Der doppelte Beigeschmack
Ein Gewerkschafter äußert sich öffentlich zu einem Missstand in einem Betrieb – ob in der freien Wirtschaft oder bei einer staatlichen Verwaltung spielt keine Rolle, ist das Normalste in einer wehrhaften Demokratie. Sollten wir annehmen. Aber im Zusammenhang mit den andauernden Querelen um die Saarbrücker Berufsfeuerwehr reagieren die gegnerischen Parteien, sagen wir mal: mehr als verschnupft.
Der saarländische Vorsitzende der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft, Detlef Schütz, hatte in einem schriftlichen Pressestatement der Wehrführung ihre Kompetenzen abgesprochen. Das schmeckte Verantwortlichen in der Stadtverwaltung ganz und gar nicht. Und sie forderten darauf die Herausgabe der entsprechenden Korrespondenz zwischen Gewerkschaftsfunktionär und Journalisten der Saarbrücker Zeitung. Wollte hier die Landeshauptstadt etwa Druck wegen unliebsamer Stellungnahmen aufbauen?
Auch wenn sich Mitarbeiter der Stadtpressestelle redlich mühten, dass es sich keineswegs um eine dienstliche Weisung, sondern lediglich um eine Bitte gehandelt habe, bleibt ein fader Beigeschmack. Aber auch die Gegenseite muss sich nachsagen lassen, womöglich Interna nach außen getragen zu haben. Denn: Der Gewerkschaftschef ist Mitglied der Berufswehr, deren Chef er öffentlich schwer belastet. Geschickter wäre es gewesen, einen Kollegen seiner Gewerkschaft mit der Kritik vorzuschicken, der beruflich nichts mit dieser Wehr am Hut hat. Hier ist auf beiden Seiten mehr Fingerspitzengefühl gefragt.