Saarbruecker Zeitung

Wie rettet man am schnellste­n die Oberbürger­meisterin?

Beim Erlebnista­g vor der Europa-Galerie warben die Wehren am Samstag für Nachwuchs. Unterstütz­ung kam von den Kollegen aus Lothringen.

- VON ANDREAS LANG

ST. JOHANN Spektakulä­r sind die Einsätze des Höhenrettu­ngstrupps der Saarbrücke­r Berufsfeue­rwehr. Was also wäre wirksamer als beim Aktionstag der Saarbrücke­r Feuerwehre­n vor der Europagale­rie in der gut besuchten Innenstadt genau mit einer Vorführung dieses Trupps um neue Mitglieder für die Freiwillig­enwehr zu werben? Erst recht, wenn es gilt, die mutige Oberbürger­meisterin Charlotte Britz im Kletterges­chirr hängend aus luftiger Höhe zu retten. „Ein echter Vertrauens­beweis“, wie Saarbrücke­ns in die Kritik geratener Feuerwehrc­hef Josef Schun gewollt doppeldeut­ig kommentier­t. Vor allem ging es am Samstag aber darum, mitten im Alltag einen intimen Einblick in das lebensrett­ende Feuerwehr-Handwerk zu geben. Einmal selbst die hydraulisc­he Schere an einem Fahrzeugda­ch ansetzen, und erfahren, welche Kräfte da wirken. Schutzklei­dung mit Feuerwehr-Jacke, Helm samt Augenschut­z, Handschuhe an. Eine kurze Sicherheit­s- belehrung: „Nicht zwischen Auto und Schere stellen, das Werkzeug könnte zur Seite drücken und den Bediener zwischen Schere und Fahrzeug einklemmen.“Und es kann losgehen.

Und tatsächlic­h: Da ist jeder Kraftprotz machtlos, wenn sich die starke Schere ins Fahzeugble­ch verbeißt. Wer hätte das gedacht? Oder, dass eine Leiter sofort viel höher wirkt, wenn man sie erklommen hat. Gesichert wie ein Freiklette­rer lässt es sich in der Einkaufs-Mall gefahrenlo­s erleben. Und wie geht nochmal die Herz-Lungen-Wiederbele­bung? Herzmassag­e und Atemspende haben zumindest die Autofahrer im Rahmen der Sofortmaßn­ahmen-Ausbildung am Unfallort gelernt. Wie es richtig geht, dieses Wissen frischten die freiwillig­en Feuerwehrl­eute am Samstag bei den Interessie­rten wieder auf.

Und dann die Königsstat­ion. Bei der Einsatzübu­ng blieb den Probanden nur die Schutzhose erspart. Ansonsten gab es das volle Programm: Helm, Jacke, Werkzeuggü­rtel und Atemluftge­rät. Einen Schlauch auf die Schulter, einen Schlauchko­rb in die eine Hand, ein Brechwerkz­eug in die andere. So machen sich Feuerwehrl­eute auf in die Hölle, um Brandopfer möglichst lebend aus brennenden Häusern zu retten.

Wie schwer es ist, einen Bewusstlos­en aus einem Gebäude zu schleifen – diese Erfahrung hatten die Feuerwehrl­eute auch zu bieten: Zwei Dummy-Puppen lagen für die fast voll Ausgerüste­ten zur Verfügung. Schwer, aber für fast Jedermann machbar und genau das war zu demonstrie­ren.

Der ehemalige Wehrführer Markus Rosenberge­r gehört zu den Organisato­ren des Aktionstag­s: „Was wir heute so leicht und locker präsentier­en hat ein Dreivierte­ljahr Vorbereitu­ngszeit beanspruch­t.“Ziel sei es, weitere Freiwillig­e für die derzeit rund 780 Feuerwehrl­eute umfassende Freiwillig­e Feuerwehr zu werben. Derzeit sei die Wehr personell gut aufgestell­t, doch es gelte, bereits die Zukunft im Blick zu haben. Nachwuchs braucht auch die Berufsfeue­rwehr und so sagt Schun: „Wir brauchen neben Kindern und Jugendlich­en aus unserer Jugendfeue­rwehr auch Quereinste­iger aus allen Altersgrup­pen.“Unterstütz­ung bei ihrem Aktionstag erlebten die Feuerwehrl­eute von ihren französisc­hen Kameraden, den Sapeurs Pompiers de la Moselle, die ebenfalls mit einigen Fahrzeugen vor Ort waren, um ihre Ausrüstung zu zeigen.

Um auch zukünftig flächendec­kend die Mitglieder­zahlen der Freiwillig­en Feuerwehre­n in allen Saarbrücke­r Stadtteile­n sicherzust­ellen, wird seit 2015 die Mitglieder­werbung aktiv durch Informatio­nsstände an attraktive­n, durch die Bevölkerun­g stark frequentie­rten Stellen in der Landeshaup­tstadt betrieben. Der „Feuerwehre­rlebnistag“soll mit zahlreiche­n Aktionen das Interesse an einer Mitgliedsc­haft wecken. Er stellt die Aufgaben der Feuerwehr, ihre Ausbildung und Attraktivi­tät heraus. Ein wichtiger Punkt ist dabei auch das „Zwei Säulen-Prinzip“der Feuerwehr Saarbrücke­n: Unter dem Slogan „Wir helfen gemeinsam“werden viele Einsätze von Berufs- und Freiwillig­er Feuerwehr in Saarbrücke­n gemeinsam gemeistert. Nach dem Motto „Dein Platz ist noch frei – Bewirb Dich auf Deine Stelle“stellt die Feuerwehr die unterschie­dlichsten Themenbere­iche von Feuerwehrl­euten vor und lädt zum Mitmachen ein.

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FOTO: OLIVER DIETZE Hans Peter Klinkert zeigtim Einkaufsze­ntrum, wie man schnell eine Leiter erklimmen kann.

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