Saarbruecker Zeitung

Füllhörner, ausgeschüt­tet auf Lese-Inseln

Was die Ende September stattfinde­nde Saarbrücke­r Kinder- und Jugendbuch­messe alles an Neuerungen bringt.

- VON CHRISTOPH SCHREINER Alle Programm-Infos und Termine unter www.buchmesse-saarbrueck­en.de

SAARBRÜCKE­N Küsschen hier, Schulterkl­opfen da und dazu Lobeshymne­n und Nettigkeit­en zuhauf: Die gestrige Programmvo­rstellung der Saarbrücke­r Kinder- und Jugendbuch­messe war ein Sinnbild saarländis­cher Eintracht. Auf dem Podium herzte die Vorsitzend­e der Messe-GmbH, Doris Pack (CDU), den verspätet eingetroff­enen SPD-Kulturmini­ster Ulrich Commerçon („Herr Minischter, du hascht das Wort“), der in blumigen Worten die Messe und deren Leiterin Astrid Rech rühmte. Derweil Pack an die Adresse des Direktors der als Kooperatio­nspartner eingestieg­enen Musikhochs­chule (HfM) gerichtet von einer „Win-Win-Situation“sprach, was Wolfgang Mayer mit demonstrat­ivem Kopfnicken bedachte.

Dass sich, von Astrid Rech erst zu guter Letzt erwähnt, für die 17.Ausgabe dieser Europäisch­en Kinderund Jugendbuch­messe wieder 100 Kindergärt­en und Schulen (!) angemeldet haben, unterstrei­cht die Popularitä­t der Saarbrücke­r Institutio­n. Auch wenn nicht jeder Steppke, der an einem der vier Messetage (28. September bis 1. Oktober) dort aufkreuzen wird, am Ende auch in ein Buch versunken in einer der Leseecken hocken wird – um ein Idealbild der Leseförder­ung abzugeben. Wird die einem im Saarland doch quasi mit in die Wiege gelegt: Ein erstes Buchpaket überreiche­n Kinderärzt­e hier den Eltern jedes Neugeboren­en, rief Minister Commerçon in Erinnerung.

Wie schon im Frühjahr angekündig­t, wird die Messe nicht nur ihr Domizil wechseln und nun – von heillosen Brandschut­zauflagen aus Schloss und VHS-Zentrum vertrieben – vis à vis des Staatsthea­ters in der evangelisc­hen Kirche St. Johann und dem angrenzend­en Gemeindeze­ntrum über die Bühne gehen. Sie tauscht das späte Frühjahr auch mit dem Herbst, weil Ende September an der HfM, die die Alte Kirche zu Probenzwec­ken nutzt, noch Semesterfe­rien sind. HfM-Studenten werden sich dennoch ins Messeprogr­amm einfädeln: Unter dem Titel „Kunstvolle Verabredun­g“werden sie mit anreisende­n Illustrato­ren gemeinsam improvisie­ren (Zeichnen zu Musik und umgekehrt). Ferner werden ausländisc­he HfM-Studierend­e jeden Nachmittag die Lieblingsb­ücher ihrer Kindheit vorstellen und wieder andere HfMler ein am Saarbrücke­r Ludwigsgyn­asium gerade unter ihrer Begleitung erarbeitet­es Märchenmus­ical begleiten.

Anstelle der sterilen Verlagskoj­en, wie man sie bislang von der Messe kannte, soll es diesmal (endlich!) im Obergescho­ss der Alten Kirche nach Themenfeld­ern geordnete, kindgerech­tere Lese-Inseln geben, kündigte Astrid Rech gestern an. 40 Verlage werden die Messe dafür mit Neuerschei­nungen bestücken. Alle Titel können in einer „Buchbar“auch gekauft werden. Um die Hürden für Kleinere und Flüchtling­skinder niedrig zu halten, werde es auch nicht an Bilderbüch­ern (und Comics!) fehlen, so Rech. In die gleiche Kerbe soll das (etwas willkürlic­h klingende) Messemotto „Ziemlich komisch“schlagen – weil Vergnüglic­hes leichter Lesetüren öffnet und Brücken baut (um das Dauermotto der Messe auch nochmal zu bemühen).

Wie gehabt wird es, fraglos das eigentlich­e Herzstück der Messe, wieder an allen vier Messetagen Lesungen zuhauf geben – 25 internatio­nale Autoren und Illustrato­ren reisen an. Ein tägliches „Forum am Mittag“wird ferner Gelegenhei­t geben, mit den anreisende­n Kinder- und Jugendbuch­machern ins Gespräch zu kommen. Neu an Bord ist auch Frank Lions an der Saar liegendes Theatersch­iff „Helena“, wo nicht nur das traditione­lle Bilderbuch­kino der Messe unterkomme­n, sondern das an zwei Abenden auch als „Künstlertr­eff“dienen wird.

All die Sponsoren und bewährten Kooperatio­nspartner der Messe aufzuzähle­n, ohne die diese auch in ihrem 17. Jahr nicht zu stemmen wäre, führte zu weit. In jedem Fall dokumentie­ren sie, dass es vieler helfender Hände und Köpfe bedarf, um eine temporäre Buchwelt wie diese am Leben zu halten. Astrid Rechs gestern ausgeschüt­tetes Füllhorn lässt jedenfalls hoffen, dass rund um die Alte Kirche nicht nur viel los sein wird, sondern auch kein Mangel an Inspiratio­nen herrschen dürfte.

 ??  ?? Es wird zum Lesen geblasen: eine Zeichnung der taiwanesis­chen Illustrato­rin Pei-Yu Chang, die das Plakat der diesjährig­en Kinder- und Jugendbuch­messe gestaltet hat, auf dem dieser Musiker auftaucht.
FOTO: PEI-YU CHANG/BUCHMESSE
Es wird zum Lesen geblasen: eine Zeichnung der taiwanesis­chen Illustrato­rin Pei-Yu Chang, die das Plakat der diesjährig­en Kinder- und Jugendbuch­messe gestaltet hat, auf dem dieser Musiker auftaucht. FOTO: PEI-YU CHANG/BUCHMESSE

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