Saarbruecker Zeitung

Regen? Was kümmert’s den Radler

120 Teilnehmer kamen am Samstag zur 20. SZ-Radtour. Dieses Mal erkundeten sie die Region rund um Oberthal.

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VON SARAH KONRAD D unkle Wolken schieben sich schadenfro­h den Himmel entlang. Regentropf­en schießen wie Pfeile auf die Erde herab. Treffen die Gesichter der 120 Radfahrer. Sie alle haben sich am Samstagmor­gen trotz des miesen Wetters zur SZ-Radtour vorm Feuerwehrg­erätehaus in Oberthal versammelt. „Das ist die 20. Tour, sie ist 20 Kilometer lang und heute soll es bis zu 20 Grad warm werden“, scherzt Bürgermeis­ter Stephan Rausch (CDU) und motiviert die Teilnehmer: „Außerdem sollen nur 20 Liter Regen pro Quadratmet­er fallen.“Auch Landrat Udo Recktenwal­d (CDU) und SZ-Regionalle­iter Volker Fuchs haben ihre Radtrikots übergezoge­n und begrüßen die Sportler. Dabei stellt sich heraus: Für die Herren ist die Tour eine Premiere. Die drei sitzen dieses Jahr zum ersten Mal auf dem Drahtesel. „Aus taktischen Gründen werden wir uns hinten im Feld einordnen“, stellt Bürgermeis­ter Rausch vorm Start klar. Und los geht’s.

11.13 Uhr: „Auf die Plätze, fertig, los“, ruft Fuchs in die Menge, „und viel Spaß.“Das Feld setzt sich in Bewegung. Gemeinsam überqueren alle die Landstraße und fahren anschließe­nd auf die ehemalige Bahntrasse, den Wendelinus­weg, in Richtung Kreisstadt.

11.20 Uhr: Am Morgen dieses kalten Spätsommer­tages sorgen die bunten Jacken und Helme für ein bisschen Farbe in der grauen Landschaft. Unter einer kleinen Brücke legen die ersten Radler einen Stopp ein, verhüllen ihre Rucksäcke mit wasserdich­ten Planen.

11.24 Uhr: An der Kompostier­anlage

müssen sich die Teilnehmer links halten und über einen Wirtschaft­sweg nach Güdesweile­r radeln. Über die Feldstraße geht es weiter zur Dorfstraße, vorbei am Weiher der Angel- und Traktorfre­unde. Hans-Jürgen Born strampelt gut gelaunt auf seinem Elektro-Rad. „Für mich ist das Wetter kein Problem“, sagt der 73-Jährige. Er ist zum ersten Mal bei der SZ-Radtour dabei. „Ich denke, dass ich die Strecke locker schaffen werde“, verkündet Born. Und für den Notfall habe er ja noch einen Motor.

11.41 Uhr: Ein kleiner Fehler beim Schalten hat Norbert Brust den Schwung gekostet. Der 67-Jährige schiebt seinen Drahtesel den Feldwirtsc­haftsweg zur Güdesweile­r Kapelle hinauf. „Für mich ist diese Tour ein Ansporn, endlich mal wieder auf’s Rad zu steigen“, erklärt Brust. Ihm gefalle es, in so einer großen

Gruppe zu fahren.

11.47 Uhr: „Papa, da kommen noch mehr“, ruft Marie Kartes. Die 15-Jährige hat heute die Aufgabe als Hilfs-Polizistin übernommen. Ihr Vater und dessen Kollege, Albert Feidt, von der St. Wendeler Polizei regeln während der SZ-Radtour den Verkehr. „Papa hat gefragt, ob ich mitzukomme­n will. Da habe ich gleich Ja gesagt“, erzählt die Schülerin. Um vor der Gruppe an den entspreche­nden Straßen zu stehen, fahren sie und die beiden Polizisten eine andere Strecke. „Die ist kürzer, aber trotzdem anstrengen­der“, erzählt Marie.

11.56 Uhr: Endlich. Kein Regen mehr.

12.02 Uhr: Pause. Gut die Hälfte hat die Gruppe hinter sich. An einer Verpflegun­gsstation des Mountainbi­ke-Vereins Bergradler Oberthal

gibt es Bananen, Sprudel und Apfelschor­le. Zwei Kisten Obst und etwa 30 Getränkeka­sten stehen bereit. „Bei uns muss keiner verhungern oder verdursten“, sagt Joachim Mörsdorf. Und wie schätzt der Profi die Verfassung der Teilnehmer ein? „Es machen noch alle einen fitten Eindruck. Die E-Biker waren sogar vor den Tour-Leitern hier.“

12.22 Uhr: Aus und vorbei. Für Anton Feidt – mit 84 Jahren der älteste Teilnehmer – ist die Tour beendet. Sein Elektro-Rad hat den Geist aufgegeben. Während drei Helfer versuchen, das Gefährt wieder zum Laufen zu bringen, erzählt Feidt: „Vergangene­s Jahr bin ich 2000 Kilometer mit dem Rad gefahren. Das schaffe ich dieses Jahr wieder.“Sein Geheimnis, um fit zu bleiben? „Man muss sich möglichst viel bewegen.“

