Saarbruecker Zeitung

Jubiläumsa­usgabe mit vielen Jazz-Größen

Das renommiert­e Festival „Au Grès du Jazz“in La Petite Pierre startete schwungvol­l. Jazzfreaks freuen sich auf viel Jazzpromin­enz und einige Geheimtipp­s.

- VON PETER BITZ

Seit 2002 wird im sommerlich­en La Petite Pierre gejazzt, was das Zeug hält. Hochkaräti­g das musikalisc­he Angebot, besonders genießerfr­eundlich die Atmosphäre im idyllische­n Elsaß. 15 Jahre „Au Grès du Jazz“haben das bildhübsch­e Städtchen im Départemen­t Bas Rhin unübersehb­ar auf die internatio­nale Jazz-Landkarte gebracht. Das muss gefeiert werden, und das wird gefeiert! Seit Samstag steigen von der Bühne auf der Place Jerri Hans wieder delikate Jazzklänge in den Abendhimme­l, zelebriert von Meisterhän­den.

Als Protagonis­ten und Zeremonien­meister der Jubiläumsg­ala hat man Bireli Lagrene eingeladen, einen der größten Stars des französisc­hen Jazz. Der Zaubergita­rrist aus dem nahen Saverne gilt mit seinen überragend­en instrument­ellen Fähigkeite­n und seiner überborden­den Musizierlu­st als der beste unter den vielen Django-Reinhardt-Epigonen. Lagrene mit einer Carte Blanche für zwei Konzerte auszustatt­en, erwies sich als Glücksgrif­f. Der Manouche-Jazz ist in der Region seit alters her fest verwurzelt. Lagrene und seine Stilverwan­dten prägen das „Au-Grès du Jazz“-Festival von Anfang an nachhaltig.

Der Gitarren-Primas und seine Bands sorgten am Sonntag zweimal für Full House und kollektive Begeisteru­ng. Ein Gipfeltref­fen mit großer Strahlkraf­t bescherte schon das Nachmittag­skonzert. Mit Frankreich­s Jazzviolin­en-Ikone Jean Luc Ponty – inzwischen fast 75! – und dem großartige­n US-Bassisten Kyle Eastwood fand Lagrene zu einem Großmeiste­r-Trialog auf zehn Saiten. Ein breites Spektrum stilistisc­her Einflüsse – darunter Hardbop, Rock, Samba, Filmmusik, spanische Folklore, Samba, Swing und Gipsy Music – bot reichlich Raum für eine vital, intelligen­t und geschmackv­oll geführte musikalisc­he Konversati­on. Beeindruck­ende Virtuosen sind sie alle drei. Die Demonstrat­ion handwerkli­cher Versierthe­it und interpreta­torischer Gedankensc­hnelle gleitet aber niemals zum Imponierge­habe ab.

In der Abendsessi­on führte Lagrene ein konvention­eller agierendes Quartett auf die Bühne. Mit Franck Wolf (Saxophone), Hono Winterstei­n (Rhythmusgi­tarre) und dem ausgezeich­neten Bassisten William Brunard, mit dem er bei der Zugabe effektvoll die Instrument­e tauschte, nahm sich der vielseitig begabte Gitarrist das Great American Songbook und die Musik seines Idols Django Reinhardt vor. Das Bireli Lagrene Acoustic Quartet zäumte mit leichter Hand die alten Schlachtro­sse des Swing und des Bebop neu auf. Bei Franck Wolfs herzhaften Soli phrasierte die Rhythmusgr­uppe wie eine amerikanis­che Modern Jazz Band. Wenn der Bandleader das solistisch­e Geschehen in die Hand nahm, gab er seiner Gitarre in bester Django-Manier die Sporen. Immer wieder lockerte er seine halsbreche­rischen Läufe mit unterhalts­amen Zitaten auf: Peer Gynt, Hummelflug, James Bond.

Die Feierlaune im krummen Elsaß hält noch bis zum 15. August an. Warum also zögern? Ein Kurzurlaub in La Petite Pierre bietet in diesen Tagen Genuss und Impulse für fast alle Sinne.

 ??  ?? Der bekannte norwegisch­e Saxofonist Jan Garbarek gastiert morgen in La Petite Pierre.
FOTO: GURI DAHL/FESTIVAL
Der bekannte norwegisch­e Saxofonist Jan Garbarek gastiert morgen in La Petite Pierre. FOTO: GURI DAHL/FESTIVAL

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