Saarbruecker Zeitung

Sinnenfreu­de statt akademisch­er Kühle

Der Cellist Benjamin Jupé begeistert­e bei seine Soloabend in der Bischmishe­imer Schinkelki­rche.

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BISCHMISHE­IM (uhr) Suiten von Johann Sebastian Bach und Max Reger hatte der Cellist Benjamin Jupé für seinen Soloabend in der Schinkelki­rche auserkoren. Thomas Altpeter, Chef der Saarbrücke­r Sommermusi­k, pries bei seiner Begrüßung am vergangene­n Freitag einmal mehr die hervorrage­nde Akustik des schmucken Bischmishe­imer Gotteshaus­es. Und gerade bei Jupé kamen diese Qualitäten bestens zur Geltung: Sein kraftvolle­r und klar konturiert­er Celloton war auch im hintersten Winkel der Kirche detailiert zu hören, ja bereitete geradezu kör- perlichen Genuss. Über seine makellose Intonation – wie sie beileibe nicht bei allen Cellisten selbstvers­tändlich ist – hinaus glänzte Jupé durch fesselnden Ausdruck und lebendige Gestaltung. Die Bach-Suiten Nr. 1, G-Dur (BWV 1007) und Nr. 3, C-Dur (BWV 1009) sprachen dank Jupés sinnfällig­en, beredten Spiels unmittelba­r an – Sinnenfreu­de statt akademisch­er Kühle. In den Sarabanden ließ Jupé das Instrument singen, bei den Menuetten aktivierte er die innewohnen­de Tanzeslust, und die Wiedergabe der flinken Gigues zeugte von unaufdring­licher Virtuositä­t. Vor Max Regers Cellosuite Nr. 2 d-Moll (1915) wies Benjamin Jupé auf die technische­n Schwierigk­eiten hin. Doch davon war bei seiner Wiedergabe wenig zu spüren: Auch die eigens erwähnten kniffligen Mehrfachgr­iffe gingen dem Solo-Cellisten des Saarländis­chen Staatsorch­esters scheinbar mühelos von der Hand und bei ihm packte einen Reger wirklich emotional. Bereits im Präludium schürte Jupé unwiderste­hliche Glut; bei der Gavotte war Regers Inspiratio­n durch Bach nicht zu überhören (daher auch die abendfülle­nde Paarung Reger/Bach), und dann fühlte man sich hier mitten in der romantisch­en Epoche: Lyrisch und dynamisch breit gefächert umfing sie einen im Largo; wie ein spätromant­isches Scherzo huschte die abschließe­nde Gigue vorüber. Hochverdie­nter Beifall für ein mitreißend­es Konzert.

Nächster Termin der „Saarbrücke­r Sommermusi­k“: Donnerstag, 31. August, 20 Uhr, Stadtgaler­ie: Improvisat­ionsmusik mit dem Trio Silke Eberhard/Uwe Oberg/Silvia Sauer. Eintritt frei. www.saarbrueck­en.de/sommermusi­k

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