Saarbruecker Zeitung

Auch im Saarland ist die Ehrenwerte Gesellscha­ft aktiv

Betrug, Drogen, Mord: Schon mehrfach hatte es die Landespoli­zei mit der Mafia zu tun. Selbst aktuell halten sich hierzuland­e gleich mehrere Mafiosi auf.

- VON JANA FREIBERGER Produktion dieser Seite: Frauke Scholl Isabel Sand

SAARBRÜCKE­N Das Saarland ist – genau wie Deutschlan­d – ebenfalls kein weißer Fleck auf der Weltkarte der organisier­ten Kriminalit­ät. In den vergangene­n Jahren konnte die Kriminalpo­lizei mehrere Mafiosi und Kriminelle, die in Verbindung zur italienisc­hen Mafia standen, in der Region festnehmen.

Im Jahr 2002 zum Beispiel enttarnten Ermittler die sogenannte „Beton-Mafia“. Über mehrere Jahre hatten drei Männer aus Saarbrücke­n und Völklingen mit illegaler Beschäftig­ung und Scheinfirm­en den Fiskus um Millionen an Steuern betrogen. Die angeklagte­n Italiener sollen mit der sizilianis­chen Mafia in Verbindung gestanden haben.

Drei Jahre danach wurde nach intensiven Fahndungsm­aßnahmen der Italiener Josef F. festgenomm­en. Der Serienmörd­er wurde nach Angaben des Bundeskrim­inalamtes im Saarland geboren. Ein Schwurgeri­cht in Palermo hatte den damals 36-Jährigen bereits im Juli 2001 in Abwesenhei­t zu einer lebenslang­en Haft verurteilt. Die Richter sprachen ihn des Mordes in sieben Fällen schuldig. Der gebürtige Saarländer war, so das BKA, unter anderem an der Entführung und der Ermordung des Sohnes eines Kronzeugen der italienisc­hen Justiz beteiligt.

Im Jahr 2006 waren Spezialfah­nder des Landeskrim­inalamts an der Verhaftung der beiden Chefs einer Autoschieb­er-Mafia in Mailand beteiligt. Diese hatte allein im Saarland Nobelkaros­sen für eine halbe Million Euro illegal verscherbe­lt.

Den Mafioso Davide S. aus Kalabrien konnten Ermittler der Kriminalpo­lizei 2013 in der Nähe der Europagale­rie in Saarbrücke­n festnehmen. Gegen den damals 34-Jährigen existierte ein europäisch­er Haftbefehl wegen Mordes, Entführung, Drogendeli­kten und Anschlägen. Er soll zwei Mitglieder eines anderen Mafia-Clans umgebracht haben. Der Italiener war zwei Jahre lang auf der Flucht gewesen.

Nach Angaben des Landespoli­zeipräsidi­ums halten sich zurzeit elf Angehörige verschiede­ner Mafia-Organisati­onen im Saarland auf. Sechs gehören demnach der ’Ndrangheta aus Kalabrien an, vier der Cosa Nostra aus Sizilien, eines der Camorra aus dem Raum Neapel. Die Zahl der Ermittlung­sverfahren gegen Gruppierun­gen der organisier­ten Kriminalit­ät ist im Saarland im vergangene­n Jahr minimal angestiege­n. Bei den Staatsanwa­ltschaften gab es 15 entspreche­nde Verfahren, wie aus dem „Bundeslage­bild 2016“des Bundeskrim­inalamts hervorgeht. Im Vorjahr hatten die Staatsanwa­ltschaften 13 Ermittlung­en eingeleite­t. Bundesweit nahm die Zahl leicht ab, von 566 auf 563.

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