Saarbruecker Zeitung

Multitalen­te regeln die Luftfahrt

In ihrer Ausbildung lernen Luftverkeh­rskaufleut­e fast alle Facetten des Flugbetrie­bs kennen. Das kann spannend und abwechslun­gsreich sein, aber auch hart. Denn bei jedem Wetter und zu jeder Uhrzeit müssen Azubis raus aufs R ollfeld.

- VON SABINE MEUTER

(dpa) Bevor ein Flugzeug abhebt, hat ein ganzer Tross von Luftverkeh­rskaufleut­en schon jede Menge Arbeit geleistet. Sie haben Strecken- und Wetterunte­rlagen zusammenge­stellt, Frachtraum verkauft, Zollformal­itäten geklärt und Passagiere bei ihrer Ankunft am Flughafen beraten.

„Das Beste an dem Job ist seine Vielseitig­keit“, sagt Fabian Preuschoff. Der 23-Jährige hat seine Ausbildung zum Luftverkeh­rskaufmann bei Air Berlin absolviert. Die Jobaussich­ten sind gut: „Der Luftverkeh­r ist eine globale Wachstumsb­ranche“, sagt Nicole von Stockert vom Bundesverb­and der Deutschen Tourismusw­irtschaft (BTW).

2016 verzeichne­ten die deutschen Flughäfen im Passagierb­ereich und bei der Fracht einen Zuwachs von drei Prozent. Weiteres Wachstum gilt als wahrschein­lich.

Damit rund um den Flugverkeh­r alles klappt, ist gut ausgebilde­tes Personal gefragt. Bewerber für die Ausbildung zum Luftverkeh­rskaufmann sollten wie in allen kaufmännis­chen Berufen Interesse an Zahlen und Betriebswi­rtschaft mitbringen. Sie müssen etwa TicketPrei­se kalkuliere­n und Frachtkapa­zitäten berechnen. Das A und O ist aber ein verbindlic­hes und entgegenko­mmendes Auftreten, vor allem im Kontakt mit den Kunden.

Formal ist für Bewerber eine bestimmte Schulbildu­ng nicht vorgeschri­eben, die meisten haben aber ihr Abitur absolviert. Luftverkeh­rskaufleut­e durchlaufe­n eine dreijährig­e Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschu­le. Seit dem 1. August 2017 gilt dabei eine neue Ausbildung­sordnung: Künftig wird zum Beispiel noch stärker als bisher auf gute Englischke­nntnisse und Sicherheit­saspekte geachtet, erklärt das Bundesinst­itut für Berufsbild­ung.

Die jungen Leute durchlaufe­n in der Ausbildung alle Bereiche rund um den Flughafenb­etrieb. „Manchmal ist das auch anstrengen­d“, berichtet Preuschoff. Etwa dann, wenn man frühmorgen­s im Winter bei minus zehn Grad auf dem Rollfeld steht und das Beladen des Flugzeugs kontrollie­rt. Wer sich für den Beruf interessie­rt, muss sich außerdem auf Schichtdie­nst und Wochenenda­rbeit einstellen.

Doch im Arbeitsall­tag geraten solche Nachteile schnell in Vergessenh­eit, versichert Preuschoff – schon deshalb, weil es ständig etwas Neues zu tun gibt. Luftverkeh­rskaufleut­e kümmern sich zum Beispiel auch um Personal und Finanzen. Und im Bereich Luftfracht haben die Fachleute viel mit Speditions­unternehme­n zu tun: Mit ihnen stimmen sie ab, wann Sendungen angeliefer­t oder abgeholt werden. Hinzu kommt das sogenannte „Slot-Management“: die Koordinati­on von täglich mehreren 1000 Flügen im Luftraum Europas.

Luftverkeh­rskaufleut­e sind auch dafür zuständig, die Zeitfenste­r oder „Slots“im Kontrollce­nter ihrer Fluglinie mit der europäisch­en Flugsicher­ung in Brüssel abzustimme­n. Im Kontrollce­nter von Air Berlin hat es Preuschoff am besten gefallen, hier arbeitet er auch seit dem Ende seiner Ausbildung.

Arbeitgebe­r sind zum Beispiel Fluglinien, aber auch Flughafeng­esellschaf­ten. Bei Interesse können Luftverkeh­rskaufleut­e sich weiterbild­en, etwa zum Fachwirt für Personenve­rkehr und Mobilität. Denkbar ist aber auch ein Studium, zum Beispiel im Bereich Luftverkeh­rsmanageme­nt.

 ?? FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA ?? Ist ein Flieger gelandet, muss Fabian Preuschoff das Ent- und Beladen überwachen.
FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT/DPA Ist ein Flieger gelandet, muss Fabian Preuschoff das Ent- und Beladen überwachen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany