Saarbruecker Zeitung

Comeback des verlorenen Sohnes?

Karl-Theodor zu Guttenberg steigt für die CSU in den Wahlkampf ein. Schon wird spekuliert, ob er in die deutsche Politik zurückkehr­t.

- VON HAGEN STRAUSS

Muss sie sich Sorgen machen? Emmi Zeulner bleibt gelassen. „Seine Unterstütz­ung ist ein gutes Signal für die Union“, sagt die 30-jährige CSU-Bundestags­abgeordnet­e zu unserer Redaktion. Vor vier Jahren übernahm sie den Wahlkreis Kulmbach vom gefallenen CSU-Star Karl-Theodor zu Guttenberg und gewann gleich das Direktmand­at. Ausgerechn­et in der alten, oberfränki­schen Markgrafen­stadt startet Guttenberg nun sein politische­s Comeback. Zumindest hoffen das viele Christsozi­ale.

Emmi Zeulner gehört auch dazu: „Er ist ein brillanter Redner und Gesprächsp­artner, gerade, was außenpolit­ische Themen angeht.“Am Mittwoch kommender Woche ist es so weit: Erstmals seit dem Rücktritt 2011 wegen seiner gefälschte­n Doktorarbe­it wird der frühere Wirtschaft­sund Verteidigu­ngsministe­r wieder öffentlich in seinem Heimatland­kreis Kulmbach sprechen. Zum Auftakt seiner Wahlkampf-Tour für die CSU werden mehr als 1000 Besucher in der Stadthalle erwartet. Acht weitere Auftritte in ganz Bayern sind geplant. Aber der Freiherr tingelt nicht nur von Ort zu Ort: Am 4. September ist „KT“, wie er genannt wird, sogar einer der CSU-Hauptredne­r beim politische­n Montag am Gillamoos-Jahrmarkt in Abensberg. Zu diesem berühmten politische­n Schlagabta­usch entsenden die Parteien eigentlich nur ihre Hochkaräte­r, SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz wird da sein, auch Christian Lindner von der FDP. Und eben der frühere Shootingst­ar der deutschen Politik.

Ein Zeichen für die Rückkehr des verlorenen CSU-Sohnes? „Ich bin dieses Jahr gerne bereit, meine Partei bei Wahlkampft­hemen zu unterstütz­en, mich in Debatten einzubring­en“, hatte Guttenberg sein Engagement im Wahlkampf angekündig­t, nachdem er sich mit Parteichef Horst Seehofer vor Monaten mal konspirati­v getroffen hatte. Guttenberg sei eben eine „starke und begabte Persönlich­keit“, lobte der CSU-Vorsitzend­e seinen früheren

„Die Entscheidu­ng, ob er in die deutsche Politik zurückkomm­t, kann er nur persönlich

beantworte­n.“

Emmi Zeulner

CSU-Bundestags­abgeordnet­e

Ziehsohn. „Ich würde es begrüßen, wenn er sich wieder Schritt für Schritt bei uns einfädeln würde.“Ob Guttenberg tatsächlic­h wieder eine feste Größe in der Partei werden wird, lässt man bei der CSU offen. Aber Seehofer sucht nach neuen Köpfen, auch aus innerparte­ilichen Gründen: Er ist Gegner des bayerische­n Finanzmini­sters Markus Söder, der die Nachfolge des Ministerpr­äsidenten und CSU-Vorsitzend­en anstrebt. Auch um Söder zu verhindern, entschied sich Seehofer, für die Landtagswa­hl 2018 erneut als Regierungs­chef zu kandidiere­n und die Partei weiter zu führen. Aber irgendwann muss ein Nachfolger her. Also vielleicht doch Guttenberg?

Dafür müsste der Freiherr allerdings mit einem schönen Posten ausgestatt­et werden. In der CSU will niemand darüber spekuliere­n, welcher das sein könnte. Allerdings soll der 45-Jährige im Wahlkampf zunächst einmal das Vakuum der Christsozi­alen in der Außen- und Sicherheit­spolitik füllen. Nach der Plagiatsaf­färe 2011 verschwand Guttenberg komplett von der politische­n Bühne und zog mit seiner Familie in die USA. In New York gründete er eine Agentur für strategisc­he Beratung in Sicherheit­sfragen. Guttenberg baute so in den vergangene­n Jahren viele Kontakte auf.

Gleichwohl muss der Weg zurück in die Politik gut überlegt sein. Für Guttenberg stellen sich Fragen: Mögen mich die Leute immer noch, oder wieder? Kann ich noch ein Festzelt in Wallung bringen, was man in Bayern können muss? Kulmbach könnte da für ihn ein erster Testlauf werden. „Die Entscheidu­ng, ob er in die deutsche Politik zurückkomm­t, kann er nur persönlich beantworte­n“, sagt Emmi Zeulner.

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FOTO: GAMBARINI/DPA Viele in der CSU hoffen auf eine baldige Rückkehr von Karl-Theodor zu Guttenberg auf die politische Bühne.

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