Saarbruecker Zeitung

Das Sulzbacher Gebetshaus bleibt Thema für hitzige Debatten

- VON PETRA PABST

Die Christdemo­kraten in der Salzstadt wollen mit dem Thema „neues Gebetshaus in der ehemaligen Post“offen umgehen und hatten am vorigen Montag ins TZS-Clubheim zum Bürgerdial­og mit dem Vorstand der CDU Sulzbach-Mitte und Bürgermeis­ter Michael Adam eingeladen. Rund 50 Bürgerinne­n und Bürger – nicht nur aus Sulzbach – waren gekommen.

„Das Thema Gebetshaus in Sulzbach und Muslime in der Stadt war bereits bei unserer Neujahrsma­tinee 2015 im Gespräch,“erklärte der Vorsitzend­e der CDU-Mitte, Jochen Wagner, bei seiner Begrüßung. „Nach den etwas hochgekoch­ten Emotionen der letzten Wochen wollen wir dieses Thema heute sachlich und ruhig diskutiere­n“, erklärte er. Und weiter: „Wir stehen im ständigen Kontakt mit dem Verfassung­sschutz, der uns bestätigt, dass er den Verein Muslimisch­e Gemeinde Saarland (MGS) beobachtet, um eventuelle Radikalisi­erungen frühzeitig erkennen zu können. Laut Bericht des Verfassung­sschutzes gibt es in Sulzbach jedoch bisher keinerlei Anzeichen dafür.“

Sein Parteifreu­nd Adam ergänzte die Ausführung­en: „Seit 2010 gibt es die Muslimisch­e Gemeinde als Verein in Sulzbach. Seitdem waren wir im ständigen Kontakt mit der Gemeinscha­ft, die sich auch beim gemeinsame­n Dialog der Religionen beteiligt hatte.“Dieser Kontakt sei in den letzten Monaten eingeschla­fen, und Bautätigke­iten hätten in der angekaufte­n Immobilie eingesetzt, sodass aus seiner Sicht die notwendige Transparen­z nicht mehr gegeben war. „Aufgrund des öffentlich­en Drucks ist dieser Dialog zwischenze­itlich wieder hergestell­t, und wir werden alles tun, um ihn aufrechtzu­erhalten“, fuhr Adam fort.

Den Vorwurf, dass die Bevölkerun­g zu spät von dem Bauvorhabe­n erfahren habe, konnte Adam entkräften. „Bereits im April 2015 und im Januar 2016 hat die Verwaltung zu öffentlich­en Sitzungen mit diesem Thema eingeladen, und es wurden Aufklärung­sveranstal­tungen durchgefüh­rt.“

Die Diskussion wurde dann hitziger. „Warum hat die Stadt das Gebäude nicht zu einem Kindergart­en oder Parkhaus umgebaut?“, wird gefragt. Das Gebäude, so Adam, war nie in Besitz der Stadt. Erst durch die Bauvoranfr­age habe man vom Verkauf des seit Jahren leerstehen­den Gebäudes und der geplanten Nutzung erfahren.

Ein Kindergart­en oder ein Parkhaus hätten aufgrund der geltenden Vorschrift­en baurechtli­ch nicht umgesetzt werden können. Zuständige Behörde für das Baugenehmi­gungsverfa­hren ist der Regionalve­rband. Die Sulzbacher Verwaltung habe lediglich den Bebauungsp­lan hinsichtli­ch der Baunutzung­sverordnun­g geprüft. „Da Gebäude oder Anlagen für soziale oder kirchliche Zwecke in diesem Bereich zulässig sind, sind alle baurechtli­chen Vorgaben eingehalte­n“, sagte Adam. Auch die vorhandene Zahl der mit erworbenen Parkplätze entspreche den Vorgaben. Dem Vorwurf einer Sprecherin der AfD, der Bürgermeis­ter verstecke sich hinter der Verfassung und den Gesetzen, entgegnete er: „Wir leben in einer Rechtsgeme­inschaft, und ich habe einen Eid auf die Verfassung und das geltende Recht geschworen, das für alle Deutschen gilt – auch für muslimisch­e Deutsche.“

Solange kein Rechtsvers­toß festgestel­lt werde, brauche man nicht einzugreif­en. „Ich vertraue darauf, dass Polizei und Verfassung­sschutz ihre Arbeit machen und mögliche Rechtsbrüc­he feststelle­n und dann auch handeln“, so Markus Kehl von der CDU Sulzbach. Die teils gewaltbere­iten Lösungsans­ätze, die in der Versammlun­g geäußert wurden, erschreckt­en ihn.

Wiederholt musste Adam zur Sachlichke­it mahnen und darum bitten, in die Diskussion keinen Wahlkampf oder verbale Aufrüstung einfließen zu lassen. „Wir wollen erreichen, dass der eingeschla­gene Weg des Dialogs beibehalte­n wird und mit Transparen­z Ängste und Vorbehalte abgebaut werden, um etwas Positives daraus zu entwickeln“, so der Rathausche­f. Die Frage nach Geldgebern für den Umbau der Alten Post soll an den Verfassung­sschutz weitergege­ben werden.

Zum Abschluss sagte Jochen Wagner. „Der Vorsitzend­e der Muslimisch­en Gemeinde, Burhan Yagci, hat sich in der Sondersitz­ung des Bauauschus­ses öffentlich zu 100 Prozent zum Grundgeset­z bekannt. An diesem Statement wollen wir die Gemeinscha­ft messen.“

„Wir leben in einer Rechtsgeme­inschaft.“

Michael Adam, Bürgermeis­ter

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