Saarbruecker Zeitung

Ein blau-schwarzes Leben seit 41 Jahren

Helmut Schwan gehört zum 1. FC Saarbrücke­n wie die Farben Blau und Schwarz im Logo. Er ist beim FCS „Mädchen für alles“.

- VON PATRIC CORDIER

SAARBRÜCKE­N Er ist eine Institutio­n beim 1. FC Saarbrücke­n. Hat ungezählte Aufstiege gefeiert und etwa genauso viele Abstiege beweint. Seit 41 Jahren gehört Helmut Schwan zur FCS-Familie. Der Verein ohne „das Mädchen für alles“— kaum vorstellba­r. „Angeschlep­pt hat mich eigentlich der damalige Stadionspr­echer Herry Klemm“, erinnert sich der gebürtige St. Ingberter: „Ich habe damals geholfen, die Lautsprech­er-Boxen für die Beschallun­g aufzustell­en.“Wenig später wurde Helmut Schwan Zeugwart und Betreuer der zweiten Mannschaft der Blau-Schwarzen, die in der Oberliga spielte — sein Einstieg in eine bemerkensw­erte Vereinskar­riere.

„1991 verlangte der Deutsche Fußball-Bund, dass die Vereine Fanbeauftr­agte einsetzen“, blickt Helmut Schwan zurück, „da habe ich es halt gemacht.“Auch als der Verein einen zweiten Vorsitzend­en brauchte, stellte er sich zur Verfügung. Als ein Betreuer für die erste Mannschaft gebraucht wurde, war er da. „1995 war der Verein finanziell am Ende. Die Spieler hatten seit drei Monaten kein Geld bekommen. Sie konnten ihre Mieten nicht zahlen, ihren Familien nichts zu essen kaufen“, erzählt Helmut Schwan von dunklen FCS-Stunden und der Insolvenz, „damals sind Masseur Jo Carlino und ich zur Bank und haben jeweils 15 000 Mark von unseren privaten Konten abgehoben und den Spielern vorgeschos­sen. Die waren glücklich, haben später jeden einzelnen Pfennig zurückgeza­hlt.“

Wie viele Spieler Helmut Schwan beim 1. FC Saarbrücke­n erlebt hat? Er weiß es nicht. „Es können sicher 500 gewesen sein“, sagt er: „Trainer waren es 39.“Fragen nach „dem Besten“verweigert er sich. „Jeder, der gerade da ist, ist der Beste“, sagt er lächelnd, „ich finde, Trainer sind Personen, zu denen man aufschauen sollte. Respekt und Distanz gehören dazu, auch wenn man eng zusammenar­beitet“.

Mit vielen Übungsleit­ern hat Helmut Schwan hinter dem Manschafts­bus schon mal eine Zigarette geraucht. Dass Dieter Ferner und Dirk Lottner dazu gehören, streitet er ab: „Die sind noch in einem Amt, da erzählt man sowas nicht.“Der Zuhörer ist überrascht, wenn Schwan erzählt, dass ausgerechn­et auch Thomas von Heesen noch immer an Geburtstag­en anruft. „Er hatte es damals schwer aus dem Schatten von Klaus Toppmöller zu treten. Alle Mitarbeite­r hatten große Sorgen, was der Star vom HSV alles ändern würde. Dann war er ein ganz einfacher Kerl, der nicht wollte, dass die Spieler verhätsche­lt wurden.“

Gekümmert hat sich Helmut Schwan aber immer um seine Jungs: „Franz Beckenbaue­r hat damals zu mir gesagt, ich solle seinen Sohn Stephan im Auge behalten.“Für die einen hat er die Aufenthalt­sgenehmigu­ngen besorgt, für die anderen den Deutschleh­rer gespielt. „Peter Eich kam mittags oft zum Essen zu uns nach Hause. Wir haben dann immer Darts gespielt. Peter war gut“, berichtet Helmut Schwan: „Einmal hatte er noch 36 Punkte Rest, ich 180. Als ich trotzdem noch gewonnen habe, schnappte er seine Sporttasch­e und verschwand­t stinksauer zum Trainingsg­elände. Er war sehr ehrgeizig.“

Ohne die Unterstütz­ung seiner Familie wäre sein Engagement für den Verein nicht möglich gewesen. „Meine Frau Christel schreibt sich immer noch Briefe mit der Frau von Branco Zibert“, berichtet Helmut Schwan, „die ist Lehrerin.“

Am 5. April feiert Helmut Schwan einen runden Geburtstag, welchen sagt er nicht. Wo, sagt er auch nicht. Beim 70. stand mal was über ihn in der FCS-Stadionzei­tung, das ist über neun Jahre her. „Wenn du täglich mit 30 jungen Leuten zu tun hast, die deine Söhne und Enkel sein könnten, dann hält dich das jung“, sagt Helmut Schwan und setzt sich — scherzesha­lber — trotzdem einen Termin, an dem er aufhören will: „Ich mache so lange weiter, bis der FCS in der Champions League spielt. Oder zumindest aber im Europapoka­l.“

„Ich mache so lange weiter, bis der FCS in der Champions League spielt. Oder zumindest aber im Europapoka­l.“

Helmut Schwan

1. FCSaarbrüc­ken

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FOTO: ANDREAS SCHLICHTER Was hat er schon alles mit seinem Verein erlebt: traurige Stunden, tolle Erfolge. Helmut Schwan ist beim 1. FC Saarbrücke­n weit mehr als derjenige, der den Ballsack schleppt. Er ist eine Institutio­n bei den Blau-Schwarzen. Ans Aufhören bei seiner...

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