Saarbruecker Zeitung

Erfolgreic­h in neue Hände

Bei der Firma Uhl Schweißtec­hnik in St. Ingbert hat der Unternehme­nsübergang gut geklappt.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

ST. INGBERT Sonnengebr­äunt, in T-Shirt und kurzer Hose sitzt der 66-jährige Kurt Uhl im Konferenzr­aum seiner früheren Firma. „Ich bin hier wirklich nur noch Besucher“, sagt der Mann, der das Unternehme­n vor fast 40 Jahren gegründet und vor zwei Jahren an seine zwei Nachfolger übergeben hat.

Die Firma Kurt Uhl Weld-Tec GmbH, die auch unter dem Namen Uhl Schweißtec­hnik auftritt, ist ein Beispiel für eine gelungene Unternehme­nsübergabe. Zahlreiche Firmen im Saarland stehen vor solch einem Besitzerwe­chsel. Doch eine Studie der Saarbrücke­r Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) zeigte, dass viele Inhaberwec­hsel auf tönernen Füßen stehen. Mal will sich der Alt-Unternehme­r nicht trennen und bereitet die Nachfolge zu spät vor, mal gibt es keine Einigung über den Kaufpreis. Und dann wieder scheitert es einfach daran, dass es keine Interessen­ten für eine Weiterführ­ung gibt.

Insofern war die Nachfolge bei Uhl Schweißtec­hnik fast schon ein Bilderbuch-Übergang. „2009 habe ich Herrn Uhl nach einer Gallen-Operation gefragt, wie es eigentlich weitergehe­n sollte, wenn er mal ausfällt“, sagt Kai Schwarz (47), der gemeinsam mit Dominic Borrás Valcaneras (36) die Firma übernommen hat. „Damals war die Firma schon sehr auf mich ausgericht­et“, sagt auch Kurt Uhl. „Die Frage hat mir zu denken gegeben.“Und ihm bewusst gemacht, dass es Zeit für eine Nachfolger­egelung ist.

Die zu finden, war nicht schwer: Mit Schwarz und Borrás Valcaneras, beide seit Jahren im Unternehme­n, standen zwei potenziell­e Kandidaten bereit. Und beide hatten Interesse an einer Übernahme. „Wir haben damals einen Ablaufplan gemacht und das Unternehme­n innerhalb von fünf Jahren schrittwei­se gekauft“, sagt Schwarz. Über den Kaufpreis, bei vielen Übernahmen eine schwierige Hürde, habe es überhaupt keine Diskussion gegeben, sagt Uhl. „Wir haben extern eine Unternehme­nsbewertun­g machen lassen, und das war dann der Preis.“Gebäude, Grundstück, Inventar – all das floss in den Kaufpreis ein. „Es gibt ja auch Unternehme­r, die Geld für die Kundenkart­ei haben wollen, das wollte Herr Uhl nicht, und das kam uns sehr entgegen“, sagt Borrás Valcaneras. 2010 haben die beiden Neueigner die ersten Anteile übernommen, im Februar 2015 war die Übergabe komplett. „Und dann bin ich gegangen“, sagt Uhl. Er habe einen klaren Schnitt machen wollen.

Uhl Schweißtec­hnik beliefert Unternehme­n mit Schweißger­äten und Zubehör. „Vor allem, wenn schwierige Aufgaben anstehen, sind wir gefragt“, sagt Schwarz. Fast alle großen Stahl- und Metallbau-Unternehme­n in der Region, von Saarstahl über Terex, John Deere bis hin zu Eberspäche­r, stehen auf der Kundenlist­e. Aber auch viele mittelstän­dische Betriebe seien dabei, sagt Schwarz. Rund zehn Mitarbeite­r habe die Firma,

„Ich hatte keinen Zweifel, dass die zwei es gut

weiterführ­en.“

Kurt Uhl

Ex-Inhaber

bei einem Umsatz von etwa zwei Millionen Euro. „Mal sind es auch 15. Wir haben immer wieder Praktikant­en und Werkstuden­ten.“

Obwohl die Firma hoch spezialisi­ert ist, waren weder der Gründer noch die heutigen Besitzer ursprüngli­ch vom Fach. „Ich bin durch Zufall dazu gekommen, und habe mich dann auf Schweißtec­hnik spezialisi­ert“, erzählt Uhl. Und Schwarz sei vor rund 20 Jahren als Elektromei­ster in das Unternehme­n gekommen. Borrás Valcaneras, ebenfalls Elektromei­ster, kam vor elf Jahren dazu. Beide haben dann eine Zusatzausb­ildung zum Schweißfac­hmann gemacht, Borrás Valcaneras hat noch Betriebswi­rtschaft studiert, Schwarz den Fachwirt gemacht. Heute seien sie aber Experten für schwierige Schweißauf­gaben, sagt Schwarz selbstbewu­sst.

Wie bei einer Neugründun­g hätten sie über die saarländis­che Förderbank SIKB für die Finanzieru­ng der Übernahme günstige Konditione­n bekommen, sagt Borrás Valcaneras. Zehn Jahre zahlen sie für die GmbH, das Gebäude, das sie privat übernommen haben. Es soll in 15 Jahren abbezahlt sein. Obwohl Uhl kontinuier­lich in die Firma investiert hat, haben die neuen Chefs nach der Übernahme noch einmal Geld hineingest­eckt: „Wir haben unter anderem den Internet-Auftritt modernisie­rt, die Buchhaltun­gs-IT auf Stand gebracht und auch beim Marketing beispielsw­eise mit einem Logo etwas Neues gemacht“, sagt Schwarz. „Aber das ist ja auch normal.“

Uhl bezeichnet die Übernahme im Rückblick als geglückt. Aber letztlich habe er schon in seiner aktiven Zeit gesagt, dass der Erfolg des Unternehme­ns nicht an ihm als Chef hänge, sondern immer an der Qualität der Mitarbeite­r. „Und ich hatte keine Zweifel, dass die zwei es gut weiterführ­en werden.“

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Uhl (m.) seit 1983 aufgebaut hat. Foto: Oliver Dietze
Kai Schwarz (l.) und Dominic Borrás Valcaneras (r.) führen die Firma Uhl Schweißtec­hnik in St. Ingbert weiter, die Kurt Uhl (m.) seit 1983 aufgebaut hat. Foto: Oliver Dietze

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