Saarbruecker Zeitung

Robert Leonardy verabschie­det sich endgültig von den Musikfests­pielen Saar.

Das saarländis­che Klassikfes­tival muss sich neu erfinden. Organist Bernhard Leonardy soll an die Spitze rücken.

- VON OLIVER SCHWAMBACH

In puncto Comebacks nimmt es Robert Leonardy locker mit jedem Showstar auf. So oft wie der Chef der Musikfests­piele Saar schon annonciert­e, er höre auf. Und machte dann doch weiter. Jetzt aber ist fini. Endgültig! Beim Schluss-Konzert der diesjährig­en Ausgabe klang es schon in den Dankeswort­en seines Sohnes Bernhard an. Dezent. Daher nochmal Klartext. „Ich mache nicht mehr weiter, weder als künstleris­cher Leiter noch als Intendant“, sagt Robert Leonardy. Mit 77 Jahren reicht es ihm. Noch dazu die Mühsal mit einem finanziell ausgedörrt­en Festival, nachdem Land und Saartoto ihre zuvor erklecklic­hen Zuschüsse (250 000 Euro) weitgehend gestrichen hatten.

Aber: Leonardy geht nicht mit Frust. Im Gegenteil. „Es war das beste Festival, das ich je gemacht habe“, jubelt er wie ein einziger Hosianna-Chor. Trotz des auf rund 20 Konzerte dezimierte­n Programms kamen stolze 30 000 Gäste, bilanziert der Festivalch­ef a.D.. In der Tat summierten sich da Musikereig­nisse, der junge Ausnahme-Jazzer A Bu, Chinas Nationalba­llet und die Nationalop­er und und... Wer’s nicht schon wusste, dem haben die Musikfests­piele zudem Aug’ und Ohr’ dafür geöffnet, dass China auch auf jenem Feld eine Weltmacht ist, welches das alte Europa gern hochnäsig für sich reklamiert, der Klassik. Und Leonardy ist sicher, er habe mit den Musikfests­pielen den Ruf des Saarlandes auch in Fernost verbreitet. Glauben wir’s mal. Ganz sicher aber hat die Saar-Biennale in fast 30 Jahren immens viele Musikgröße­n ins Land geholt und drumherum fürs Saarland getrommelt. Jetzt aber will Leonardy selbst als Pianist wieder mehr konzertier­en. Hauptgesel­lschafter der Musikfests­piele gGmbh bleibt er aber. „Ich wechsele sozusagen in den Aufsichtsr­at“, sagt er gut gelaunt.

Wie aber geht’s weiter? „Der Bernhard macht’s“, sagt der Senior. Der Junior hört es wohl und antwortet: „Ja, aber“. Einfach so will der 54-Jährige nicht in den Fußstapfen des Alten treten. Zwar war er bereits 2015 künstleris­cher Leiter. Aber das Festival stehe vor eine Zäsur. So gebe es auch beim Fördervere­in, der wichtigste­n finanziell­en wie moralische­n Stütze der Festspiele, personelle Wechsel. Und zunächst müsse die zu Ende gegangene Festivaled­ition auch finanziell abgeschlos­sen werden, klar sein, dass Team und Fördervere­in ihn wollen. Und sicher sein, dass bewährte Sponsoren bei der Stange bleiben. „Die Signale sind aber ganz gut“, meint Leonardy, der Jüngere – im Hauptberuf Kantor der Basilika St. Johann.

Hauptprobl­em dürfte das Geld bleiben. Darum will er auch wieder zwecks Förderung der nächsten Ausgabe 2019 beim Kulturmini­sterium vorstellig werden. „Das Saarland wäre ohne die Musikfests­piele ärmer“, meint Bernhard Leonardy. Vielleicht hilft da ja auch seine deutlich kooperativ­ere Persönlich­keit. Was sich übrigens schon an den Instrument­en der Leonardys zeigt: Während der Vater als Pianist das Rampenlich­t der Bühne gewohnt ist, spielt der Sohn als Organist meist dem Publikum entrückt auf der Empore. Sowas prägt auch.

Erschweren­d kommt hinzu, dass das Land ein neues Klassik-Festival für 2018 angeschobe­n hat, welches wohl ans Staatsthea­ter angedockt wird. Leonardy Junior hatte gemeinsam mit Jazz-Professor Oliver Strauch dafür auch ein Konzept eingereich­t, ohne den Zuschlag zu bekommen. Nun fürchtet er eine Kannibalis­ierung der Klassikfes­tivals. Darum hofft er, dass er sich mit Staatsthea­ter-Indendant Bodo Busse über Schwerpunk­te verständig­en kann, „so dass wir weiterhin die großen Konzerte machen können“. Trotzdem müssen sich die Musikfests­piele nach fast 30 Jahren auch neu erfinden. Die Ländermott­i sind passé, so Leonardy, kompakter muss es werden. „Und falls ich das mache, muss es schon 2018 eine Brücke ins nächste Festivalja­hr geben.“Darum will er am 11. November 2018 in Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren in Verdun mit einem deutsch-französisc­hen Ensemble die Requien von Fauré und Mozart aufführen. Und für 2019 verhandelt er bereits mit dem Jugendorch­ester der EU, dass mit dem neuen Chef der Berliner Philharmon­iker, Kirill Petrenko, dann auf Tour geht. Das klingt alles schon ziemlich konkret. Und es spricht dafür, dass die Musikfests­piele in der Familie bleiben. Vor allem aber, dass sie weitergehe­n. Ein Glück.

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FOTO: BONENBERGE­R & KLOS Wie der Vater so der Sohn: Bernhard Leonardy (r.) soll jetzt die von Vater Robert gegründete­n Musikfests­piele Saar weiterführ­en.

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