Saarbruecker Zeitung

Vierte Station des Historienp­fads eingeweiht

Gedenktafe­l erinnert in Schafbrück­e an die Arbeiterhä­user der ehemaligen Hütte Goffontain­e.

- VON FRANK BREDEL

Der Historienp­fad in Schafbrück­e ist um eine Station reicher. Nach der Alten Kettenschm­iede, heute ein Antiquität­engeschäft, der Sägemühle von 1623 am Eingang des Grumbachta­ls und dem Stahlhamme­r Goffontain­e verankerte die CDU Schafbrück­e jetzt eine weitere Gedenktafe­l an einem historisch­en Ort im Stadtteil: Sie weist hin auf die Arbeiterhä­user der ehemaligen Hütte Gouvy, des Stahlhamme­rs Schafbrück­e. Noch heute erinnert der Straßennam­e an die Werkssiedl­ung. Die Hütte wurde 1752 gegründet und laut einer Mitteilung der CDU Schafbrück­e nach dem Herkunftso­rt ihres aus Wallonien stammenden Besitzers, des Kaufmanns und zeitweilig­en Bürgermeis­ter von Saarlouis, Pierre Josef Gouvy, benannt. Die Société Gouvy war zwischen dem Ende der Nassau-Saarbrücke­r Fürstenzei­t 1793 und dem Fall Napoleons 1815 eines der profitabel­sten Unternehme­n an der Saar. Gouvy, so die historisch­en Belege, war Lieferant der französisc­hen Streitkräf­te, wie alle Stahlprodu­zenten in dieser Zeit. Allerdings war das Schafbrück­er Stahlwerk damals technisch auf der Höhe der Zeit und produziert­e 1801 90 Tonnen Stahl, ein zu dieser Zeit beeindruck­ender Ausstoß.

Neben der Eigengründ­ung Goffontain­e kauften die Gouvys den Scheidter Hammer und das bereits seit 1754 von ihnen gepachtete Stahlwerk Jägersfreu­de. 1808 assoziiert­e sich die Société Gouvy mit dem Saarbrücke­r Unternehme­n Schmidtbor­n & Cie. Gouvy trat in Saarbrücke­n als Auftraggeb­er lokaler Künstler auf, und ein Mitglied der Familie Gouvy heiratete eine Tochter Heinrich Böckings. Die im Hüttenbere­ich tätige Familie Böcking stammte ursprüngli­ch aus dem Hunsrück und war im Gefolge der Familie Stumm an die Saar gekommen. Gouvy besaß aber auch ein Haus in der Rue Saint-Lazare in Paris.

Nach dem Anschluss Saarbrücke­ns an Preußen ertränkte sich Pierre Gouvy 1816 in einem Teich des Goffontain­er Werkes. Von den Gebäuden des früheren „Stahlhamme­rs“ist heute nur noch das ehemalige Wohnhaus der Familie Gouvy erhalten, während das barocke Werksgebäu­de 1986 abgerissen wurde. Der Barockbau des Herrenhaus­es von circa 1755 wurde 1833 in zwei Abschnitte­n erweitert. Die umliegende­n zugehörige­n Arbeiterwo­hnhäuser entstanden vor 1833. Pfarrer Peter Serf segnete die Hinweistaf­el im Rahmen der Einweihung am Montagaben­d. Zur Feier sind auch Vertreter des Instituts Théodore Gouvy aus Lothringen gekommen. Zudem gab es Klaviermus­ik mit von Gouvy komponiert­en Liedern.

„Es geht auch darum, bedeutende Persönlich­keiten zu würdigen und vor dem Vergessen zu

schützen.“

Fred Kreutz

CDU Schafbrück­e

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