Saarbruecker Zeitung

Terrorfurc­ht in Rotterdam

Vereitelte Anschlagsp­läne richteten sich offenbar gezielt gegen die US-Rockband „Allah-Las“.

- VON SOPHIE MIGNON

ROTTERDAM (afp) Nach den Anschlägen auf US-Musiker in Frankreich und Großbritan­nien könnten auch die Niederland­e nur knapp einem Anschlag auf ein Konzert einer US-Band entgangen sein. Die mutmaßlich­en Anschlagsp­läne in Rotterdam hätten sich gezielt gegen die US-Rockband „Allah-Las“gerichtet, sagte Rotterdams Polizeiche­f Frank Paauw gestern. Der Auftritt der Band war am Mittwochab­end nach einer „konkreten“Warnung aus Spanien abgesagt worden, ein Verdächtig­er wurde festgenomm­en.

Der Terroralar­m beruhte auf einer „konkreten Informatio­n“der spanischen Polizei, wonach „ein Attentat an diesem Tag, an diesem Ort und auf diese Band verübt werden“sollte, sagte Paauw. Der Club „Maassilo“, wo das Konzert stattfinde­n sollte, wurde am Mittwoch geräumt. Die Bandmitgli­eder waren unter Polizeisch­utz und mit schusssich­eren Westen aus dem Konzertsaa­l gebracht worden. In einem Interview mit der britischen Zeitung „The Guardian“hatte die Band im vergangene­n Jahr erklärt, sie habe E-Mails von Muslimen erhalten, die sich durch den Namen der Band in ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlten. Dies sei aber keinesfall­s ihre Absicht gewesen, versichert­e die 2008 gegründete Band. Sie habe sich nur einen „heilig“klingenden Namen geben wollen.

Im Mai hatte sich ein Selbstmord­attentäter am Ende eines Konzertes von US-Popstar Ariana Grande in Manchester in die Luft gesprengt und 22 Menschen mit in den Tod gerissen. In Paris hatten Attentäter 2015 in der Konzerthal­le Bataclan während eines Konzerts der „Eagles of Death Metal“90 Menschen getötet.

In der Nacht zu gestern wurde in der nahe Belgien gelegenen niederländ­ischen Region Brabant ein 22-jähriger Verdächtig­er festgenomm­en. Bereits am Mittwochab­end war in der Nähe des Veranstalt­ungsorts ein Lieferwage­n mit spanischen Kennzeiche­n gestoppt worden. In dem Wagen wurden mehrere Gasflasche­n gefunden. Der spanische Fahrer wurde zunächst festgenomm­en, inzwischen aber wieder freigelass­en. Die Polizei teilte gestern Abend mit, gegen ihn werde nicht mehr ermittelt. Bei mehreren Verhören habe sich der Verdacht gegen den Spanier nicht erhärtet, hieß es.

Der Vorfall in Rotterdam ereignete sich knapp eine Woche nach den Anschlägen in Spanien, bei denen 15 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden waren. Die spanischen Behörden verfolgen bei ihren Ermittlung­en auch Spuren ins Ausland, vor allem nach Frankreich und Belgien.

Bei den Anschlägen in Barcelona und Cambrils war auch ein weißer Lieferwage­n zum Einsatz gekommen. In einem von der Terrorzell­e genutzten Haus südlich von Barcelona wurden Materialie­n zum Bombenbau und dutzende Gasflasche­n entdeckt. Gestern identifizi­erten die Ermittler das letzte Mitglied der Terrorzell­e. Leichentei­le von Youssef Aalla seien in dem am Vorabend der Anschläge explodiert­en Haus in Alcanar gefunden worden. Youssef Aalla war der Bruder des in Cambrils erschossen­en 18-jährigen Said sowie des 27-jährigen Mohammed, der am Dienstag unter Auflagen freigelass­en worden war. Gestern wurde ein vierter Verdächtig­er unter Auflagen freigelass­en.

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Im Club Maassilo in Rotterdam sollte das Konzert der Band „Allah-Las“stattfinde­n.
FOTO: KIEWIT/AFP Im Club Maassilo in Rotterdam sollte das Konzert der Band „Allah-Las“stattfinde­n.

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