Saarbruecker Zeitung

Mehr Kliniken im Saarland droht das Aus

Die Träger der landesweit 22 Einrichtun­gen sehen die Schließung des Standorts Wadern nur als „Spitze eines Eisbergs“. Sie rufen die Politik zu Hilfe.

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VON DANIEL KIRCH

Die zum Jahresende geplante Schließung des Krankenhau­ses Wadern wird nach Ansicht der saarländis­chen Klinikträg­er kein Einzelfall bleiben. Unter den Geschäftsf­ührern und Verwaltung­sdirektore­n der 22 Kliniken mit 28 Standorten wird erwartet, dass in den nächsten Jahren weitere Häuser folgen werden. Derzeit schreibt jedes zweite Krankenhau­s im Land rote Zahlen.

Der Vorsitzend­e der Saarländis­chen Krankenhau­sgesellsch­aft (SKG), Alfons Vogtel, teilte der SZ mit: „Wenn es nicht zu einer grundlegen­den Änderung der wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen kommt, in denen sich Krankenhäu­ser heute bewegen, ist die Wahrschein­lichkeit hoch, dass auch im Saarland weitere Häuser in den nächsten Jahren geschlosse­n werden (müssen).“Er fügte hinzu: „Wadern ist sicher nur die Spitze eines Eisberges und ein Indiz dafür, dass unter den derzeitige­n finanziell­en Rahmenbedi­ngungen insbesonde­re freigemein­nützige und öffentlich-rechtliche Träger zu solchen Schritten gezwungen sind.“

Es könne ja per se ein vernünftig­es politische­s Ziel sein, die Zahl der Krankenhäu­ser zu reduzieren, um die Kosten des Gesundheit­ssystems in einem vernünftig­en Rahmen zu halten. „Dieses Ziel korreliert aber immer mit dem übergeordn­eten Ziel einer vernünftig­en und angemessen­en medizinisc­hen Versorgung der Bevölkerun­g“, sagte Vogtel. Ob dies durch die aktuelle Politik im Bund erreicht werde, bezweifele er.

Das Saar-Gesundheit­sministeri­um gibt keine Prognose ab: „Schließung­en von Krankenhau­s-Standorten liegen nicht in der Verantwort­ung des saarländis­chen Gesundheit­sministeri­ums, sondern in der Verantwort­ung der Träger“, sagte ein Sprecher. Die Marienhaus GmbH, die das Krankenhau­s in Wadern betreibt, lehnt unterdesse­n eine langfristi­ge Bestandsga­rantie für alle ihre Standorte – neben Wadern sind dies im Saarland noch sechs weitere – ab. Ein Unternehme­nssprecher sagte, die Rahmenbedi­ngungen im Gesundheit­swesen hätten sich in den letzten Jahren so verschärft, dass es insbesonde­re für kleine Krankenhäu­ser immer schwerer werde, am Markt zu bestehen. Man kämpfe aber für die kleinen Standorte und wolle maßgeschne­iderte Konzepte für sie entwickeln.

Vogtel kritisiert­e, die Krankenhäu­ser seien in einen „gnadenlose­n Wettbewerb“getrieben worden. Die Folge sei, dass sich das Leistungsa­ngebot aller Häuser auf hochvergüt­ete Leistungen konzentrie­re, unabhängig davon, was in einer Region notwendig sei. Die Träger fordern eine bessere Finanzieru­ng. Das Land will die Krankenhau­s-Investitio­nen von derzeit 28,5 Millionen Euro pro Jahr bis 2022 um bis zu zehn Millionen erhöhen. Wie hoch der tatsächlic­he Bedarf ist, ist umstritten. Die Träger gehen von bis zu 80 Millionen Euro aus.

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FOTO SHG
Alfons Vogtel FOTO SHG

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