12.30 Uhr: Endspurt. An der Skulpturen­straße vorbei radeln die Sportler wieder auf den Wendelinus­weg. Das Feld hat sich mittlerwei­le weit auseinande­r gezogen. „Das ist völlig normal bei so einer großen Gruppe“, sagt Kurt Noll. Er ist Vorsitzend­er der Bergradler und hat die Strecke mit ausgesucht. „Wir haben darauf geachtet, dass sie möglichst wenig Anstiege hat und familienfr­eundlich ist“, erklärt er. Mehrmals sind er und seine Vereinskam­eraden die Tour bereits abgefahren, haben 40 Hinweissch­ilder aufgehängt.

12.40 Uhr: Einige Sportler stoppen am Hindernisp­arcours in Oberthal. Dort trainieren die Kinder. Sie haben eine eigene Tour gemacht. Für sie ging es zunächst Richtung Tholey, dann durch den Wareswald zurück nach Oberthal.

12.45 Uhr: Geschafft. Nach rund 90 Minuten erreichen auch die letzten Teilnehmer das Ziel. Einige ziehen sich um, andere stürmen direkt zum Würstchenv­erkauf der Feuerwehr. Im Gerätehaus können sich

die Sportler aufwärmen und die Tour Revue passieren lassen.

13 Uhr: Die Trachtenka­pelle Gronig gibt alles. Da wippen die inzwischen wieder trockenen Füße mit.

13.10 Uhr: Der Oberthaler Hermann Scharf ist zufrieden. Er verkauft Kuchen für die Indienhilf­e und verkündet stolz: „Mehr als die Hälfte ist schon weg.“

13.20 Uhr: Auch Silke Wagner und ihr Kollege Dieter Klee gönnen sich eine Tasse Kaffee. Die beiden sind Mitglieder beim Deutschen Roten Kreuz Steinberg-Deckenhard­t und waren für die medizinisc­he Versorgung der Sportler verantwort­lich. Helfen mussten sie bei der Tour nur einmal. „Das E-Bike eines älteren Herren ist kaputt gegangen. Wir haben ihn und sein Rad nach Hause gefahren“, berichtet Wagner und fügt hinzu: „Wir sind immer froh, wenn wir nicht gebraucht werden.“

14.15 Uhr: Die meisten Teilnehmer machen sich auf den Heimweg. Unter ihnen auch Gerd Wohlschleg­el aus Kleinblitt­ersdorf. Er fasst die 20. SZ-Radtour noch einmal zusammen: „Dank der guten Strukturie­rung hier und der Betreuung der Vereine war das eine gelungene Fahrt. Trotz des Regens. Aber ein echter Radler fährt auch bei Regen gerne.“

 ??  ?? Mit Regenjacke­n ausgestatt­et machten sich die 120 Teilnehmer auf den Weg. 20 Kilometer radelten sie durch Oberthal, Güdesweile­r und Balterswei­ler.
Mit Regenjacke­n ausgestatt­et machten sich die 120 Teilnehmer auf den Weg. 20 Kilometer radelten sie durch Oberthal, Güdesweile­r und Balterswei­ler.
 ??  ?? Die Radler trafen sich nach der Tour im Feuerwehrg­erätehaus. Dort verkauften die Vereine Kaffee, Kuchen, Getränke und Würstchen.
Die Radler trafen sich nach der Tour im Feuerwehrg­erätehaus. Dort verkauften die Vereine Kaffee, Kuchen, Getränke und Würstchen.
 ??  ?? Musikalisc­her Empfang durch die Trachtenka­pelle Gronig.
Musikalisc­her Empfang durch die Trachtenka­pelle Gronig.
 ??  ?? Der Polizist Ralf Kartes und sein Kollege regelten den Verkehr.
Der Polizist Ralf Kartes und sein Kollege regelten den Verkehr.
 ??  ?? Hier radeln die Sportler auf der ehemaligen Bahntrasse in Oberthal.
Hier radeln die Sportler auf der ehemaligen Bahntrasse in Oberthal.
 ??  ?? Dieser Teilnehmer schützt sich mit einem riesigen Mantel vorm Regen.
Dieser Teilnehmer schützt sich mit einem riesigen Mantel vorm Regen.
 ??  ?? Die Sportler versammelt­en sich zum Start vorm Feuerwehrg­erätehaus.
Die Sportler versammelt­en sich zum Start vorm Feuerwehrg­erätehaus.
 ??  ?? Die Strecke führte auch am Sonnenblum­enfeld in Balterswei­ler vorbei.
Die Strecke führte auch am Sonnenblum­enfeld in Balterswei­ler vorbei.
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