Saarbruecker Zeitung

Daniel Craig soll James Bond bleiben

Daniel Craig spielt wohl weiter James Bond. Offiziell ist das noch nicht, aber es wäre der Reihe zu wünschen, die 2019 weitergeht.

- VON TOBIAS KESSLER

Offiziell verkündet ist es noch nicht – aber Daniel Craig wird die James-Bond-Rolle wohl weiterspie­len. Die „New York Times“hatte berichtet, Craig sei längst an Bord; nun hat das über Umwege der US-TV-Sender „Showtime“bestätigt. Der plant mit Craig eine Adaption des Jonathan-Frantzen-Romans „Unschuld“und hat deren Dreharbeit­en weiträumig verschoben – denn erst drehe Craig einen Bond, mehr dürfe man aber nicht sagen, hieß es seitens „Showtime“. Eine offizielle Ankündigun­g wird nicht lange auf sich warten lassen.

Damit geht eine Zeit des Spekuliere­ns und Kaffeesatz-Lesens zu Ende, die es in der 55 Jahre alten 007-Filmreihe lange nicht gegeben hat. Ende Juli hatte die Bond-Produktion­sfirma Eon recht schmallipp­ig bekannt gegeben, dass der nächste BondFilm im November 2019 startet. Was nicht mitgeteilt wurde: der Titel, die Regie und vor allem – der Hauptdarst­eller. Um den hatte es Spekulatio­nen gegeben, nachdem Craig 2015 bei der Premiere von „Spectre“, seinem vierten Bond, verkündet hatte, er „schneide sich lieber die Pulsadern durch“als noch einen 007 zu drehen. War das britischer Humor? Akute Bond-Müdigkeit nach langen Dreharbeit­en? Oder die Ouvertüre einer Gagenverha­ndlung?

Zumindest ist klar, dass Eon an Craig deutlich interessie­rter ist als einst an Vorgänger Pierce Brosnan: Der wurde nach seinem vierten und zumindest kommerziel­l sehr erfolgreic­hen 007, „Stirb an einem anderen Tag“(2002), einfach nicht mehr zurückgebe­ten und durch Craig ersetzt. Dem aber hat die Bond-Produzenti­n Barbara Broccoli nach „Spectre“und dem „Pulsader“-Interview geholfen, am Broadway eine moderne, vielbeacht­ete „Othello“-Aufführung zu stemmen (mit Craig als Jago).

Warum sich Craig also länger bitten ließ? Das britische und mit Vorsicht zu genießende Blatt „The Sun“berichtet, dass er erst wieder an 007 interessie­rt war, als Sam Mendes bekannt gab, nach „Skyfall“und „Spectre“keinen Bond mehr zu inszeniere­n. Da ging – womöglich – eine künstleris­che Partnersch­aft/Männerfreu­ndschaft in die Brüche.

Wie geht es nun weiter? Laut Branchenbi­bel „Variety“haben die Produzente­n Kontakt aufgenomme­n mit den sehr interessan­ten Regisseure­n Dennis Villeneuve („Arrival“) und Yann Demange, dem mit dem Nordirland-Drama „’71“ein atemberaub­endes Debüt gelang.

Aber wer auch immer den Jubiläums-Bondfilm 25 inszeniere­n wird – er (oder sie) wird es nicht leicht haben. Denn der Vorgänger „Spectre“zeigte deutlich, dass das klassische, vom Publikum erwartete Spektakel und die in der Craig-Ära betonte Auslotung der Bond-Figur filmisch nicht leicht zu vereinen sind: Da rieben sich Action und (etwas flaches) Psychodram­a recht rau aneinander. Viel besser gelang die Kombinatio­n in Craigs Debüt „Casino Royale“(2006), einer der besten Bondproduk­tionen überhaupt und immer noch Craigs bester 007-Auftritt. Ihm, dem anfangs heftig angefeinde­ten Darsteller (zu klein, zu blond, zu große Ohren) würde man einen exzellente­n Abgang wünschen. Denn, auch wenn etwa der leicht überschätz­te „Skyfall“mit seiner Holzhammer-Psychologi­sierung irritieren konnte – Bond als Figur war noch nie so interessan­t wie in der Craig-Ära. Eine mögliche Prognose: Einen Film dreht er noch, nimmt seinen Abschied, und dann beginnen wieder Umbesetzun­gszirkus und Kaffeesatz-Lesen.

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FOTO: SONY PICTURES Daniel Craig 2015 bei der Berliner Premiere von „Spectre“, seinem bisher letzten Bond, nach dem er etwas 007-müde war.

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