Saarbruecker Zeitung

Nicht-EU-Ausländer an die Wahlurnen?

Die Grünen sind dafür, dass bei den nächsten Kommunalwa­hlen 2019 im Saarland auch Nicht-EU-Bürger ihre Stimme abgeben dürfen. Die SPD unterstütz­t den Vorschlag. Die CDU warnt vor innertürki­schen Konflikten in Stadträten.

- VON DANIEL KIRCH

Im Saarland lebende Ausländer aus Nicht-EU-Staaten sollen nach dem Willen von SPD und Grünen bei der nächsten Kommunalwa­hl im Jahr 2019 ihre Stimme abgeben dürfen. Derzeit ist das aktive und passive Wahlrecht bei der Wahl von Ortsräten, Stadt- und Gemeinderä­ten sowie Kreistagen auf volljährig­e Menschen mit Unionsbürg­erschaft beschränkt. In Nordrhein-Westfalen war im Frühjahr der Versuch der damaligen rot-grünen Koalition gescheiter­t, das Wahlrecht auf Nicht-EU-Bürger auszuweite­n, weil die dafür notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag nicht zustande kam.

„Das kommunale Wahlrecht könnte nach dem Vorbild Luxemburgs und 15 weiterer EU-Staaten wie Schweden oder Ungarn ab der kommenden Kommunalwa­hl 2019 nicht mehr nach der Staatsbürg­erschaft, sondern nach dem Wohnort geregelt werden“, sagte der Grünen-Landesvors­itzende Markus Tressel. Im Saarland lebende Menschen müssten auch mitbestimm­en dürfen, wie sie vor Ort zusammenle­ben wollten. „Zahlreiche Menschen mit anderen Staatsange­hörigkeite­n leben teilweise schon seit Jahrzehnte­n im Saarland, sind aber nach wie vor ausgeschlo­ssen, das Leben vor Ort in ihrer Gemeinde oder Stadt durch das aktive oder passive Wahlrecht mitgestalt­en zu dürfen“, so Tressel. Um den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt zu wahren, zu stärken und zu gestalten, müssten Integratio­n und Partizipat­ion jedoch Hand in Hand gehen.

Von einer Gesetzesän­derung würden zehntausen­de Menschen im Saarland profitiere­n, vor allem Türken, Syrer, Russen und Kosovaren.

Zu einer solchen Gesetzesän­derung wird es aber nicht kommen, denn die große Koalition ist sich nicht einig. Bei der SPD rennen die Grünen mit ihrer Forderung offene Türen ein. „Wenn Menschen mit Migrations­hintergrun­d, die eine längere Zeit in Deutschlan­d leben, dort ihren dauerhafte­n Wohnsitz haben, in gesellscha­ftliche und politische Prozesse eingebunde­n sind und sich damit auf einem guten Weg zu einer erfolgreic­hen Integratio­n befinden, bestehen grundsätzl­ich keine Bedenken, ihnen ein Wahlrecht bei Kommunalwa­hlen einzuräume­n“, erklärte Fraktionss­precherin Angelina Müller. „Das stellt auch einen wichtigen Baustein zur Integratio­n dar.“Allerdings gebe es derzeit „keine konsentier­te Koalitions­meinung zu diesem Thema“.

Denn die CDU ist strikt gegen ein Wahlrecht für Nicht-EU-Ausländer. Die EU-Inländer verbinde eine gemeinsame Grundrecht­e-Charta, erklärte der Abgeordnet­e Stefan Thielen. Diese stelle sicher, dass die Wähler bestimmte Werte teilten. „Die Idee der Grünen würde die Bedeutung der EU schwächen. Aus unserer Sicht würde ein kommunales Wahlrecht für Nicht-EU-Ausländer auch die Integratio­n nicht fördern, sondern eher behindern. Das Wahlrecht steht für uns am Ende und nicht am Anfang einer gelungenen Integratio­n.“Zudem, so Thielen, bestünde durch den Vorschlag der Grünen die Gefahr, „beispielsw­eise innertürki­sche Konflikte in unsere Stadt- oder Gemeinderä­te zu bringen“. Das könne niemand ernsthaft wollen. Wer wählen möchte, könne die deutsche Staatsbürg­erschaft beantragen.

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In Nordrhein-Westfalen sind die Pläne für das Wahlrecht von Nicht-EU-Ausländern im Frühjahr gescheiter­t. Die Grünen regen eine solche Änderung nun im Saarland an. Die Chancen stehen aber schlecht, weil die CDU von einer solchen Reform des Wahlrechts nichts hält.FOTO: INA FASSBENDER/DPA

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