Saarbruecker Zeitung

Wenn Athleten im Saarland Spuren hinterlass­en

Die Hermann-NeubergerS­portschule in Saarbrücke­n hat schon den ein oder anderen Spitzenspo­rtler an die Saar gelockt. Nicht alle waren erfolgreic­h, aber einige haben Nachhaltig­es bewirkt.

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Wenn Johannes Vetter heute im Londoner Olympiasta­dion seinen Speer in den Abendhimme­l feuert und sich mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit für das Finale qualifizie­rt, werden einige Vetter-Anhänger im Saarland vor dem Fernseher mitfiebern. Schließlic­h hat der 24-jährige gebürtige Dresdner hier seine Spuren hinterlass­en.

Ein Jahr startete Vetter für den SV Saar 05 Saarbrücke­n. 2015 war das, und der Grund dafür hieß Boris Obergföll. Der deutsche Speerwurf-Bundestrai­ner aus Ludweiler trug zu seiner aktiven Zeit (als Boris Henry) das Saar-05-Trikot und ist bis heute Mitglied, auch wenn sein Lebensmitt­elpunkt mittlerwei­le in Offenburg liegt. Dort lebt er mit Ehefrau Christina, der Ex-Weltmeiste­rin, und Söhnchen Marlon. Vetter, der den Obergfölls nach Offenburg gefolgt ist, schaffte im Trikot von Saar 05 den Durchbruch. Zeigte sich beim Pfingstspo­rtfest in Rehlingen. Machte sich viele Freunde im Land und hat den Kontakt nicht abreißen lassen. Auch nicht nach seinen 94,44 Metern in Luzern, dem zweitweite­sten Wurf der Speerwurf-Geschichte.

Dass deutsche Top-Athleten den Weg ins Saarland finden und auch für einen saarländis­chen Verein starten, ist seit Jahren Usus. Das liegt vor allem an den ausgezeich­neten Bedingunge­n an der Hermann-Neuberger-Sportschul­e in Saarbrücke­n, wo einige Sportfachv­erbände einen Bundesstüt­zpunkt haben. Deswegen ist die olympische Goldmedail­le 2008 von Jan Frodeno, der in Köln geboren ist, in Südafrika gelebt hat, aber am Stützpunkt der Deutschen Triathlon-Union in Saarbrücke­n trainierte und acht Jahre in Saarbrücke­n lebte, durchaus eine saarländis­che. Sein Verein damals: Tri Sport Saar Hochwald. Heute startet Frodeno für das LAZ Saarbrücke­n – und deswegen sind seine Siege beim Ironman auf Hawaii auch saarländis­che Siege.

Für die beteiligte­n Vereine sind solche Athleten-Verpflicht­ungen immer ein bisschen Glückssach­e – gerade, wenn es um aufstreben­de Talente geht, bei denen keiner weiß, wie sie sich entwickeln. So war es auch 2002, als zwei Weitspring­erinnen ins Saarland kamen: Bianca Kappler und Sofia Schulte. Kappler wurde dem LC Rehlingen zugeteilt, schaffte den Durchbruch, nahm an Olympia teil, wurde 2007 in Osaka WM-Fünfte und sprang als Bestweite 6,90 Meter. Schulte startete für Saar 05 – und verließ 2004 das Saarland wieder, nachdem sie sowohl die EM-Qualifikat­ion 2003 als auch die Olympia-Qualifikat­ion 2004 verpasst hatte. Echte Spuren hinterließ sie nicht. Bei Johannes Vetter ist das anders, so viel ist jetzt schon sicher.

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