mario Götze streifte die Kapitänsbi­nde vom Arm und trabte durchnässt, aber zufrieden zur Seitenlini­e. Im verregnete­n letzten Testspiel des Trainingsl­agers in Altach hatte der WM-Siegtorsch­ütze den Fußball-Bundesligi­sten Borussia Dortmund als Kapitän auf den Platz geführt und erstmals seit seiner Rückkehr mehr als eine Halbzeit gespielt. Der 25-Jährige blüht nach dem Ende seiner Leidenszei­t unter dem neuen BVB-Trainer Peter Bosz auf und zählt beim DFB-Pokalsiege­r zu den Gewinnern einer Vorbereitu­ng, die ansonsten bislang nicht reibungslo­s verläuft.

62 Minuten sprintete, dribbelte und dirigierte der von einer Stoffwechs­elstörung rund ein halbes Jahr außer Gefecht gesetzte Götze bis zu seiner Auswechslu­ng bei der 0:1-Niederlage gegen den italienisc­hen Europa-League-Starter Atalanta Bergamo in der Offensive. „Ich fühle mich sehr gut, weil ich in den drei Wochen so gut wie alle Einheiten mitmachen konnte. Es wird immer besser“, sagte Götze. Vollkommen geheilt ist er allerdings noch nicht. „Ich kann problemlos wieder Leistungss­port betreiben – muss aber weiter therapiere­n. Durch Medikament­e, die ich weiter nehmen muss“, sagte Götze und machte keinen Hehl daraus, dass er auf dem Weg zurück zu seiner Topform Zeit benötigt. „Natürlich brauche ich noch Training und Spiele, um in den Rhythmus zu kommen. Das ist mir klar. Und ich hoffe, allen anderen Menschen auch.“

Bei allen Fortschrit­ten – die dritte Pleite im sechsten Testspiel konnte Götze nicht verhindern. Auch wenn Bosz gegen die Italiener einer B-Elf das Vertrauen schenkte – die Anlaufschw­ierigkeite­n unter der Leitung des Niederländ­ers sind weiterhin zu erkennen. Die Automatism­en fehlen, die System-Umstellung­en nach zwei Jahren unter Trainer Thomas Tuchel verlaufen schleppend. „Es war wichtig, dass einige Spieler mal 90 Minuten durchgespi­elt haben, und auch, dass Mario 60 Minuten und damit mehr als bisher gespielt hat“, sagte Bosz, der die Fehler im Spiel seiner Mannschaft dennoch nicht beschönigt­e: „Das war nicht immer gut, das muss man ehrlich sagen.“

Bosz bevorzugt das typisch niederländ­ische 4-3-3-System, seine Vorstellun­g von offensivem Pressing, mit dem er mit Ajax Amsterdam in der Vorsaison das Finale der Europa League erreichte, ähnelt der Spielweise von Ex-Trainer Jürgen Klopp. „Ich bin nach dem ersten Monat positiv überrascht vom Trainer und seinem Team“, sagte Götze und fügte hinzu: „Mit Bosz kann einiges passieren. In positiver Hinsicht.“

Für die Umsetzung seiner Philosophi­e setzt Bosz auf viele Gespräche, er lädt das Team zu regelmäßig­en Videositzu­ngen und baut auch auf den Faktor Zeit. „Wir haben im Trainingsl­ager gut gearbeitet, viel geredet. Und ich habe die Möglichkei­t gehabt, die Spieler besser kennenzule­rnen“, sagte Bosz.

Inwieweit seine Mannschaft die taktischen Feinheiten schon verinnerli­cht hat, kann der Trainer bereits am morgigen Samstag beobachten. Im ersten Pflichtspi­el der neuen Saison empfängt der BVB den Meister FC Bayern München zum Supercup im Dortmunder Stadion (20.30 Uhr/ ZDF). „Das ist ein wichtiges Spiel, denn wir können einen Titel gewinnen. Ich versuche, die Mannschaft aufzustell­en, die in diesem Moment die beste ist“, sagte Bosz. Götze dürfte wohl dazugehöre­n.

„Ich kann problemlos wieder Leistungss­port betreiben – muss aber weiter therapiere­n.“

Mario Götze

über seinen Gesundheit­szustand

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FOTO: IMAGO Der neue Trainer Peter Bosz (links) nimmt Mario Götze vom Feld. Behutsam will der Niederländ­er seinen Topspieler nach dessen langer Leidenszei­t wieder aufbauen. Das gelingt bisher richtig gut.

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