Zellner erträgt Degradierung ohne zu murren
Im Derby an diesem Samstag gegen Röchling Völklingen wird der Topspieler des 1. FC Saarbrücken wohl von Beginn an spielen.
Es gibt Geschichten, die schreibt nur der Fußball. Die vom Fußball-Regionalligisten 1. FC Saarbrücken zum Beispiel, der nach dem für viele voreiligen Abriss des Saarbrücker Ludwigsparkstadions seine „Heimspiele“auswärts im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion austragen muss und an diesem Samstag (14 Uhr) nun ausgerechnet Röchling Völklingen „zu Gast“hat. „So kann jede Mannschaft ihre eigene Kabine benutzen“, scherzt FCS-Trainer Dirk Lottner.
Wenig zu lachen haben die Saarbrücker Fußballfans trotz des bisher sehr guten Starts in die neue Saison. Weil einige Chaoten in Ulm einmal mehr Pyrotechnik zum Einsatz brachten, hat das Sportgericht der Regionalliga Südwest den Verein zu 1250 Euro Geldstrafe, dem Verbot von sogenannten Blockfahnen und zur Videoüberwachung des Fanblocks verurteilt. „Das widerspricht der Ankündigung des DFB-Präsidenten, keine Kollektivstrafen mehr verhängen zu wollen“, sagt FCS-Sportdirektor Marcus Mann: „Der Widerspruch gegen die Strafe ist schon raus.“
Raus mit Applaus hieß es für den FCS nach dem DFB-Pokalspiel gegen Union Berlin. In die Verlängerung zwang der FCS den Zweitligisten, die bessere Mannschaft verlor am Ende mit 1:2. „Wenn man nach einer guten Leistung gegen einen starken, höherklassigen Gegner auf einen vermeintlich leichteren Liga-Konkurrenten trifft, ist das immer gefährlich. Wenn du dann schlecht aussiehst, heißt es immer, dass man die unterschätzt hat“, warnt FCS-Spieler Steven Zellner: „Wir müssen sehr konzentriert sein und unsere Aufgabe auf dem Platz erfüllen.“
Der Primstaler Zellner kam im Winter von Zweitligisten SV Sandhausen zurück ins Saarland, spielte eine herausragende Rückrunde beim FCS, fand sich aber beim 3:1 gegen Kassel in der Liga ebenso zunächst auf der Bank wieder wie im DFB-Pokal gegen Union Berlin. „Unser Kader hat in der Breite eine enorme Qualität. Eine Mannschaft, die etwas erreichen will, muss das heute haben. Am Ende wird jeder seine Spielzeit bekommen, da ist es nicht so wichtig, wer am Anfang spielt“, sagt Zellner ganz ohne zu murren – es klingt brav, aber auch durch und durch ehrlich: „Ich bin keiner, der den Kopf in den Sand steckt. Das hat mich immer ausgezeichnet. Weitermachen. Dranbleiben. Den Rest entscheidet der Trainer.“
Nach dem Ausfall von Oliver Oschkenat (Knieprobleme) und Ivan Sachanenko (Jochbeinbruch) hat Lottner auf der Innenverteidiger-Position mit Zellner, Marco Kehl-Gomez, Marlon Krause weniger Variationsmöglichkeiten als im defensiven Mittelfeld mit Manuel Zeitz, Marco Holz, Jordan Steiner und eben auch Zellner. „Mittlerweile spiele ich fast lieber Innenverteidiger“, gesteht die Nummer fünf, den einige Fans in Anlehnung an den großen Beckenbauer „Franz“nennen. „Wenn ich so eine Karriere machen würde, unterschreibe ich das gerne. Andere Fans sehen in mir den neuen Balu Kostner. Ich lass ihnen die Freude und versuche, mein Spiel zu machen“, sagt der schnellste Mann im FCS-Kader, aber eben nicht der Libero: „In der Dreierkette muss man sich auch mal fallen lassen, um sich anzubieten. Wenn man richtig durchschiebt, hat man immer einen Mann mehr. In den letzten Jahren wurde ja fast überall Viererkette gespielt. Für uns ist es gut, dass wir verschiedene Systeme spielen können.“
Welche Aufteilung im Heim-/Auswärtsspiel gegen Völklingen zum Tragen kommt, ließ Lottner am Freitag offen. „Wir werden sicher was verändern“, kündigte er an, ohne ins Detail zu gehen. Die Verteidigungsreihe könnte morgen mit Krause, Kehl-Gomez, Sascha Wenninger und Pierre Fassnacht anders aussehen. Nur eines verriet Lottner tatsächlich: Daniel Batz wird wieder den Platz im Tor einnehmen. Das ist allerdings wenig überraschend.