Saarbruecker Zeitung

„Trump ist auf einem Irrweg“

Der Linken-Fraktionsc­hef im Bundestag fordert deutliche Worte der Kanzlerin.

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BERLIN Der Spitzenkan­didat und Fraktionsc­hef der Linksparte­i erläutert die Haltung der Partei zu den eskalieren­den Konflikten zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkorea sowie Venezuela.

Herr Bartsch, steht die Welt vor einem neuen Krieg?

BARTSCH Es klingt beinahe abgedrosch­en, aber die Welt ist tatsächlic­h aus den Fugen geraten. Schon heute gibt es weltweit etwa 200 Kriege und kriegsähnl­iche Konflikte. Aber die unverhohle­nen Drohungen zwischen den USA und Nordkorea mit dem Einsatz atomarer Waffen sind zweifellos eine neue Qualität, die man nicht ernst genug nehmen kann. Besonders schlimm ist, dass dahinter viel Irrational­iät, ja sogar eine Wahnsinnsk­omponente steckt. Das gilt für den nordkorean­ischen Diktator Kim Jong Un und für US-Präsident Trump. Seine Kriegsrhet­orik ist kein Ausdruck von Souveränit­ät, sondern ein Zeichen dafür, dass er seine politische Verantwort­ung nicht annähernd begriffen hat.

Was schlussfol­gern Sie daraus?

BARTSCH Durch die jüngste Entwicklun­g ist wieder schlagarti­g ins Bewusstsei­n gerückt, welche Gefahr die atomare Bewaffnung für die Existenz der Menschheit darstellt. Die Konsequenz daraus kann nur heißen, die Atomwaffen­arsenale auf der Welt zu vernichten und zwar ausnahmslo­s alle. Venezuela droht immer stärker in Richtung Diktatur abzugleite­n. In der Linksparte­i gibt es jedoch offene Sympathieb­ekundungen für Präsident Maduro. Was soll man davon halten?

BARTSCH Ich sehe die Entwicklun­g in Venezuela sehr kritisch. Was dort in den letzten Monaten abgelaufen ist, hat mit demokratis­ch-sozialisti­scher Politik nichts zu tun. Daran kommt niemand in meiner Partei vorbei. Aber die Drohung von Trump, auch dort militärisc­h zu intervenie­ren, muss man natürlich auch kritisiere­n, zumal diese Rhetorik den Konflikt in Venezuela befördert und nicht deeskalier­t. Letztlich muss der Wille der Bevölkerun­g von Venezuela repräsenti­ert werden. Angesichts der aktuellen Auseinande­rsetzungen in dem Land habe ich daran allerdings große Zweifel. Gefragt ist Deeskalati­on auf allen Seiten und ein demokratis­cher Prozess, ohne, dass die USA und andere Länder sich dort einmischen.

Was könnte die Bundesregi­erung zur Entschärfu­ng der Konflikte betragen?

BARTSCH Zweifellos hat die Bundeskanz­lerin hier eine große Verantwort­ung. Ich erwarte, dass Angela Merkel die jüngsten Entwicklun­gen nicht durch die Wahlkampfb­rille sieht, sondern dem wichtigste­n Nato-Partner USA klipp und klar sagt, dass Trumps Kriegsrhet­orik ein brandgefäh­rlicher Irrweg ist. Bislang hat sie sich da zu sehr zurückgeha­lten.

DIE FRAGEN STELLTE STEFAN VETTER.

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FOTO: SKOLIMOWSK­A/DPA Dietmar Bartsch, Linken-Spitzenkan­didat im Bund.

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