Handy-Reparatur ist kein Hexenwerk
Smartpho nes sind nützliche Helfer im Alltag, sind aber auch sehr empfindlich. Bei Schäden ist eine Reparatur o ft teuer und langwierig. Dabei kann in v ielen Fällen mit etwas Geschick auch selbst Hand angelegt werden.
HANNOVER/BERLIN (dpa) In Smartphones steckt viel Technik auf engstem Raum. Doch ein kleiner Sturz reicht oft schon aus, um Schlimmes anzurichten: Ein gesprungenes Display ist da noch ein vergleichsweise leicht zu behebender Schaden. Wird das Gerät zum Hersteller geschickt, dauert die Reparatur oft Wochen und kann für den Besitzer mitunter sehr teuer werden. Und auch freie Dienstleister sind keine Garanten für kostengünstige Reparaturen.
Daher kann es sich lohnen, über einen Reparaturversuch in Eigenregie nachzudenken. Jedoch sind längst nicht alle Reparaturen am Handy für den Laien zu empfehlen. Einige erfordern tiefe Fachkenntnisse oder spezielles Werkzeug.
Fällt ein Smartphone zu Boden, werden meist zuerst Gehäuse oder Display in Mitleidenschaft gezogen. Je nach Modell lassen sich Gehäuseteile nachkaufen und leicht selbst wechseln. Die Bildschirme sind aber kompliziert: „Displays sind oft eine verklebte Einheit, bestehend aus Scheibe, Touchscreen und oft auch dem Displayrahmen“, erklärt Hannes Czerulla vom „c’t“Fachmagazin. „Es ist schwierig, diese zu trennen, ohne die anderen Komponenten zu beschädigen.“Kleber lasse sich durch Erwärmung – etwa per Haartrockner – lösen. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Bei zu großer Hitze können sich Kunststoffteile verbiegen, sodass sie nachher nicht mehr passen.
Für Ersatzdisplays gibt es einen großen Markt. Während viele Hersteller ihre Originaldisplays auch als Ersatzteil anbieten, muss bei Apple-Geräten ein Display einer anderen Firma gekauft werden. Bei vielen Anbietern, die Reparaturanleitungen online stellen, können auch gleich Komplettsets aus Ersatzteilen und benötigtem Werkzeug bestellt werden.
Häufig versagt der Akku bei einem Smartphone als Erstes. Sofern dieser nicht verklebt ist, lässt er sich sehr einfach austauschen, sagt Czerulla. Beim Umgang mit Akkus rät der Experte aber zu äußerster Vorsicht. Wird der Akku beim Wechsel verbogen oder anderweitig beschädigt, könnte er sich aufblähen und im schlimmsten Fall sogar Feuer fangen. Auch beim Kauf von Ersatzakkus empfiehlt es sich, bei seriösen Händlern zu suchen und bei Billigangeboten vorsichtig zu sein.
Denkbar ist auch ein Austausch der Kamera, sofern man zum entsprechenden Modul vordringen und dieses auch entfernen kann. Auch hier wird gerne geklebt statt geschraubt, um Kosten und Gewicht einzusparen. Da Kameras sehr klein und direkt auf der Platine (dem Bauteil, auf dem alle elektronischen Teile angebracht werden) befestigt sind, könnten beim Wechsel umliegende Komponenten leicht beschädigt werden. Zum Thema Platine rät Czerulla: „Ein Austausch lohnt im seltensten Fall, da sie sehr teuer ist.“Sind Platine oder Prozessor kaputt, sollte demnach eher ein kompletter Neukauf in Betracht gezogen werden. Generell gilt: Je teurer die Reparatur ist, desto eher lohnt es sich, einen Fachmann aufzusuchen.
Das Internet ist voller praktischer Anleitungen, die Schritt für Schritt und leicht verständlich das Vorgehen bei Reparaturen erklären. Fündig wird man etwa bei iFixit.com oder iDoc.eu. Aber auch auf Videoportalen wie Youtube finden sich zu sehr vielen Geräten und Schadensfällen Reparaturanleitungen. Gerade für Laien ist die Hemmschwelle oft hoch, selbst Hand an ein Smartphone anzulegen. Es kann daher nicht schaden, einen erfahrenen Bastler an der Seite zu haben. Wer keinen kennt, findet bei vielen Volkshochschulen oder in sogenannten Repair Cafés Hilfe. Dort treffen Laien auf Experten, die bei der Reparatur verschiedener Geräte behilflich sein können, die sonst womöglich auf dem Müll landen würden. Dafür verlangen die Helfer meist nur eine kleine Aufwandsentschädigung.
Projektleiterin Simone Vintz, die für die Stiftung Warentest einige Repair Cafés in Berlin getestet hat, zieht ein positives Fazit: „Wer Kosten sparen will und zudem den Nachhaltigkeitsgedanken der Repair Cafés unterstützen möchte, ist dort gut aufgehoben.“Vintz rät aber auch ganz klar dazu, sich als Anfänger bei der Reparatur unterstützen zu lassen. Sonst könnte am Gerät mitunter ein noch viel größerer Schaden entstehen als vorher.