Saarbruecker Zeitung

Anthologie­n: St. Ingberter Literatur und Hans-Guido Klinkner

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(cis) Ein kühnes, auf den ersten Blick beinahe befremdend­es Vorhaben: Ein ganzes Buch, das der aus St. Ingbert kommenden Literatur vorbehalte­n ist? Sollte sich da genug Stoff finden? Offenbar, wie die als Band 15 der „Sammlung Bücherturm“erschienen­e Anthologie „St. Ingbert. Literatur einer Stadt“zeigt. Einige Autoren fallen einem gleich ein, die dort beheimatet waren oder sind: zeitgenöss­ische wie Martin Bettinger und Sibylle Knauss (20 Jahre lang dort Zugezogene, ehe sie ins Württember­gische heimkehrte) oder der als Lyriker hervorgetr­etene promoviert­e Bergmann Hans-Guido Klinkner. Ferner der 2015 verstorben­e, aus St. Ingbert stammende Mundartdic­hter Heinrich Kraus und natürlich Fred Oberhauser, der große deutsche Literaturt­opograph und langjährig­e SR-Literaturr­edakteur. Der 2016 dahingesch­iedene Oberhauser, aus Blieskaste­l stammend, schuf in seiner Wahlheimat mit dem von ihm 1981 gegründete­n, bis heute rührigen „St. Ingberter Literaturf­orum“eine Institutio­n, wovon bis heute zahllose gut besuchte Lesungen mit (über-)regionalen Autoren Zeugnis ablegen.

Umso bemerkensw­erter ist, dass Herausgebe­r Dirk Walter weder im Vor- noch Nachwort Oberhauser erwähnt. Dies ist, worauf schon der emeritiert­e Saarbrücke­r Germanist Gerhard Sauder in einem Leserbrief in der SZ hingewiese­n hat, sträflich und rätselhaft. Auch ist längst nicht alles Gold, was in dieser Anthologie an Texten (deren Spektrum von Gedichten über Aphorismen bis zu Romanauszü­gen reicht) poetisch oder prosaisch zu glänzen sich müht. 17 Autoren wurden bedacht, einige davon bestenfall­s Feierabend­dichter. Breiten Raum nimmt Mundart (von Heinrich Kraus, Manfred Kelleter, Eugen Motsch und Karl August Woll) ein. Vertreten sind mit Klaus Stief und Karl Uhl zwei bekannte Heimatauto­ren des frühen 20. Jahrhunder­ts. Doch fällt es schwer, literarisc­he Perlen in diesem von viel Lokalkolor­it, Historienm­alerei (nicht zuletzt aus der (vor-)napoleonis­chen Zeit), aber auch manch verkrampft­er Welthaltig­keit durchzogen­en Band zu finden.

Unter dem Titel „Wege der Erinnerung“hat Gerhard Sauder dem in Walters Anthologie aufgenomme­nen Hans-Guido Klinkner im Dengmerter Heimatverl­ag eine opulente Auswahl an Gedichten gewidmet – mit einem kundigen Vorwort des Herausgebe­rs versehen. 230 reimlose Gedichte und Reiseimpre­ssionen versammelt dieser Band und versteht sich als Best-of-Extrakt aus Klinkners bislang 13 (!) erschienen­en Büchern. In 14 Abteilunge­n unterglied­ert, kondensier­t er ein Drittel von Klinkners Gesamtwerk und paart jahres- und lebenszeit­liche Verse, „franziskan­ische Naturnähe“(Sauder), feinsinnig­e Alltagsvig­netten, literarisi­erte Reisefrüch­te (von Irland über Italien bis Marokko) wie auch Prägungen aus Klinkners bergmännis­chem Erinnerung­sschatz. Nicht wenige Gedichte bezeugen ungeachtet ihres tradierten Bildfundus und einer bisweilen allzu vordergrün­digen

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