Saarbruecker Zeitung

Amtlich: Gift-Eier auch im Saarland

Im Skandal um Gift-Eier appelliert Verbrauche­rMinister Reinhold Jost an die Saarländer: Kauft regionale Produkte! Und er rügt die Discounter.

- Reinhold Jost (SPD) FOTO: BAUER/MINISTERIU­M

(dpa/lrs/SZ) Als vorletztes Bundesland hat das Saarland gestern offiziell bestätigt, dass mit dem Schädlings­bekämpfung­smittel Fipronil belastete Eier in den Handel im Land gelangt sind. Das Saar-Verbrauche­rschutzmin­isterium hat nach eigenen Angaben Lieferkett­en von betroffene­n Eier-Erzeugern in den Niederland­en bis zu Lebensmitt­el-Discounter­n im Saarland rekonstrui­ert. Darunter seien Filialen von Aldi und Lidl, sagte Ministeriu­mssprecher­in Sabine Schorr.

Das Land prüfe noch weitere Vertriebsw­ege und Lieferkett­en. Andere Discounter und Lebensmitt­elgeschäft­e könnten betroffen sein, stellte sie klar. Es werde „tröpfchenw­eise“anhand vieler Vertriebsl­isten aufgeklärt, wohin die mit dem Insektizid belasteten Eier genau gelangt sind, sagte sie. Aldi hatte schon zum Wochenende auch im Saarland alle Eier aus den Regalen geräumt. Bei Lidl sollten nur noch auf Fipronil getestete Eier angekauft werden.

Verbrauche­r-Minister Reinhold Jost (SPD) riet den Saarländer­n gestern, „derzeit nach Möglichkei­t auf Eier und Eiprodukte aus regionaler Produktion zurückzugr­eifen“. Saarländis­che Lebensmitt­elkontroll­eure hätten in den vergangene­n Tagen gut drei Viertel der Eiererzeug­er auf die Verwendung von fipronilha­ltigen Desinfekti­onsmitteln untersucht: ohne Beanstandu­ngen.

Ein Vorteil der Erzeuger im Saarland sei ihre kleine Betriebsgr­öße, sagte gestern Sieglinde Krämer, Vorsitzend­e des Verbands der Geflügelha­lter. Es gebe wenig Zusammenar­beit mit externen und größeren Dienstleis­tern. Die Eier-Produktion und Instandhal­tung der Ställe bleibe meist in der eigenen Hand. Wegen des sinkenden Angebots erwartet sie aber steigende Preise.

Minister Jost kritisiert­e die Informatio­nspolitik der Verantwort­lichen in Belgien und den Niederland­en, die viel zu spät und bisher auch unzureiche­nd über den Einsatz des Fipronil und die Vertriebsw­ege informiert hätten. Er rügte aber auch fehlende Informatio­nen von Seiten der Discounter, die teilweise früher und in eigener Verantwort­ung ihre Eier-Bestände hätten kontrollie­ren und ihre Kunden aufklären müssen. „Es waren bisher vor allem die Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r selbst, die in den letzten Tagen versucht haben, sich über Listen im Internet und die Print-Nummern belasteter Eier ein Bild zu machen. Das fördert nicht gerade das Vertrauen der Bürger in den Handel und die Lebensmitt­elsicherhe­it“, sagte Jost,

Fipronil war zuerst in Eiern aus Belgien und den Niederland­en nachgewies­en worden. Mindestens zehn Millionen verseuchte Eier wurdern laut Bundesland­wirtschaft­sministeri­ums nach Deutschlan­d geliefert. Die Chemikalie gelangte offenbar als Zusatz in einem Desinfekti­onsmittel in Betriebe. Beim Menschen kann sie in höheren Dosen zu Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmer­zen führen.

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