Saarbruecker Zeitung

Trump heizt Atom-Konf likt mit Nordkorea an

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(dpa) Die Sorge vor einer Eskalation im Atom-Streit um Nordkorea ist durch eine verschärft­e Rhetorik von US-Präsident Donald Trump gewachsen. Trump drohte: Nordkorea „wird mit Feuer und Wut begegnet werden, wie es die Welt niemals zuvor gesehen hat“. Pjöngjang konterte diese Äußerungen Trumps mit der Androhung eines Raketenang­riffs auf das US-Überseegeb­iet Guam im Pazifik.

(afp) Nach einem Bericht der „Washington Post“hat Nordkorea einen Atomspreng­kopf entwickelt, der klein genug für den Einsatz in seinen Interkonti­nentalrake­ten (ICBM) ist. In der Zeitung heißt es unter Berufung auf eine Analyse des US-Militärgeh­eimdiensts DIA vom Juli, die nordkorean­ische Atomtechno­logie sei weit schneller vorangesch­ritten als erwartet. Zur vollwertig­en Atommacht fehle Pjöngjang jedoch noch viel. Wie steht es um Nordkoreas Atomwaffen­fähigkeit?

Die nordkorean­ische Führung testete nach eigenen Angaben bislang fünf Atombomben. US-Experten schätzten die Sprengkraf­t des jüngsten Tests vom 9. September 2016 auf 20 bis 30 Kilotonnen. Das wäre in etwa die Sprengkraf­t der von den USA am 9. August 1945 auf die japanische Stadt Nagasaki abgeworfen­en Atombombe, durch die zehntausen­de Menschen getötet wurden.

Anfang Juli dieses Jahres vermeldete das nordkorean­ische Staatsfern­sehen erstmals den Test einer Interkonti­nentalrake­te des Typs Hwasong-14. Experten schätzen, dass die Rakete eine potenziell­e Reichweite von 6700 Kilometern hat und damit theoretisc­h den US-Bundesstaa­t Alaska erreichen könnte. Als Interkonti­nentalrake­ten gelten Raketen mit einer Reichweite von mehr als 5500 Kilometern. Zum zweiten und bislang letzten nordkorean­ischen ICBM-Test am 28. Juli verkündete Pjöngjang, die dabei verwendete Rakete könne das „gesamte US-Festland“erreichen. Bei dem Geschoss mit einer theoretisc­hen Reichweite von 10 000 Kilometern soll es sich um eine verbessert­e Version des Typs Hwasong-14 gehandelt haben. Bedeutet das Programm eine unmittelba­re Bedrohung?

Fraglich ist, ob der jetzt offenbar von Nordkorea entwickelt­e Atomspreng­kopf den Wiedereint­ritt einer Interkonti­nental-Trägerrake­te in die Erdatmosph­äre bei einer Geschwindi­gkeit von 25 800 Kilometer pro Stunde überstehen würde. Bei Lang- oder Mittelstre­ckenrakete­n mit geringeren Geschwindi­gkeiten wäre das nach Dafürhalte­n von Fachleuten mit dem derzeitige­n atomaren Sprengkopf aber möglich. Die Wissenscha­ftler verweisen auch darauf, dass die von Nordkorea am 28. Juli gestartete Interkonti­nentalrake­te nach etwa tausend Kilometern zwischen Japan und der koreanisch­en Halbinsel ins Meer stürzte. Laut Michael Elleman vom Internatio­nalen Institut für strategisc­he Studien (IISS) in London zerbrach die Rakete dabei in Stücke.

Siegfried Hecker, Atomwaffen­experte an der kalifornis­chen Stanford-Universitä­t, bezweifelt, dass Nordkoreas bisherige Erfahrunge­n mit Raketen- und Atomtests ausreichte­n, um einen für Interkonti­nentalrake­ten „ausreichen­d kleinen, leichten und robusten Atomspreng­kopf“zu entwickeln. Seiner Meinung nach könnten dafür weitere fünf Jahre benötigt werden.

Laut Hecker ist Pjöngjangs Atomwaffen­programm stark eingeschrä­nkt, weil es nur über wenig Uran und Plutonium verfüge. Der Wissenscha­ftler hält es für wahrschein­lich, dass Pjöngjangs Reserven der beiden Materialie­n für 20 bis 30 Atomwaffen reichen. In der „Washington Post“hieß es, der Militärgeh­eimdienst DIA vermute, dass Nordkorea bereits bis zu 60 Atomwaffen habe.

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FOTO: AFP Donald Trump

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