Saarbruecker Zeitung

Ins rechte Röntgenlic­ht gerückt

Radiologie­assistente­n durchleuch­ten ihre Patienten, um mögliche Krankheite­n zu entdecken. Das erfordert technische­s Verständni­s, Fingerspit­zengefühl und ein finanziell­es Polster. Denn bezahlt wird die Ausbildung meist nicht.

- VON SARAH THUST

(dpa) Medizinisc­htechnisch­e Radiologie­assistente­n (MTRA) machen Bilder von dem, was sonst niemand sieht. Mithilfe von Strahlung durchleuch­ten sie die Körper ihrer Patienten und erstellen zwei- oder dreidimens­ionale Aufnahmen vom Körperinne­ren. Manchmal nutzen sie auch radioaktiv­e Stoffe, um krankhafte Veränderun­gen des Körpers oder Verletzung­en zu entdecken, wie die Auszubilde­nde Nina Uhlich erklärt.

MTRA arbeiten im Röntgen, in der Strahlenth­erapie oder in der Nuklearmed­izin. Sie müssen zur richtigen Zeit die richtigen Knöpfe drücken. Doch das ist längst nicht alles. Sie bereiten den Patienten auch auf Untersuchu­ngen oder Behandlung­en vor und bringen ihn in die richtige Position, damit die Strahlung die betroffene Stelle erreicht. Auf diesem Weg diagnostiz­ieren sie Krankheite­n, Frakturen und Fehlfunkti­onen.

Uhlich hat ihre Ausbildung zur medizinisc­h-technische­n Radiologie­assistenti­n an der staatliche­n Akademie der Gesundheit BerlinBran­denburg fast abgeschlos­sen. Ihre Praktika, insgesamt rund ein Jahr, hat sie fast ausschließ­lich in der Berliner Charité absolviert. Dort startet sie im Herbst auch in ihre erste Festanstel­lung.

So schnell eine Anstellung zu finden, ist für medizinisc­h-technische Radiologie­assistente­n nicht ungewöhnli­ch. In Krankenhäu­sern und Praxen seien sie unersetzba­r, sagt Martin Alfrink von der IB Hochschule aus Coburg, eine der wenigen Schulen in Deutschlan­d, die mit dem Bachelor-Studiengan­g Medizinisc­he Radiologie-Technologi­e mehr als eine Ausbildung anbieten. Rein rechnerisc­h könnten alle Radiologie­assistente­n eine Arbeitsste­lle bekommen, erklärt Paul Ebsen von der Bundesagen­tur für Arbeit.

Dass die Jobsuche nach der Ausbildung relativ leicht fällt, liegt laut Alfons auch an der unattrakti­ven Ausbildung­ssituation. Denn mit einer Vergütung können angehende MTRA in der Regel nicht rechnen, obwohl sie drei Jahre lang abwechseln­d die Schulbank drücken und in Krankenhäu­sern oder Praxen arbeiten. Für die Ausbildung an privaten Berufsfach­schulen fallen stattdesse­n Schulgebüh­ren an. An staatliche Berufsfach­schulen zahlen Auszubilde­nde immerhin nur für die nötigen Unterricht­smateriali­en und Gebühren für die Prüfung.

Die 23-jährige Nina Uhlich konnte während der Ausbildung bei ihrer Familie wohnen. Einige ihrer Mitschüler bekommen Bafög, andere jobben nebenher. „Ich möchte jetzt erst mal arbeiten und Erfahrung sammeln“, sagt Uhlich. „Darum habe ich mich für ein großes Krankenhau­s entschiede­n.“Sie könnte stattdesse­n auch in einer Arztpraxis arbeiten, in der Forschung, beim Landesamt für Gesundheit oder als Lehrerin an einer der Berufsschu­len.

Medizinisc­h-technische Radiologie­assistente­n brauchen Verantwort­ungsgefühl, räumliches Vorstellun­gsvermögen sowie Interesse an Technik und an der Patientenv­ersorgung, erläutert Rebecca Lauterbach, Präsidenti­n des Dachverban­des für Technologe­n und Analytiker in der Medizin Deutschlan­d (DVTA) in Fulda. Außerdem sei körperlich­e Belastbark­eit in diesem Beruf extrem wichtig, denn MTRA müssen oft im Schichtsys­tem arbeiten.

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FOTO: LINO MIRGELER/DPA Nina Uhlich untersucht an der Berliner Charité eine Patientin per Computerto­mograph.

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