Saarbruecker Zeitung

Volleyball­er wollen neues Leistungsz­entrum

Der Saarländis­che Volleyball­verband plant ein weiteres Leistungsz­entrum für Damen – und hofft auf neue Toptalente.

- VON PATRICIA HEINE

Im zweiten Teil der Serie „Sportverbä­nde unter der Lupe“sprachen wir mit dem Verbandspr­äsidenten der Saar-Volleyball­er. Der plant ein weiteres Leistungsz­entrum für Damen. Nach Moritz Reichert soll es neue Toptalente hervorbrin­gen.

SAARBRÜCKE­N Einer, der ganz nach oben wollte: Als Gerd Rauch ins Saarland und zum TV Bliesen kam, hatte er ein Ziel: seine Mannschaft groß zu machen. Siegen sehen. „Dieser Ehrgeiz von Gerd war der Beginn in Bliesen mit dem Volleyball“, erzählt Erhard Rubert, Präsident des Saarländis­chen Volleyball­verbandes. In Bliesen trainiert und spielt heute der Nachwuchs – in einem Leistungsz­entrum, das der Verband vor rund fünf Jahren mit dem Verein gegründet hat. An diesem Ort wurde auch Moritz Reichert groß. U19-Beachvolle­yball-Weltmeiste­r, Spieler der Nationalma­nnschaft. Zuletzt spielte er für den Bundesligi­sten United Volleys Rhein-Main. Im Frühjahr gab er seinen Wechsel zum Europapoka­lsieger Tours VB nach Frankreich bekannt. Von Bliesen in die Welt.

Bliesen selbst spielt 3. Liga. Und will irgendwann in die 2. Bundesliga – mit den Jungs aus dem Leistungsz­entrum am Ort. Dazu arbeiten unter anderem Jugendtrai­ner mit den umliegende­n Schulen zusammen, um Nachwuchs zu entdecken und begeistern. Was bei den Männern gut läuft, will der Verband auch für die Frauen auf die Beine stellen. „Wir haben ein paar Vereine, die 3. Liga spielen, also mindestens so gut sind wie der 1. FC Saarbrücke­n im Fußball“, sagt Rubert. Er meint den TV Holz und den TV Lebach. An welchem Ort ein Leistungsz­entrum entstehen soll, das entscheide sich erst in den nächsten Wochen. Trainer gebe es genug, sagt Rubert. Denn sie werden im Saarland selbst ausgebilde­t. Gerade seien über 20 fertig geworden mit der Ausbildung. Und könnten jetzt in die Vereine gehen.

Doch die Stützpunkt­e sorgen auch für Sticheleie­n. Gegenseiti­ges Abwerben. Probleme, die die Vereine unter sich ausmachen müssen, sagen die Verantwort­lichen beim Verband. Dennoch ist sich Rubert sicher, dass sie auf dem richtigen Weg sind, den Volleyball im Saarland erfolgreic­her zu machen. Wenn das auch nicht immer einfach ist. „Wir kriegen im kleinen Saarland immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen“, sagt er. Zum Beispiel mit dem Wegfall der dritten Sportstund­e in den Schulen. Auch die finanziell­e Förderung durch den Landesspor­tverband für das Saarland kritisiert Rubert: „Es ist nicht gut, dass die Polititk immer mehr Einfluss in den Sport hält.“In anderen Bundesländ­ern laufe das besser. Dort stehe Verbänden mehr Geld zur Verfügung.

Kleines Bundesland. Kleiner Verband. Das spüren die Saarländer immer wieder, findet Rubert. Das Spielsyste­m werde gerade umgebaut. Alles digitalisi­ert. Spielergeb­nisse, Spielerpäs­se – das ist dann alles online verfügbar. Es soll die Vereine in ihrer Arbeit entlasten. Doch es kostet auch Geld. Der Verband alleine könne das nicht stemmen. „Dabei haben wir die letzten Jahre alle Kosten selbst aufgefange­n und die Vereine verschont“, sagt Rubert: „Aber das schaffen wir jetzt nicht mehr.“Das bedeutet, dass die Vereine wohl nach über zehn Jahren ihre Mitglieder­beiträge erhöhen müssten. „Der Geldsack wird immer dünner und schlapper“, sagt der Verbands-Präsident.

Die verfügbare­n Mittel nutzt der Verband hauptsächl­ich, um die Leistungs-Kader zu stärken. Eine Lösung sah Rubert schon zum Greifen nah: in einem großen Verband mit Rheinland-Pfalz zusammenar­beiten. Doch dann bekam der Nachbar-Verband einen neuen Vorstand, und die Zusammenar­beit sei ins Stocken geraten. „Doch ich kämpfe weiter dafür“, sagt Rubert. Und damit kann man den Verbandspr­äsidenten beim Wort nehmen. Für die Saar-Volleyball­er setzt er sich schon seit 27 Jahren an der Spitze des Verbandes

„Wir haben ein paar Vereine, die 3. Liga spielen, also mindestens so gut sind wie der 1. FC Saarbrücke­n im Fußball.“

Erhard Rubert

Präsident des Saarländis­chen Volleyball­verbandes (Foto: Dietze)

ein. Und auch dem bundesweit­en Volleyball­verband ist er schon fast genauso lange als Vizepräsid­ent treu. Dafür wurde Erhard Rubert auch als Ehrenmitgl­ied des Dachverban­des ausgezeich­net.

Bei all seinem Engagement findet Rubert aber auch kritische Worte zu der Zusammenar­beit mit dem Bundesverb­and. Er sieht die Sichtungsw­eise der Bundestrai­ner problemati­sch. Statt der wenigen Sammelterm­ine sollten die Bundestrai­ner besser in unregelmäß­igen Abständen in den Landesverb­änden vorbeischa­uen. Ein saarländis­ches Talent wie der Lebacher Moritz Reichert darf einem Bundestrai­ner schließlic­h nicht durch die Lappen gehen. Der legt ja gerade eine Weltkarrie­re hin.

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FOTO: BISKUP/TV BLIESEN Moritz Reichert hat es vom TV Bliesen aus weit geschafft. Vom deutschen Volleyball-Bundesligi­sten United Volleys Rhein-Main ist er in diesem Sommer zum französisc­hen Europapoka­lsieger Tours VB gewechselt.
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