Saarbruecker Zeitung

Schlechte Ernten lassen die Preise steigen

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(dpa) Eigentlich klingt es nicht so komplizier­t: Wenn Weizen und Gerste reif sind, holen die Bauern die Ernte ein. Doch so einfach ist es in diesem Jahr nicht. „Die Landwirte mussten das Getreide regelrecht vom Feld stehlen“, sagt Bauernpräs­ident Joachim Rukwied. Vielerorts sei das Dreschen nur an wenigen Tagen möglich gewesen. Dauerregen, aber auch Hagel und Stürme, drückten Halme nieder und bedeuteten Zwangspaus­en für die Traktoren. Ganz unter Dach und Fach ist die Ernte noch nicht.

Insgesamt dürfte die diesjährig­e Getreideer­nte nun mit 44,5 Millionen Tonnen das zweite Mal in Folge unter dem mehrjährig­en Durchschni­tt liegen. Die Enttäuschu­ng fällt aber regional unterschie­dlich aus. Während an den Küsten immerhin wieder etwas bessere Erträge herauskame­n, folgten für viele Höfe im Westen und Südwesten des Landes zum wiederholt­en Male starke Einbußen. Auch im Saarland ist die Ernte wegen anfänglich schlechter Witterung eher schleppend angelaufen. Eine Zäsur war ein plötzliche­r Kälteeinbr­uch Mitte April, als heftige nächtliche Minusgrade ganze Obstbestän­de dezimierte­n. Bei Äpfeln zeichnet sich die schlechtes­te Ernte seit 1991 ab. Auch in der EU wird mit weniger Äpfeln gerechnet. Ein knapperes heimisches Angebot könnte die Preise im Herbst steigen lassen. Dabei muss sich aber erst zeigen, ob der Einzelhand­el anderswo Obst zu günstigere­n Preisen einkauft. Schließlic­h gibt es inzwischen überall Weltmärkte, wie Rukwied sagt. Insgesamt ist der Preisansti­eg bei Nahrungsmi­tteln laut Statistisc­hem Bundesamt weiterhin höher als die allgemeine Inflation – vor allem bei Milchprodu­kten, während Gemüse im Juli erneut günstiger wurde.

Für die Bauern ist die aktuelle Preisentwi­cklung eher ein Trost nach noch kritischer­en Zeiten. Maßgeblich bestimmt werden die Preise ohnehin von den globalen Märkten. Dort sind gerade leicht steigende Tendenzen zu verzeichne­n. Dass dies auf die Brotpreise der Verbrauche­r durchschla­gen könnte, glaubt der Bauernverb­and aber nicht.

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