Ein „super Zeitpunkt“für ein Wunder
Champions League oder nicht: 1899 Hoffenheim tritt heute Abend zum Playoff-Rückspiel in Liverpool an.
(dpa) Über den Mythos Anfield Road heißt es: Beim FC Liverpool schießt manchmal sogar das Stadion die Tore. So viel Lärm und Energie erzeugen die Fans des Vereins von Jürgen Klopp. Noch nie hat ein deutscher Verein in Anfield gewonnen. Und jetzt muss heute Abend (20.45 Uhr/ZDF) ausgerechnet der Europacup-Debütant 1899 Hoffenheim das schaffen, was selbst so großen Namen wie Bayern München oder Borussia Dortmund über Jahrzehnte nicht gelang. Nach dem 1:2 vor einer Woche braucht die TSG in ihrem Playoff-Rückspiel beim 18-maligen englischen Meister einen Sieg, um sich doch noch für die Champions League zu qualifizieren. „Es ist ein super Zeitpunkt, um Geschichte zu schreiben“, findet Nationalspieler Kerem Demirbay.
Aus der Sicht der TSG Hoffenheim muss dieser ruhmreiche Gegner besonders einschüchternd wirken. Als der FC Liverpool 2001 seinen siebten von bislang acht Europapokalen gewann, stieg der Dorfclub mit dem Geld des SAP-Gründers Dietmar Hopp gerade von der Ober- in die Regionalliga auf. Auf der anderen Seite braucht man sich mit historischen Vergleichen nicht groß zu belasten, wenn man zum ersten Mal überhaupt zu einem Europacup-Spiel reist. „Wir sind nicht Liverpool, aber wir können dort mit breiter Brust hinfliegen“, sagt Demirbay: „Wir spielen definitiv den besseren Fußball. Ob das reicht, werden wir am Ende sehen.“
Finanziell gesehen macht es einen Unterschied von rund 15 Millionen Euro, ob ein Verein wie Hoffenheim die Champions League erreicht oder „nur“in der Europa League spielt. Start- und Fernsehgelder sind in der Königsklasse deutlich höher als im zweiten europäischen Wettbewerb. Sieht man aber einmal von dieser großen Menge Geld ab, hat der Bundesligist heute in Liverpool nicht viel zu verlieren. Der Druck lastet allein auf der Mannschaft von Klopp. Jeder in England erwartet von dem so ehrgeizigen wie charismatischen deutschen Trainer, dass er den Club zurück in die Champions League führt – und danach seine vermeintliche Zurückhaltung auf dem Transfermarkt aufgibt. Für alle Mannschaftsteile sucht Liverpool Verstärkungen.
Hinzu kommt: das Problem Philippe Coutinho. Der Brasilianer wird auch beim heutigen Rückspiel gegen Hoffenheim wegen seiner (angeblichen) Rückenprobleme fehlen. Der Brasilianer möchte – wie der Dortmunder Ousmane Dembélé – um jeden Preis zum FC Barcelona wechseln. Er ist stinksauer auf seinen Verein, weil die Reds offenbar auch eine 120-Millionen-Offerte aus Spanien für ihn ablehnten.