Wenn Lehrlinge aus vielen Firmen kommen
Die Ausbildung im Verbund hat Zukunft. Die Unternehmen sparen Geld und sichern sich dennoch ihren Nachwuchs.
Den eigenen Nachwuchs selbst ausbilden – das ist das Ziel vieler Unternehmen. Wenn alles glatt läuft, soll dieser am Ende der Ausbildung übernommen werden. Das ist schließlich einfacher, als immer wieder Mitarbeiter neu anzulernen. Allerdings ist das gerade für kleinere und mittelständische Firmen in der heutigen Zeit nicht immer möglich. Eigene Ausbilder kosten viel Geld und machen das häufig zusätzlich zu ihrer Hauptarbeit. Das ist für die meisten finanziell einfach nicht mehr zu stemmen.
Doch es gibt eine Lösung des Problems: Ausbildungsverbünde. Hier werden Auszubildende verschiedener Unternehmen gemeinsam ausgebildet. Auch im Saarland gibt es erfolgreiche Beispiele für eine solche Zusammenarbeit. Eine davon ist die Gemeinschaftsausbildungsstätte Saarbrücken-Halberg (GSH), die sich auf Elektro- und Metallberufe konzentriert. Sie wurde 1994 gegründet, wie Geschäftsführer Peter Wolf weiß. „Einige große Unternehmen wollten aus finanzieller Sicht Azubis abgeben. Die Halberger Hütte hatte eine eigene Lehrwerkstatt. Also beschloss man, gemeinsam auszubilden“, sagt er. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte. 25 Unternehmen sind Mitglied im Verein, der in elf Berufen ausbildet: unter anderem Halberg Guss, die Saarbrücker Stadtwerke und die Saarbrücker Zeitung. Diese finanzieren die GSH durch 500 Euro Jahresbeitrag und einen Abschlag, der pro Azubi gezahlt werden muss. Das bedeutet auch: Je mehr Azubis bei der GSH ausgebildet werden, desto billiger wird dieser Abschlag.
Die Auszubildenden sind im Praxisteil ihrer Ausbildung im ersten Jahr komplett in der GSH und werden von den dort angestellten Ausbildern mit den Grundlagen ihres künftigen Berufs vertraut gemacht. Die Theorie wird wie bei anderen dualen Ausbildungen in wochenweisen Unterrichtsblöcken in der Berufsschule vermittelt. Mit steigender Dauer der Ausbildung arbeiten die jungen Menschen immer mehr in den Unternehmen, bleiben aber jederzeit in Kontakt zur GSH. „Wir unterstützen die Auszubildenden bei Zwischen- und Abschlussprüfungen. Die letzten sechs bis acht Wochen vor dem Abschluss sind sie wieder komplett bei uns“, sagt Wolf. Seit Anfang August, als die neuen Azubis dazu kamen, sind insgesamt etwa 190 Lehrlinge bei der GSH, von denen täglich im Schnitt etwa 65 anwesend sind.
Die Arbeit im Verbund ergibt für die Unternehmen auf jeden Fall einige Vorteile. Sie müssen keine eigenen Ausbilder einstellen und sind so viel flexibler. „Die Mitglieder können beispielsweise im einen Jahr einen Mechatroniker ausbilden und im nächsten Jahr einen Industriemechaniker“, sagt Wolf. „Auch eine Nullrunde, also ein Jahr ohne Azubis ist kein Problem.“Ein weiterer positiver Aspekt sei, dass die Angestellten „reine Ausbilder sind, die tagtäglich nichts anderes machen, als lehren“, fügt er hinzu. So können sich die Unternehmen auf die betriebsinternen Prozesse konzentrieren. Das wird auch dadurch unterstützt, dass die Arbeit der GSH noch vor der eigentlichen Anstellung beginnt. Nach der ersten Sichtung der Bewerbungen geben die Firmen eine Auswahl an den Verein weiter. Der testet die Bewerber dann, führt die Gespräche und gibt die Erkenntnisse wiederum an die Firmen zurück.
Auch wegen dieser Vorteile gibt es immer mehr Ausbildungsverbünde. Der GSH-Geschäftsführer Wolf geht davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt. „Die größeren Unternehmen wie Festo oder Bosch werden wohl weiter selbst ausbilden. Aber für kleine und mittelständische Firmen wird es sich immer mehr lohnen“, schätzt er die Situation ein. Neben den finanziellen Aspekten würde so auch ein großes Netzwerk entstehen – und das könne definitiv nicht schaden.