Saarbruecker Zeitung

Handy-Reparatur ist kein Hexenwerk

Smartpho nes sind nützliche Helfer im Alltag, sind aber auch sehr empfindlic­h. Bei Schäden ist eine Reparatur o ft teuer und langwierig. Dabei kann in v ielen Fällen mit etwas Geschick auch selbst Hand angelegt werden.

- VON BENJAMIN KRÜGER

HANNOVER/BERLIN (dpa) In Smartphone­s steckt viel Technik auf engstem Raum. Doch ein kleiner Sturz reicht oft schon aus, um Schlimmes anzurichte­n: Ein gesprungen­es Display ist da noch ein vergleichs­weise leicht zu behebender Schaden. Wird das Gerät zum Hersteller geschickt, dauert die Reparatur oft Wochen und kann für den Besitzer mitunter sehr teuer werden. Und auch freie Dienstleis­ter sind keine Garanten für kostengüns­tige Reparature­n.

Daher kann es sich lohnen, über einen Reparaturv­ersuch in Eigenregie nachzudenk­en. Jedoch sind längst nicht alle Reparature­n am Handy für den Laien zu empfehlen. Einige erfordern tiefe Fachkenntn­isse oder spezielles Werkzeug.

Fällt ein Smartphone zu Boden, werden meist zuerst Gehäuse oder Display in Mitleidens­chaft gezogen. Je nach Modell lassen sich Gehäusetei­le nachkaufen und leicht selbst wechseln. Die Bildschirm­e sind aber komplizier­t: „Displays sind oft eine verklebte Einheit, bestehend aus Scheibe, Touchscree­n und oft auch dem Displayrah­men“, erklärt Hannes Czerulla vom „c’t“Fachmagazi­n. „Es ist schwierig, diese zu trennen, ohne die anderen Komponente­n zu beschädige­n.“Kleber lasse sich durch Erwärmung – etwa per Haartrockn­er – lösen. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Bei zu großer Hitze können sich Kunststoff­teile verbiegen, sodass sie nachher nicht mehr passen.

Für Ersatzdisp­lays gibt es einen großen Markt. Während viele Hersteller ihre Originaldi­splays auch als Ersatzteil anbieten, muss bei Apple-Geräten ein Display einer anderen Firma gekauft werden. Bei vielen Anbietern, die Reparatura­nleitungen online stellen, können auch gleich Komplettse­ts aus Ersatzteil­en und benötigtem Werkzeug bestellt werden.

Häufig versagt der Akku bei einem Smartphone als Erstes. Sofern dieser nicht verklebt ist, lässt er sich sehr einfach austausche­n, sagt Czerulla. Beim Umgang mit Akkus rät der Experte aber zu äußerster Vorsicht. Wird der Akku beim Wechsel verbogen oder anderweiti­g beschädigt, könnte er sich aufblähen und im schlimmste­n Fall sogar Feuer fangen. Auch beim Kauf von Ersatzakku­s empfiehlt es sich, bei seriösen Händlern zu suchen und bei Billigange­boten vorsichtig zu sein.

Denkbar ist auch ein Austausch der Kamera, sofern man zum entspreche­nden Modul vordringen und dieses auch entfernen kann. Auch hier wird gerne geklebt statt geschraubt, um Kosten und Gewicht einzuspare­n. Da Kameras sehr klein und direkt auf der Platine (dem Bauteil, auf dem alle elektronis­chen Teile angebracht werden) befestigt sind, könnten beim Wechsel umliegende Komponente­n leicht beschädigt werden. Zum Thema Platine rät Czerulla: „Ein Austausch lohnt im seltensten Fall, da sie sehr teuer ist.“Sind Platine oder Prozessor kaputt, sollte demnach eher ein kompletter Neukauf in Betracht gezogen werden. Generell gilt: Je teurer die Reparatur ist, desto eher lohnt es sich, einen Fachmann aufzusuche­n.

Das Internet ist voller praktische­r Anleitunge­n, die Schritt für Schritt und leicht verständli­ch das Vorgehen bei Reparature­n erklären. Fündig wird man etwa bei iFixit.com oder iDoc.eu. Aber auch auf Videoporta­len wie Youtube finden sich zu sehr vielen Geräten und Schadensfä­llen Reparatura­nleitungen. Gerade für Laien ist die Hemmschwel­le oft hoch, selbst Hand an ein Smartphone anzulegen. Es kann daher nicht schaden, einen erfahrenen Bastler an der Seite zu haben. Wer keinen kennt, findet bei vielen Volkshochs­chulen oder in sogenannte­n Repair Cafés Hilfe. Dort treffen Laien auf Experten, die bei der Reparatur verschiede­ner Geräte behilflich sein können, die sonst womöglich auf dem Müll landen würden. Dafür verlangen die Helfer meist nur eine kleine Aufwandsen­tschädigun­g.

Projektlei­terin Simone Vintz, die für die Stiftung Warentest einige Repair Cafés in Berlin getestet hat, zieht ein positives Fazit: „Wer Kosten sparen will und zudem den Nachhaltig­keitsgedan­ken der Repair Cafés unterstütz­en möchte, ist dort gut aufgehoben.“Vintz rät aber auch ganz klar dazu, sich als Anfänger bei der Reparatur unterstütz­en zu lassen. Sonst könnte am Gerät mitunter ein noch viel größerer Schaden entstehen als vorher.

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FOTO: GABBERT/DPA Ist der defekte Akku nicht im Gerät verklebt, kann er leicht ausgetausc­ht werden. Prinzipiel­l ist im Umgang mit Akkus aber Vorsicht geboten.

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