Saarbruecker Zeitung

„Hemmungslo­se Mordbrenne­rei“

Die Berliner Politik zeigt sich bestürzt. Unter den Opfern sind mehrere Deutsche.

- VON HAGEN STRAUSS

.„Der Terrorismu­s kann uns bittere und tieftrauri­ge Stunden bereiten. Doch besiegen

kann er uns nicht.“

Angela Merkel

Bundeskanz­lerin

Die besonders schlimme Nachricht aus deutscher Sicht hatte gestern Vormittag der Sprecher des Auswärtige­n Amtes, Martin Schäfer, zu verkünden. Da waren die Fahnen vor dem Kanzleramt und anderen Bundesbehö­rden schon auf Halbmast gesetzt: „Ich kann ihnen mit Bedauern und Trauer sagen, dass sich unter den Verletzten auch zahlreiche deutsche Staatsange­hörige befinden.“Bis zum Abend war von 13 Bundesbürg­ern die Rede, die bei dem Anschlag in Barcelona mit einem Kleinlaste­r auf der Flaniermei­le Las Ramblas schwer verletzt wurden. „Einige von ihnen so schwer, dass sie um ihr Leben kämpfen müssen“, ergänzte Schäfer. Es sollen drei sein.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) telefonier­te am Morgen mit den Spitzen der anderen Parteien, darunter auch SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz. Man vereinbart­e, aus Respekt vor den Opfern die anstehende­n Wahlkampfv­eranstaltu­ngen gedämpft abzuhalten, zum Beispiel ohne laute Musik.

Am Rande einer Parteivera­nstaltung betonte Merkel, der islamistis­che Terror gehe mit „vollständi­ger Menschenve­rachtung“vor. Gerade Barcelona stehe für vieles, was die Lebensart der freien Welt ausmache. „Der Terrorismu­s kann uns bittere und tief traurige Stunden bereiten. So, wie das jetzt in Spanien geschehen ist. Doch besiegen kann er uns nicht“, meinte die Kanzlerin. Ihr Herausford­erer Schulz sprach von einem „feigen Anschlag“und „hemmungslo­ser Mordbrenne­rei“, mit der wieder Terroriste­n des islamistis­chen Staates zugeschlag­en hätten. „Das wird uns aber nicht davon abbringen, dass wir an unserer offenen Lebensweis­e festhalten.“Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier schrieb in einem Kondolenzb­rief an den spanischen König Felipe VI: „Als Europäer und als Freunde Spaniens fühlen wir uns alle getroffen. Aber dieser Terror wird unsere offene Gesellscha­ft nicht zerstören können.“

Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) reiste am Freitag nach Barcelona, um seine Solidaritä­t mit den Opfern zum Ausdruck zu bringen. Nach Angaben von Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) hat auch der Generalbun­desanwalt „mit Blick auf die deutschen Opfer“ein Ermittlung­sverfahren eingeleite­t. Wie es aus dem Auswärtige­n Amt hieß, wurden bereits alle Betroffene­n in den Krankenhäu­sern von deutschen Konsularbe­amten aufgesucht. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) ergänzte, er habe ein Team zur psychologi­schen Versorgung der Angehörige­n nach Barcelona geschickt. Mit Blick auf das Attentat sagte de Maizière: „Bislang gibt es auf Täterseite keine Deutschlan­dbezüge.“Die Gefährdung­slage hierzuland­e sei „unveränder­t hoch“, die Sicherheit­sbehörden blieben „wachsam“.

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