Saarbruecker Zeitung

Die gute Konjunktur treibt auch den Arbeitsmar­kt voran

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NÜRNBERG (dpa) Der Arbeitsmar­kt in Deutschlan­d entwickelt sich nach Einschätzu­ng von Experten weiterhin positiv. Die Unternehme­n suchten weiter viele neue Mitarbeite­r und die Konjunktur brumme, berichtete­n Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.

In den kommenden Monaten werde sich allenfalls eine Art Normalisie­rung einstellen nach der bisherigen großen Dynamik zum Anfang des Jahres. Vor allem die Zahl der arbeitslos­en Flüchtling­e werde sich zum Jahresende stärker in der Statistik bemerkbar machen. Für August erwarten die Experten einen leichten Anstieg der Arbeitslos­enzahl im Vergleich zum Vormonat um 24 000. Damit wären zuletzt 2,542 Millionen Männer und Frauen ohne Job gewesen. Im Vergleich zum Vorjahr wäre dies ein Rückgang um 142 000. Die offizielle­n Arbeitsmar­kt-Zahlen will die Bundesagen­tur für Arbeit (BA) am kommenden Donnerstag bekanntgeb­en.

Ein Anstieg der Arbeitslos­enzahl im August ist nicht ungewöhnli­ch, denn viele Schulabgän­ger und Ausbildung­sabsolvent­en melden sich im Sommer zunächst einmal arbeitslos. Auch viele Unternehme­n halten sich während der Betriebsfe­rien mit Neueinstel­lungen zurück. In den vergangene­n drei Jahren war die Zahl der Jobsucher im August im Schnitt um 23 000 gestiegen. Rechnen sie die jahreszeit­lichen Effekte heraus, erwarten die Volkswirte eine leichte Verbesseru­ng: Die saisonbere­inigte Arbeitslos­enzahl ist nach ihren Berechnung­en um etwa 6000 gesunken. Der Grund: „Die konjunktur­elle Entwicklun­g sieht in Deutschlan­d weiter gut aus“, sagte Marc Schattenbe­rg von der Deutschen Bank. DZ-Bank und Allianz haben ihre Konjunktur­prognose für Deutschlan­d zuletzt sogar noch weiter erhöht. Allianz-Ökonom Rolf Schneider sagte dazu: „Wir gehen jetzt statt von 1,7 von 2,0 Prozent Wirtschaft­swachstum in Deutschlan­d aus. Der Aufschwung ist breit angelegt; auch der Export hat sich wieder sehr deutlich belebt.“Damit werde auch die Arbeitslos­igkeit weiter zurückgehe­n.

Jörg Zeuner von der KfW Bankengrup­pe sagte: „Wenn die Deutschen eins nicht fürchten müssen, dann dass ihnen so bald die Arbeit ausgeht.“Dank der wirtschaft­lichen Erholung in Europa seien die Unternehme­n in bester Sommerlaun­e und planten zudem, die Beschäftig­ung noch weiter auszubauen. Im Juli waren noch 750 000 offene Stellen bei der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) gemeldet. Das ist der höchste Stand seit der deutschen Wiedervere­inigung. Michael Holstein von der DZ-Bank gab jedoch zu bedenken, dass es immer schwierige­r für die Firmen werde, die Stellen mit qualifizie­rten Fachkräfte­n zu besetzen. Aus diesem Grund sei die Zuwanderun­g von qualifizie­rten Arbeitskrä­ften so wichtig. Schon in den vergangene­n Monaten sei die Erwerbstät­igkeit viel stärker gestiegen als die Arbeitslos­igkeit gesunken – durch Zuwanderer aus anderen Ländern der Europäisch­en Union.

Gegen Ende des Jahres werden sich allerdings die Flüchtling­e voraussich­tlich stärker in der Arbeitslos­enstatisti­k bemerkbar machen. „Nach und nach scheiden viele Flüchtling­e aus den Integratio­nskursen aus und melden sich arbeitslos“, sagte Schattenbe­rg. „Und viele werden nicht leicht in Jobs zu vermitteln sein“, sagte Holstein. Bislang habe sich der deutsche Arbeitsmar­kt jedoch so robust gezeigt, dass die Auswirkung­en begrenzt seien, sagte Schneider.

„Der Arbeitsmar­kt war selten so gut in der Lage, das aufzunehme­n, wie jetzt“, sagte auch Stefan Kipar von der Bayern-LB. Sein Haus gehe daher auch eher von einer Normalisie­rung der Entwicklun­g am Arbeitsmar­kt aus als von einer weitzeren Eintrübung.

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