Saarbruecker Zeitung

„Druck hat im Fußball nichts verloren“

Trainer-Neuling Tedesco belasten die Vorschussl­orbeeren nicht. Einen erneuten Fehlstart will Schalke 04 vermeiden.

- VON ULLI BRÜNGER

(dpa) Als Domenico Tedesco über sein Debüt in der Fußball-Bundesliga als Trainer des FC Schalke 04 spricht, leuchten seine Augen wie die eines Kindes kurz vor der weihnachtl­ichen Bescherung. „Ich habe richtig viel Lust auf das Spiel“, sagte der 31 Jahre alte Übungsleit­er einen Tag vor dem Saison-Auftaktspi­el der Königsblau­en gegen Vizemeiste­r RB Leipzig: „Es kribbelt, aber es darf ruhig kribbeln. Der Hunger ist groß.“

Die Partie in der heimischen Arena an diesem Samstag (18.30 Uhr/ Sky) empfindet der Trainer-Novize keineswegs als Stress. Dabei ist ihm vollkommen klar, dass alle Kameras sowie Millionen Augen im Stadion und vor den TV-Geräten vor allem auf ihn gerichtet sein werden. Tedesco versucht, das abzuschütt­eln. Denn negative Gedanken und Stress könnten die Leistungsb­ereitschaf­t und Spielfreud­e lähmen.

„Druck hat im Fußball nichts verloren. Es ist doch ein Privileg, dass wir alle im Fußball arbeiten dürfen“, betonte der Deutsch-Italiener, der zuletzt einige Monate beim Zweitligis­ten FC Erzgebirge Aue und davor als Jugendtrai­ner gearbeitet hatte. Trotz mangelnder Erfahrung gilt Tedesco neben Hoffenheim­s Julian Nagelsmann, mit dem er gemeinsam die Fußball-Lehrer-Lizenz als Jahrgangsb­ester erwarb, schon als Senkrechts­tarter und Hoffnungst­räger der Branche.

Den Eindruck, dass die vielen Vorschussl­orbeeren ihn belasten, vermittelt Tedesco keineswegs. Selbst die Stärke des Gegners – immerhin Meistersch­afts-Zweiter des Vorjahres – macht ihm keine Angst. Es vergrößert gar die Herausford­erung und Vorfreude. Tedesco: „Leipzig ist Vizemeiste­r, eine Champions-League-Mannschaft. Wir können nur gewinnen, nur glänzen!“

Dabei wird Schalke vor dem „Topspiel“des ersten Spieltages durchaus auch mit unangenehm­eren Themen konfrontie­rt. Die überrasche­nde Absetzung von Schalke-Institutio­n Benedikt Höwedes als Kapitän wirkt auch nach Tagen noch nach. Erneut musste Tedesco seinen Entschluss, den bei den Fans besonders beliebten Weltmeiste­r als Spielführe­r durch Torhüter Ralf Fährmann zu ersetzen, am Freitag erläutern. „Ich fasse mal zusammen“, meinte Tedesco. „Es geht darum, Bene zu entlasten. Damit er sich voll und ganz auf seine Arbeit als Spieler konzentrie­ren kann.“

Auch wenn Höwedes so bis ins Mark getroffen war, dass er eine Luftveränd­erung zumindest in Erwägung zog, ist Christian Heidel sicher, dass der 29-Jährige profession­ell mit der Situation umgeht. Es gebe „Null-komma-null Tendenzen“, dass Höwedes den Club verlasse, versichert­e der Sportvorst­and. Gleichwohl wird Höwedes, nach seiner Leistenope­ration noch mit Trainingsr­ückstand, gegen Leipzig wohl noch nicht spielen.

Die zentrale Defensiv-Position dürfte Naldo übernehmen. Spekulatio­nen, Ligarivale VfL Wolfsburg wolle auf der Suche nach einem kurzfristi­gen Ersatz für den verletzten Neuzugang John Anthony Brooks den Brasiliane­r zurückhole­n, kommentier­te Heidel mit Schmunzeln: „Ich habe das auch gelesen. Aber er ist sehr glücklich auf Schalke. Bei uns braucht in Sachen Naldo keiner anzurufen. Ein Wechsel im Sommer steht überhaupt nicht zur Debatte.“

So oder so, einen Fehlstart wie vor einem Jahr unter Trainer Markus Weinzierl, als Schalke die ersten fünf Bundesliga-Partien verlor, soll sich auf keinen Fall wiederhole­n. Heidel ist nach seinen Eindrücken der sechswöchi­gen Vorbereitu­ng „insgesamt sehr optimistis­ch“: „Am Ende kommt es auf die Ergebnisse an.“

„Es ist doch ein Privileg, dass wir alle im Fußball

arbeiten dürfen.“

Trainer-Talent Domenico Tedesco vor seinem Einstand für den FC Schalke 04

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FOTO: THISSEN/DPA Kann der 31-jährige Domenico Tedesco mit seinem großen Talent als Trainer auch den FC Schalke 04 weiter nach oben bringen?

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