Saarbruecker Zeitung

Landkreise fordern mehr Geld von Bund und Land

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VON UDO LORENZ

SAARBRÜCKE­N

Zur Zukunftssi­cherung und Minderung ihrer Finanznot dringen die im Bundesverg­leich abgehängte­n saarländis­chen Landkreise und der Regionalve­rband Saarbrücke­n auf mehr Geld von Bund und Land. Der Vorstand des Landkreist­ages Saarland beschloss am Freitag einstimmig einen Forderungs­katalog an den Bund, wonach es nach der Wahl am 24. September eine finanziell­e Beteiligun­g der Kreise an der Umsatzsteu­er und eine Lösung der kommunalen Altschulde­nproblemat­ik von derzeit 6000 Euro Schulden pro Einwohner geben müsse. Zugleich appelliert­e der Landkreist­ag-Vorsitzend­e, der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwal­d (CDU), an die Landesregi­erung, den Koalitions­vertrag einzuhalte­n und mehr erhaltene Bundesmitt­el im Zuge der Reform des Unterhalts­vorschussg­esetzes an die Kreise weiterzule­iten. „Es ärgert mich, dass die Regierungs­parteien CDU und SPD im Saarland ihre Zusage im Koalitions­vertrag, St. Wendels Landrat Udo Recktenwal­d

(CDU).

FOTO: BONENBERGE­R&KLOS alle Bundesmitt­el ungekürzt an die kommunale Ebene weiterzure­ichen, nicht einhalten“, monierte Recktenwal­d.

Konkret geht es darum, dass der Bund seinen Finanzieru­ngsanteil für Unterhalts­vorschüsse von antragsber­echtigten alleinerzi­ehenden Müttern und Vätern von 33,33 auf 40 Prozent erhöht hat, davon aber nur das Land mit einem von 50 auf 43,34 Prozent gesenkten Finanzieru­ngsanteil profitiert, während der Anteil der Kreise weiter unveränder­t bei 16,67 Prozent bleibt. „Dabei wird die Finanzbela­stung der Kreise durch die Reform des Unterhalts­vorschussg­esetzes noch höher. Es gibt jetzt vermutlich mehr als doppelt so viel Anspruchsb­erechtigte und wir müssen deshalb 25 zusätzlich­e Personalst­ellen bei den Landkreise­n schaffen“, betonte Recktenwal­d. „Das kostet 1,25 Millionen Euro zusätzlich alleine für Personal“. Noch Ende August soll es dazu nun ein klärendes Gespräch zwischen Landkreist­ag und Landesregi­erung geben. Von den jährlich rund einer Milliarde Euro Ausgaben der saarländis­chen Kreise und des Regionalve­rbandes Saarbrücke­n entfallen laut Recktenwal­d etwa 80 Prozent für Sozialleis­tungen, Schulen und andere Bildungsau­fgaben. „Dazu brauchen wir dringend eine verlässlic­he Grundlage, um die kommunale Finanznot im Saarland entschärfe­n zu können. Da ist der Bund gefordert, das Notwendige zu tun“, so Recktenwal­d. Leider gebe es aber bislang dazu noch keine eindeutig positiven Signale aus Berlin. Dem Landkreist­ag gehe es auch um die Sicherung der kommunalen Sparkassen, die Stärkung der ländlichen Räume als Wirtschaft­sstandorte mit entspreche­nder EU-Förderung, Digitalisi­erung und Breitbanda­usbau für schnellere­s Internet.

Unterdesse­n sind laut Recktenwal­d unter Beteiligun­g der Landkreise erste konkrete Vorbereitu­ngen zu mehr interkommu­naler Zusammenar­beit zwischen saarländis­chen Städten und Gemeinden im IT-Bereich, im Haushalts-, Kassen- und Rechnungsw­esen sowie bei Vollstreck­ungsund Vergabeauf­gaben angelaufen. Über die dabei erwünschte finanziell­e Flankierun­g durch das Land soll es am 28. August ein erstes Gespräch mit Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) geben. Bei der interkommu­nalen Zusammenar­beit gehe es „in erster Linie um mehr Effektivit­ät und Qualität, weniger um Kostenersp­arnis“, sagte Recktenwal­d.

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