Saarbruecker Zeitung

Bolt ist abgetaucht, und ein Nachfolger ist nicht in Sicht

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LONDON (sid) Usain Bolt ist abgetaucht. Keine Partybilde­r aus einer Londoner Disco, noch nicht einmal Sponsorent­ermine oder eine Pressekonf­erenz – der Lautsprech­er der Leichtathl­etik bereitet sich ganz still auf seinen Abschied vor. An diesem Wochenende fällt für Bolt der Vorhang. Endgültig. Am morgigen Samstag (22.50 Uhr/ZDF und Eurosport) steigt das Finale über 4x100 Meter. Es ist der letzte Auftritt des 30-Jährigen auf der WM-Bühne, die er in der Vergangenh­eit mit seinen Späßen, seiner Aura und seinen Rekorden geprägt hat wie kein Zweiter.

In den Straßen von London lächelt Bolt derzeit von vielen Werbeplaka­ten. Doch persönlich lässt sich der Jamaikaner nach seiner Niederlage über 100 Meter gegen Justin Gatlin und Christian Coleman (beide USA) nicht blicken. Auf den Titel über seine Lieblingss­trecke 200 Meter hatte Bolt ja schon im Vorfeld freiwillig verzichtet, weil er wohl wusste, dass die Kräfte nicht reichen würden. Nach dem Finale über 100 Meter absolviert­e Bolt nur ein bisschen Staffeltra­ining.

Bolts Abwesenhei­t hat in den vergangen Tagen aber auch kein anderer Athlet genutzt, um seinen Anspruch als neuer Superstar der Szene zu erheben. Nicht nur Weltverban­ds-Präsident Sebastian Coe trauert Bolt bereits nach. „Dieser Kerl ist ein Genie“, sagte Coe: „In meinem ganzen Leben habe ich noch keinen Sportler – neben Muhammad Ali – erlebt, der die Menschen so in seinen Bann gezogen hat.“Auch als der größte Boxer der Geschichte aufgehört hat, hätten sich alle plötzlich gefragt, wer ihm nachfolgen, wie es weitergehe­n werde. „Das gleiche Szenario erlebt jetzt die Leichtathl­etik, weil Bolt abtreten wird“, sagte Coe: „Die Antwort ist: Du ersetzt weder Ali noch Bolt.“

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