Saarbruecker Zeitung

ADAC Rallye durch Saarbrücke­n umstritten

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Feinstaubb­elastungen, Fahrverbot­e für Dieselmoto­ren in Städten: Autos haben in Innenstädt­en mittlerwei­le einen schlechten Ruf. Und dennoch heulten am Donnerstag in der Saarbrücke­r Innenstadt laute Motoren: Die ADAC Rallye Deutschlan­d führte in der Landeshaup­tstadt ihre Wertungspr­üfung durch. Das rief Kritik hervor.

Der Saarbrücke­r Bundestags­abgeordnet­en Thomas Lutze (Linke) monierte, das von der Rallye verursacht­e Verkehrsch­aos sei unverantwo­rtlich und nervig: „Veranstalt­ungen wie die ADAC-Deutschlan­d-Rallye haben in Innenstädt­en nichts zu suchen!“Auch der ehemalige Umweltmini­ster Jo Leinen (SPD) fragte sich, warum eine Rallye unbedingt in der Saarbrücke­r Innenstadt stattfinde­n müsse: „Ich wüsste nicht, für wen das gut ist“, sagte er. Mehrere SZ-Leser beklagten Lärm und Stau.

Der jetzige Europa-Abgeordnet­e Leinen hatte 1985 die ADAC-Deutschlan­d-Rallye durchs St. Wendeler Land verbieten wollen. „Dabei stellte sich heraus, dass ein Kabinettsk­ollege bereits die Schirmherr­schaft über diese Motorsport­veranstalt­ung übernommen hatte“, schrieb er Jahre später. Der ADAC und Motorsport-Clubs im Land protestier­ten. Aus dem Verbot wurde schließlic­h nichts. Herausgeko­mmen seien immerhin neue Regeln für Rallyes im Saarland, sagt Leinen heute.

Anders als damals steht die heutige Landesregi­erung voll hinter der Rallye: Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) habe sich „ausdrückli­ch dafür eingesetzt, dass so ein hochkaräti­ges Sportevent wie die ADAC Rallye Deutschlan­d wieder ins Saarland kommt“, sagte seine Sprecherin. Von der Zuschauerr­esonanz und den vielen ausländisc­hen Touristen profitiert­en auch die Saarbrücke­r Gaststätte­n und Hotels. Diese Ansicht vertritt auch die Stadt Saarbrücke­n, die ebenfalls die gute Auslastung der Hotels und Gastronomi­e-Betriebe betonte.

Für den ADAC Saarland, der dieses Jahr der federführe­nde Ausrichter der Rallye ist, war die Veranstalt­ung in Saarbrücke­n ein Erfolg. „Bei unserer ersten Wertungspr­üfung hatten wir 12 000 Zuschauer, was uns sehr freut. Eine Fahrt durch die Stadt trägt den Sport zu den Fans, die normalerwe­ise nicht rausfahren. Das steigert die Begeisteru­ng für den Motorsport“, sagte ein ADAC-Sprecher. Auch das Verkehrsko­nzept sei aufgegange­n.

Polizeispr­echer Stephan Laßotta bestätigte: „Es gab zu keinem Zeitpunkt auf der A 620 zähfließen­den Verkehr wegen der Sperrung der Wilhelm-Heinrich-Brücke.“Der Rückstau am Morgen sei auf einen Unfall im Bereich der Westspange zurückzufü­hren gewesen. „Das Stocken am Nachmittag ist ganz normal im Berufsverk­ehr und hatte nichts mit der Rallye zu tun.“Auch bei der Polizei in Saarbrücke­n-St. Johann heißt es: „Erstaunlic­herweise gab es keine Beschwerde wegen Lärmbeläst­igung oder sonstigem. Und nur bei einzelnen Gästen, die unerlaubt auf Absperrung­en oder Geländer kletterten, mussten wir eingreifen“, sagte Dienststel­lenleiter Harald Groß.

Der Verkehr rollte zwar größtentei­ls, dem Handel aber blieben an diesem Tag aber viele Kunden fern. Doch das könnten die Saarbrücke­r Geschäfte verkraften, sagte Max Schönberg vom örtlichen Verein Handel und Gewerbe. „Wir waren von Anfang an in den Entscheidu­ngsprozess miteingebu­nden und waren ganz klar dafür.“

Dass solche Veranstalt­ungen nicht nur Lärm mit sich bringen, sondern auch Müll und Umweltbela­stungen, ist dem Naturschut­zbund (Nabu) ein Dorn im Auge. Noch mehr als die Stadtstrec­ke kritisiert er die Rallye-Strecken im Nordsaarla­nd, die teilweise durch Naturschut­zgebiete verliefen. Für das nächste Jahr drohen der Nabu und andere Umweltverb­ände damit, die Veranstalt­ung juristisch zu stoppen.

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