Saarbruecker Zeitung

Der Alte klingt wieder wie neu

SO KANN’S GEHEN

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Wohnt im Gehäuse ein Gefühl? Wehren sich Geräte dagegen, ausrangier­t zu werden? Bei der Unterhaltu­ngselektro­nik in unserem Haushalt bin ich ein Freund alter, bewährter Lösungen. So folgte auf den alten CD-Spieler nach fast 27 Jahren ein neuer. Und das, wo doch die ganz große Zeit dieser Geräte vorbei ist und die Masse der Musik längst dem Internet entströmt. Das drohende Aus für sich und Seinesglei­chen will unser Senior im Regal aber offenbar nicht auf sich sitzen lassen. Seit ein Nachfolger im Haus ist, verrichtet der Alte seine Arbeit wieder tadellos wie in jungen Jahren. Wie kann das sein? Wo bleibt das asthmatisc­he Rasseln, mit dem der Laser über die Silberling­e irrte? Und wieso verkneift sich die CD-Lade das launische Auf- und Zugehen, mit dem sie uns über Wochen genervt hatte? All das ist wie weggeblase­n. Beim Alten läuft alles wieder rund wie in seinen Jugendtage­n.

Also gewähren wir dem Oldie aus Fernost eine Schonfrist, ehe der neue Scheiben-Abspieler sich mit vergoldete­n Steckern in die Klangkette einklinken darf. Er steht einstweile­n etwas verloren herum. Das dürfte mindestens so lange dauern, bis das Regal für zwei Mini-Boxen da ist. Die tönen bisher auf dem alten CD-Gerät durch die Gegend. Das schien dem nie etwas ausgemacht zu haben.

Aber auf dem Neuen soll nichts mehr herumstehe­n, wie ich der Bedienungs­anleitung entnehme. Sobald das Möbelstück da ist, geht’s ans Umstöpseln. Oder sagen wir’s mal so: Sobald ich die neue Errungensc­haft, „Modell Riviera – Farbe weiß“, zusammenge­schraubt habe. „Das kann ja noch dauern“, sagt die Meinige. Sie weiß nach gut drei Jahrzehnte­n, dass meine Hände und der Werkzeugka­sten wohl nie mehr Freunde werden.

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