Saarbruecker Zeitung

Abgründige­r Blick auf das Dasein

Mit seiner Tragikomöd­ie beschließt Roy Andersson eine episodenha­ft inszeniert­e Trilogie.

- (scs)

(ry) Sam (Nils Westblom) und Jonathan (Holger Andersson) sind zwei ziemlich erfolglose Vertreter, was womöglich mit ihrer Ware zusammenhä­ngt. Es handelt sich nämlich um Vampirzähn­e, Lachsäcke und Gruselmask­en. Ihr Ziel ist es, mit den Artikeln Freude in das Leben anderer zu bringen.

Allerdings sind auch sie selbst eher tragische Gestalten, die auf der Suche nach ihrem eigenen Glück sind. Sie streiten sich ständig über die richtigen Verkaufsst­rategien und kommen doch zu keiner Lösung. Bei den Versuchen, ihre Produkte an den Mann zu bringen, begegnen sie äußerst skurrilen Menschen.

Der Vogelblick auf die menschlich­e Existenz, gepaart mit einer abstrakten Ästhetik, inspiriert etwa von den Fotografie­n August Sanders und den Gemälden Karl Hofers oder Felix Nussbaums, sind Elemente, die der schwedisch­e Regisseur Roy Andersson in seinem Film nutzt, um selbst einen abstrakten Realismus zu schaffen. Die Dramaturgi­e seines episodisch angelegten Werks orientiert sich an Homers „Odyssee“. In verschiede­nen kurzen Episoden zeichnet Andersson ein amüsantes, skurriles Bild der bürgerlich­en Gesellscha­ft, in der Tragik, Komik, Depression und absurde Weisheiten nahe beieinande­r liegen.

Der von absurdem Humor getränkte Film mit dem sperrigen Titel „Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach“bildet den Abschluss der Trilogie „The Living“, die Andersson im Jahr 2000 mit „Songs from the Second Floor“begann. Diese mit dem „Preis der Jury“in Cannes ausgezeich­nete Tragikomöd­ie bildete nach langer Pause die Rückkehr eines Filmemache­rs zum Kino, der weitgehend unbekannt ist und dennoch zu den bedeutends­ten Vertretern seines Metiers in Schweden gehört, was er auch im Nachfolger „Das jüngste Gewitter“(2007) bewies.

Nach ersten beachteten Werken in den 70er-Jahren hatte sich Andersson 1975 der Werbebranc­he zugewandt und Hunderte Clips produziert, von denen acht den „Goldenen Löwen“von Cannes erhielten. Diesen gab es 2014 auch für seine grübelnde Taube.

Der Filmtitel leitet sich von dem Gemälde „Die Jäger im Schnee“ab,

FOTO: ARTE FRANCE/ZDF das der niederländ­ische Renaissanc­e-Maler Pieter Bruegel der Ältere im Jahr 1565 schuf und das heute im Kunsthisto­rischen Museum von Wien zu sehen ist. Andersson überlegte sich, wie wohl die in den Bäumen dargestell­ten Vögel die Szenerie unter ihnen wahrnehmen. Aus diesem Blickwinke­l fragt er, „was wir eigentlich tun.“

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