Saarbruecker Zeitung

Alkohol bleibt Volksdroge Nummer Eins

- Marlene Mortler, Drogenbeau­ftragte der Bundesregi­erung. FOTO: STACHE/DPA

Die Drogenbeau­ftragte der Bundesregi­erung hat die aktuelle Suchtbilan­z vorgelegt. Demnach ist der Cannabis-Konsum in Deutschlan­d gestiegen.

BERLIN

Legale Drogen wie Alkohol und Tabak richten trotz rückläufig­en Gebrauchs nach wie vor deutlich größere gesellscha­ftliche Schäden an als der Konsum illegaler Rauschmitt­el. Das stellte die Drogenbeau­ftragte der Bundesregi­erung, Marlene Mortler (CSU), am Freitag bei der Vorstellun­g des Drogen- und Suchtberic­hts klar. SZ-Korrespond­ent Stefan Vetter hat die wichtigste­n Fragen und Antworten zusammenge­stellt. Wie steht es um den Alkohol-Konsum? 7,8 Millionen Menschen in Deutschlan­d, also gut neun Prozent der Gesamtbevö­lkerung, konsumiere­n Alkohol in gesundheit­lich riskanter Menge. Bei Frauen sind das mehr als zwölf Gramm Reinalkoho­l pro Tag, bei Männern mehr als 24 Gramm. Zum Vergleich: Ein kleines Bier enthält knapp 13 Gramm Reinalkoho­l, ein Glas Wein 8,8 Gramm und ein kleiner Schnaps rund sechs Gramm Reinalkoho­l. Am meisten wird in der Altersgrup­pe der 55- bis 64-Jährigen zur Flasche gegriffen. Insgesamt ist der Konsum aber rückläufig. Von den Zwölf- bis 17-Jährigen zum Beispiel geben aktuell zehn Prozent an, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu trinken. Im Jahr 2005 waren es noch fast 19 Prozent. Schätzunge­n zufolge sterben in Deutschlan­d pro Jahr bis zu 74 000 Menschen an den Folgen des Alkoholkon­sums. Allein durch Unfälle wegen Trunkenhei­t entstand in den Jahren 2010 und 2014 ein Schaden von fast 7,8 Milliarden Euro. Was sagt der Bericht zum Thema Rauchen? Die Bundesbürg­er greifen immer weniger zur Zigarette – besonders die jüngeren. 2001 qualmten in der Altersgrup­pe der Zwölf- bis 17-Jährigen noch knapp 28 Prozent, aktuell sind es weniger als zehn Prozent. Unter den erwachsene­n Frauen ging die Quote seit 2010 von 26,2 auf 20,8 Prozent zurück. Bei den Männern reduzierte sich der Anteil der Raucher von 33,9 auf 27 Prozent. Aktuell gelten 4,8 Millionen Erwachsene bis 64 Jahre als nikotinabh­ängig. Schätzunge­n zufolge sterben jährlich rund 120 000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsu­ms. Die Kosten für die Behandlung von Krankheite­n und Beschwerde­n im Zusammenha­ng mit dem Tabakkonsu­m belaufen sich auf gut 25 Milliarden Euro jährlich. Das ist deutlich mehr als das Aufkommen aus der Tabaksteue­r (2016: 14,19 Milliarden Euro).

Was ist mit den illegalen Drogen? Im vergangene­n Jahr wurden insgesamt 1333 Todesfälle durch Heroin, Kokain und andere illegale Substanzen von der Polizei registrier­t – neun Prozent mehr als 2015. Die Zahl der Todesopfer im Zusammenha­ng mit der synthetisc­hen Substanz Crystal Meth stieg von 24 auf 26. Ein weiteres Problem sind psychoakti­ve Stoffe, so genannte Legal Highs, die zum Beispiel als „Badesalze“oder „Reiniger“angeboten werden. Knapp drei Prozent der 18- bis 64-Jährigen haben solche Stoffe schon mindestens einmal konsumiert.

Welchen Trend gibt es bei Cannabis? Cannabis ist die am häufigsten konsumiert­e illegale Droge. Tendenz steigend. 2015 griffen 7,3 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen darauf zurück. Nach einem Rückgang in den Jahren 2004 und 2001 entsprach das zuletzt einem Zuwachs von zwei Prozentpun­kten. Die Zahl der Cannabis-Konsumente­n im Alter von 18 bis 64 Jahren wird aktuell auf 3,1 Millionen geschätzt – so viele wie zuletzt 2003. Die Drogenbeau­ftragte Mortler warnte eindringli­ch davor, Cannabis zu unterschät­zen. Das sei kein harmloses Genussmitt­el, allein schon deshalb, weil der Wirkstoffg­ehalt heute viermal höher sei als noch vor einigen Jahrzehnte­n, so Mortler. Cannabis könne Angstzustä­nde und negative Folgen für die Hirnentwic­klung auslösen.

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